
Die Streitkräfte der USA und Südkoreas haben am Montag ihr alljährliches Manöver Ulchi Freedom Guardian (UFG) begonnen. Die Übung rückt auch wieder die geopolitischen Risiken, die von der koreanischen Halbinsel ausgehen, in den Vordergrund. Zuvor waren die USA und Nordkorea von ihren harten Positionen einen Schritt zurückgegangen. Doch das Manöver birgt die Gefahr, dass Nordkorea neue Provokationen unternehmen könnte, die sich auch auf die südkoreanische Wirtschaft auswirken können. Zum Thema sagt der Vizedirektor des IBK-Wirtschaftsforschungsinstituts, Cho Bong-hyun:
Ulchi Freedom Guardian startet am 21. August für mehrere Tage. Es gibt die Befürchtung, dass das Militärmanöver zu Provokationen Nordkoreas führt. Nordkorea hatte am 29. Juli eine weitere Interkontinentalrakete (ICBM) getestet und damit die Spannungen auf der Halbinsel weiter verschärft. Die Spannungen lösten im koreanischen Finanzmarkt eine Konfusion aus. Der Won-Dollar-Wechselkurs stieg in den elf Tagen nach dem Start um 20 Won. Die Kreditausfallprämie kletterte um 10 Punkte auf den bisher höchsten Stand. Die Situation hat sich seither ein wenig beruhigt, doch die Sorgen im Markt bleiben bestehen. Analysten gehen davon aus, dass die ausländischen Investoren empfindlich auf Veränderungen im koreanischen Finanzmarkt und der Wirtschaft reagieren werden, besonders bei verschärften Spannungen während der gemeinsamen Militärübungen.
Nachdem US-Präsident Donald Trump Nordkorea am 8. August mit „Feuer und Wut“ drohte, verließen in nur drei Tagen mehr als 1,47 Billionen Dollar die weltweiten Aktienmärkte. Korea, als dem Zentrum der Risiken, verlor in diesem Zeitraum 77,5 Billionen Won. Koreas Kreditrisiko hat sich durch den Streit mit Nordkorea ebenfalls erhöht. Nach Angaben des Korea-Zentrums für Internationale Finanzen erreichte der Kreditausfall-Swap mit 70 Basispunkten den höchsten Wert seit dem 25. Februar 2016. Als sich die Spannungen etwas verringerten, kletterte der koreanische Leitindex Kospi wieder auf 2350 Punkte, und auch der Won-Dollar-Kurs erholte sich langsam wieder. Doch ist es zu früh, aufzuatmen:
Es besteht immer das Risiko eines nordkoreanischen Atom- oder Raketentests. Das Fundament der koreanischen Wirtschaft ist stark, und sie gewöhnte sich an Nordkoreas Provokationen. Doch diesmal ist das Nordkorea-Risiko selber instabil. Nordkorea hat mit den ICBM-Tests weitere Provokationen unternommen, und es gibt Anzeichen für einen sechsten Atomtest. Die USA haben mit einer ebenfalls harten Linie geantwortet, so dass viele glauben, dass sich die Situation auf der Halbinsel nicht leicht beruhigen lässt. Das wird im koreanischen Markt reflektiert.
Das UFG-Manöver, das trotz der Forderungen Nordkoreas und Chinas nach einer Aussetzung begonnen hat, könnte zu neuen Unsicherheiten führen:
Der Konflikt zwischen Nordkorea und den USA hat sich zwar derzeit ein bisschen beruhigt, doch das Risiko bleibt. Falls sich diese Situation fortsetzt, könnte ein Militärschlag Washingtons gegen Pjöngjang Realität werden. Das wäre ein großer Schlag für die koreanische Wirtschaft. Diese zeigt Zeichen einer Erholung, doch mit einer Erhöhung der Spannungen würde dieser Trend einen Dämpfer erfahren. Einige Analysten schätzen, dass Koreas Wachstum um bis zu 1,1 Prozentpunkte zurückgehen könnte, während der Won-Dollar-Kurs 1180 Won erreichen könnte.
Die koreanische Wirtschaft wuchs wieder schneller und die Exporte sind neun Monate in Folge gestiegen. Die Sachinvestitionen und der Verbrauch zeigten ebenfalls Zeichen einer Verbesserung. Die Wachstumsprognose wurde von 2,6% im vergangenen Dezember auf 3% angehoben. Doch sollten die Spannungen mit Nordkorea andauern, könnte die Prognose wieder revidiert werden. Der Verbrauch und die Investitionen könnten zurückgehen. Die Regierung reagiert auf die unsichere Situation:
Im Vergleich zu den früheren Regierungen beobachtet die jetzige Regierung die Lage sehr genau und bereitet sich auf den Ernstfall vor. Seit dem Antritt von Präsident Moon Jae-in haben wir positive Zeichen für die Wirtschaft gesehen. Doch Nordkoreas Provokationen könnten dem Erholungstrend einen Dämpfer versetzen. In der vergangenen Woche sprachen daher der Finanzminister und der Gouverneur der Bank of Korea über die Probleme für die Wirtschaft, und sie versprachen, entschiedene Maßnahmen zur Stabilisierung der Märkte zu unternehmen.
Finanzminister Kim Dong-yeon und BOK-Gouverneur Lee Ju-yeol trafen sich am 16. August. Sie beschlossen, strikte Maßnahmen gegen die Risiken zu ergreifen, die Nordkoreas Nuklear- und Raketenbedrohung darstellen. Der Kospi stieg daraufhin um 0,6% im Vergleich zum Vortag auf 2348,26:
Unsere Wirtschaft kann zwar Risiken, die von Nordkorea stammen, widerstehen, doch ausländische Investoren haben die Tendenz, der Lage auf der koreanischen Halbinsel hohe Bedeutung beizumessen. Wir sollten die Länder und Investoren informieren, dass die koreanische Wirtschaft geopolitischen Risiken widerstehen kann. Auch wenn die Spannungen eskalieren, müssen unsere Unternehmen darauf vorbereitet sein. Die umfassenden Pläne der Moon-Regierung für die koreanische Halbinsel, die eine Erholung der nordkoreanischen Wirtschaft und Fortschritte Südkoreas vorsehen, könnten helfen, ein stabiles Umfeld zu schaffen.
Angesichts der Risiken durch Nordkorea bleibt der Regierung in Seoul nichts anderes übrig, als sich auf alle Eventualitäten vorzubereiten und Maßnahmen für eine friedliche Lösung des Konflikts zu ergreifen.