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Die Banken in Nordkorea

2019-10-03

Schritte zur Wiedervereinigung

© KBS

Wenn nordkoreanische Flüchtlinge, die in Südkorea leben, eine Bank aufsuchen, sind sie meisten anfangs erstaunt, wie bequem es ist, Geld abzuholen. Viele von ihnen sind mit dem Transaktionsvorgang nicht vertraut, selbst wenn sie in ihrer alten Heimat ein Konto bei einer Bank hatten. Wie funktionieren die Banken in Nordkorea? Dazu sagt die aus Nordkorea geflüchtete Kang Mi-jin, die heute als Reporterin bei der Online-Zeitung Daily NK arbeitet:


Nordkoreas Zentralbank hat ihre Filialen in verschiedenen Regionen des Landes. Die Geschichte der Banken geht auf den Dezember 1945 zurück, als die Chosun Bank in ihrer Filiale in Pjöngjang ein “Rechnungsbüro” eröffnete. Am 9. Januar 1946 wurde die Zentralbank auf der Basis der Filialen der Chosun Bank gegründet. Im April desselben Jahres wurde auch die Bauernbank geschaffen. Am 29. Oktober standen die Zentralbank und 58 lokale Banken nicht mehr unter der Kontrolle der sowjetischen Streitkräfte, sondern standen unter direkter Kontrolle des Finanzministeriums im Norden. 


Nordkorea definiert Finanzen als wirtschaftliche Aktivitäten, die staatliche Banken bei der Verwaltung von Geldmitteln durchführen. Es gibt keine klare Unterscheidung zwischen Finanzen und der Staatskasse, weil der Staat das Geld nach seinen eigenen Plänen verteilt:


Nordkorea hat ein sogenanntes Monobankensystem, in dem die Zentralbank auch die Rolle einer kommerziellen Bank übernimmt. Südkoreas Zentralbank, die Bank of Korea, gibt die Landeswährung heraus und hat eine eigene Geldpolitik. Doch verwaltet sie keine Einlagen oder Darlehen. Der Anteil der Kredite in den Banken in Nordkorea ist klein. Sie kontrollieren auch die Unternehmen durch das Geld, ein Phänomen, das “Kontrolle durch den Won” heißt. Alle Unternehmen in Nordkorea haben bloß ein Konto bei der Zentralbank und führen durch sie die Transaktionen durch. 


Die wichtigste Rolle der nordkoreanischen Banken ist es, die Wirtschaft durch Geldpolitik und Unternehmensfinanzierung zu kontrollieren und die Staatskasse für die Führung zu verwalten. So verlangt die Korea Kwangson Banking Corporation unter der Außenhandelsbank, dass alle Nutzer, die mit Devisen handeln, drei Prozent Transaktionsgebühren zahlen, die dazu verwendet werden, Sondermittel sicherzustellen, darunter auch die Fonds für die Führung. Die Rolle der Zentralbank ist es natürlich auch, für einen störungsfreien Geldfluss zu sorgen, indem sie Liquidität abzieht oder im Versicherungsgeschäft über die regionalen Filialen tätig ist. Doch der Geldmangel der Banken macht es für die Menschen schwierig, Geld zu entnehmen. Es ist daher nicht verwunderlich, dass die Nordkoreaner es vermeiden, ihr erspartes Geld bei den Banken zu deponieren. Während der schweren wirtschaftlichen Krise in den 1990er Jahren, auch als mühseliger Marsch genannt, wandten sich immer mehr Menschen von den Banken ab: 


Nordkoreas Finanzpolitik wurde von der Mitte der 90er Jahre an so gut wie unbrauchbar, als eine große Hungersnot und eine extreme wirtschaftliche Schrumpfung einsetzte. Nahezu alle Geldtransaktionen wurden ausgesetzt, während die Herausgabe von Handelspapieren zum Erliegen kam. In der Frühphase des mühseligen Marsches begannen die Menschen zu handeln. Vor den wirtschaftlichen Schwierigkeiten wurden die Waren zu Preisen gehandelt, die der Staat festlegte. Doch die Probleme führten zur Bildung kapitalistischer Märkte, und die staatlichen Preise wurden bedeutungslos. 


Die zentral gelenkte nordkoreanische Wirtschaft war in den 90er Jahren gelähmt. Die Rolle der Zentralbank wurde geringer, weil sie keine Gewinne von den staatlichen Unternehmen mehr einziehen konnte. Die Bürger horteten ihr Geld, soweit sie eine Arbeit hatten. Es tauchten immer mehr private Geldverleiher, die “Geldhändler”, auf: 


Die Nordkoreaner tauschten Dinge gegen andere ein, bevor sich ein kapitalistischer Markt auf natürliche Weise bilden konnte. Die Händler im neuen Markt begannen, die Wechselkurse festzulegen, wie etwa den Dollar oder den Yuan zum nordkoreanischen Won. Die Dealer verdienten dadurch, dass sie Provisionen von lokalen Bürgern oder ausländischen Händlern nahmen. 


Nach einem Bericht der südkoreanischen Korea Development Bank verliehen die privaten nordkoreanischen Gelddealer in den 90er Jahren Geld zu einem monatlichen Zins von 20 Prozent. Doch die Geldmenge für die privaten Darlehen war eher gering. Seit 2010 wurden wertvollere Währungen wie der Dollar oder der chinesische Yuan für die Leihgeschäfte eingesetzt. Die Dealer waren meistens Händler mit erspartem Geld oder es handelten die Ehefrauen von Parteikadern mit Geld. Doch die Rolle der Banken ist wiederbelebt worden:


Falls jemand Geld an seine Kinder oder andere Verwandten schicken will, geht er zu einer lokalen Bank und erhält einen zehnstelligen Code, der als Bankkonto fungiert. Der Code und seine Kartennummer wird an den Empfänger übermittelt. Dieser geht damit zu einer Bank in seiner Region und erhält das Geld. Die Banken nehmen eine Transaktionsgebühr von zehn Prozent. Trotz der hohen Gebühren bevorzugen die Nordkoreaner heute für sichere Transaktionen die Banken vor privaten Verleihern, wenn sie Geld schicken wollen.

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