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Verbraucherpreise mit 13-Monats-Hoch im Januar

#Thema der Woche l 2020-02-10

© YONHAP News

Das Wachstum der Verbraucherpreise in Südkorea lag im Januar zum ersten Mal seit etwa einem Jahr wieder bei über ein Prozent. Die Befürchtung, die Wirtschaft könnte in die Deflationsfalle geraten, wurde dadurch vorerst zerstreut. Doch bleibt abzuwarten, ob der Inflationsanstieg sich fortsetzt, da die Werte des vergangenen Monats noch nicht die Auswirkung durch den Ausbruch der Coronavirus-Infektion reflektieren. Zum Thema sagt der Direktor des Real Good Economic Institute, Lee In-chul:


Nach Angaben von Statistics Korea stieg der Konsumentenpreis-Index im Januar im Vergleich zum Vorjahr um 1,5 Prozent auf 105,79. Die Erhöhung wurde vor allem vom Anstieg der Preise für Öl und Agrarprodukte angetrieben. Die Preise für landwirtschaftliche Produkte sowie Vieh- und Fischereiprodukte erhöhten sich um 2,5 Prozent. Die Preise für Industriegüter gingen um 2,3 Prozent ebenfalls nach oben. Besonders Erdölprodukte schnellten um über 12 Prozent nach oben. Das war der schnellste Zuwachs seit Juli 2018. Dadurch erhöhten sich die Verbraucherpreise um 0,49 Prozentpunkte. Die Preise für Dienstleistungen stiegen um 0,8 Prozent, und trieben somit die allgemeine Inflationsrate um 0,44 Prozentpunkte nach oben. 


Der Anstieg um 1,5 Prozent bei den Verbraucherpreisen im vergangenen Monat war der höchste seit November 2018, als es um 2 Prozent nach oben ging. Der Preiszuwachs verlangsamte sich im vergangenen August auf null Prozent und schrumpfte im Folgemonat um 0,4 Prozent. Das Land erlebte die erste negative Inflation. Doch der Aufschwung setzte im November wieder ein: 


Es gibt drei wichtige Gründe für den Preisanstieg. Erstens, die geringe Inflation im vergangenen Jahr ging zum großen Teil auf den Basiseffekt zurück, da die Preise im Jahr davor relativ hoch waren. Doch die Wirkung des Basiseffekts lässt nach. Zweitens, die Sozialprogramme der Regierung, wie etwa freie Fortbildung und der Ausbau der Gesundheitskostendeckung trugen zur geringen Inflation im vergangenen Jahr bei. Aber auch dieser Effekt schwindet. Drittens, die internationalen Ölpreise stiegen nach dem Konflikt zwischen den USA und dem Iran, während die vorübergehende Steuersenkung für Kraftstoffe vorüber ist. 


Wenn die höheren Preise für Gemüse und Öl nicht die Inflation angetrieben hätten, würde Korea in die Deflation rutschen, einem Phänomen kontinuierlicher Preisrückgänge bei wirtschaftlicher Stagnation:


Koreas Verbraucherpreise stiegen 2019 im Jahresvergleich um bloß 0,4 Prozent. Der langsamste Zuwachs seit 1965 löste die Befürchtung aus, dass es das Vorspiel zu einer längeren Depression wie in Japan sein könnte. Vor 2019 gab es nur zweimal eine Inflation auf Null-Prozent-Niveau: ein Anstieg um 0,8 Prozent nach der asiatischen Finanzkrise 1999 und um 0,7 Prozent während des Ausbruchs der Atemwegskrankheit MERS 2015. Korea verzeichnete bereits Rückgänge wichtiger wirtschaftlicher Indizes, was auf ein langsameres Wachstum hinwies. Das Wachstumspotenzial rutschte auf das Niveau von 2 Prozent, während die Exporte 12 Monate in Folge zurückgingen. 


Einige denken, dass eine niedrige Inflation besser sei für das Land. Doch wenn die Preise über einen längeren Zeitraum  hinweg zu niedrig bleiben, könnte das zu einem längeren Abschwung und einem Teufelskreis von schrumpfenden Unternehmensinvestitionen, geringeren Haushaltseinkommen und schleppendem Binnenverbrauch führen: 


Die Auswirkung des neuen Coronavirus-Ausbruchs auf die Konsumentenpreise wird sich wahrscheinlich im Februar bemerkbar machen. Der Ausbruch der Atemwegserkrankung SARS 2003 hatte keinen wesentlichen Einfluss auf die Preise. Als das Land 2015 von MERS betroffen war, gingen die Preise im Bereich des Sports, der Freizeit und Kultur im Mai und Juni zurück, doch erholten sie sich sofort wieder im Juli. Trotzdem können wir die Möglichkeit nicht ausschließen, dass das Virusproblem die Erholungsimpulse abbremsen und die Preise drücken kann. 


Sollte das Virus also nicht schnell unter Kontrolle gebracht werden, könnte sich erneut der Trend der niedrigen Inflation einstellen. Der Einzelhandel bekommt die Folgen des Ausbruchs bereits zu spüren: 


Die Regierung und die Bank of Korea erwarten, dass der Verbraucherpreis-Zuwachs in diesem Jahr bei über einem Prozent steht. Das Korea Development Institute sagte eine Inflationsrate von 1,3 Prozent, die OECD von 1,1 Prozent voraus. Die Inflation in Korea lag in den vergangenen 14 Monaten unter 2 Prozent. Da die Regierung ihre Sozialprogramme wohl vorerst fortsetzen wird, wird es schwierig, das Ziel von 2 Prozent zu erreichen. Darüber hinaus können nicht erwartete Faktoren wie der Nahostkonflikt und die globale Ausbreitung des neuen Coronavirus den Abwärtsdruck auf die Preise von der Nachfrageseite her verstärken. Mittel- und langfristig ist es nötig, die einheimische Nachfrage anzukurbeln, auch speziell wegen der zurückgehenden Exporte.

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