
Am 9. Februar beginnen in PyeongChang die Olympischen Winterspiele. Der Gastgeber will die Veranstaltung auch nutzen, um der Welt seine moderne Kommunikationstechnologie vorzustellen. Vierte industrielle Revolution, Mobilfunk der fünften Generation, Internet der Dinge, künstliche Intelligenz und virtuelle Realität lauten hierbei die Schlagworte. Der führende südkoreanische Softwarehersteller Hancom will mit seiner Übersetzungs-App GenieTalk olympische Spiele ohne Sprachbarrieren verwirklichen. Chefforscher Kim Mu-jung der Hancom-Tochter Hancom Interfree stellt das Produkt vor:
Rund 50.000 Menschen, darunter Sportler, Funktionäre und VIPs, kommen zu den PyeongChang-Spielen. 150.000 bis 200.000 Touristen werden im Land erwartet. Sie können während ihres Aufenthaltes Schwierigkeiten haben, wenn sie Nahrung oder Medikamente kaufen wollen. Die Olympia-Helfer können GenieTalk für die reibungslose Kommunikation mit ihnen nutzen. Normalerweise helfen Dolmetscher in solchen Situationen, doch die Software kann diese Rolle übernehmen.
GenieTalk übersetzt zwischen Koreanisch und acht Sprachen, darunter Englisch, Japanisch, Chinesisch und Spanisch. Neben Gesprochenem werden auch Texteingaben und sogar Bilder übersetzt. 24.000 freiwillige Helfer wurden im Umgang mit der App fit gemacht. Selbst Dialoge für den Besuch auf einer Polizeiwache beherrscht das Programm.
Für Ausländer ist GenieTalk das Tor nach Korea. Ich habe die App in Gangneung mehrmals getestet. Taxifahrer berichteten, dass die Kommunikation mit Ausländern mittels GenieTalk problemlos klappe. Wir werden während der Spiele rund um die Uhr im Einsatz sein, um eine reibungslose Nutzung sicherzustellen. Die Winter-Spiele von PyeongChang werden später als Olympia ohne Sprachbarriere gelten.
GenieTalk kommt in 8.000 Taxis in der Gastgeber-Provinz Gangwon zum Einsatz. Darüber hinaus sind 1.200 Pendelbusse, 1.400 Unterbringungsorte und 2.000 Restaurants mit der Erfindung ausgestattet. Die Genauigkeit der App wird mit 90 Prozent angegeben.
Seit den frühen 2010er Jahren arbeitet das Forschungsinstitut für Elektronik und Telekommunikation an der Stimmerkennung und -synthese. 2015 investierte das Institut in Hancom, das im April 2016 eine automatische Übersetzung startete. Das Niveau war anfangs schwach aber wurde durch das Versuch-und Irrtum-Prinzip deutlich verbessert. Wir sammelten Wörter und Ausdrücke, die Koreaner im Gespräch mit Ausländern verwenden und brachten diese den Maschinen bei. Durch die Wiederholung des Vorgangs wurde die Anwendung komplexer und erreichte ihr jetziges Niveau.
Hancom wurde 1990 am 9. Oktober, dem Hangeul-Tag oder Tag der koreanischen Schrift, gegründet. Das Unternehmen ist den Südkoreanern vor allem wegen seines Textverarbeitungsprogramms für Hangeul bekannt. Hancom wählte für GenieTalk einen neuen Ansatz. Das Übersetzen Wort für Wort war fehleranfällig, da im Koreanischen viele abgekürzte Formen und Abwandlungen benutzt werden. Die künstliche Intelligenz schuf hier Abhilfe, da sie zunächst den Kontext erfasst und die Bedeutung der Wörter in einem Satz vor diesem Hintergrund entschlüsselt. Je mehr Daten gesammelt wurden, desto präziser wurde die Anwendung. Schließlich wurde ein so hohes Niveau erreicht, dass GenieTalk zur offiziellen Übersetzungs-App der PyeongChang-Spiele wurde.
Hancom präsentierte GenieTalk beim Mobile World Congress und der Consumer Electronics Show, um den fortgeschrittenen Stand seiner Technologie bekannt zu machen. 2016 wurde ein Vorvertrag mit dem Internationalen Olympischen Komitee geschlossen. Wir bieten nun eine auf Olympia zugeschnittene Sprachlösung mit großartigen Übersetzungsfunktionen an.
GenieTalk beherrscht sogar den Dialekt der Gangwon-Provinz und greift auf eine Datenbank mit mehr als 100.000 auf olympische Spiele bezogenen Ausdrücken zurück. Das Programm kennt Wörter und Ausdrücke, die in der Provinz häufig benutzt werden, Fachausdrücke des Sports und die Namen der Athleten. Nach dem Abschluss der Wettkämpfe soll GenieTalk auch für andere Umgebungen genutzt werden.
Ab 2018 haben wir alle zwei Jahre olympische Spiele in Ostasien. Die Sommerspiele 2020 in Tokio und die Winterspiele 2022 in Peking. GenieTalk wird hoffentlich auch bei diesen Veranstaltungen eingesetzt. Gesprächspartner schauen gewöhnlich einander an. Wenn sie sich gegenseitig das Smartphone mit der Übersetzung zeigen, ist das eher unnatürlich. Wir wollen ein tragbares Gerät für die direkte Kommunikation mit Augenkontakt entwickeln. Auch soll die App im Einwanderungsbüro eingesetzt werden. Beamte verwenden viel Fachvokabular und ein neuer Übersetzungsservice ist daher hilfreich. Wir wollen schließlich eine Plattform für maßgeschneiderte Lösungen für bestimmte Situationen entwickeln. Wir bieten den Dienst ab der zweiten Jahreshälfte an.
Hancom hat für die Zukunft der Übersetzungs- und Dolmetschdienste viele Ideen und wird die Winterspiele in PyeongChang als Sprungbrett nutzen.