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COVID-19: FAO-Büro in Pjöngjang zweifelt an Nordkoreas Angaben

2020-02-13

Nachrichten

ⓒYONHAP News

In Nordkorea ist nach eigenen Angaben bisher kein Infektionsfall des COVID-19 bestätigt worden. Es gibt jedoch Anlass, an der Richtigkeit der Angaben zu zweifeln. Ein Grund ist schon allein die geografische Lage des Landes. Nordkorea grenzt an China an, wo das neuartige Coronavirus ausbrach. Angesichts der internationalen Sanktionen ist der kommunistische Nachbar der einzige Rettungsanker für Nordkorea, eine völlige Abschottung ist daher nicht möglich. Zudem sind dortige medizinische Anlagen und das Niveau der medizinischen Behandlung rückständig.


Andererseits ist die isolierte Lage des Landes vorteilhaft. Blockaden und Reisebeschränkungen lassen sich in der stark kontrollierten nordkoreanischen Gesellschaft leichter umsetzen. Auch die Medien können kontrolliert und Berichte manipuliert werden. Es gibt nur wenige Direktflüge zwischen Nordkorea und dem Ausland, daher sind lediglich auf den Flugstrecken nach China Quarantänemaßnahmen erforderlich. Mit der Abriegelung der Grenze kann Nordkorea eventuelle Kanäle für eine Einschleppung des neuen Virus de facto blockieren. Selbst wenn Verdachtsfälle oder bestätige Infektionsfälle gemeldet würden, würde die Information nicht durchsickern, wenn die Behörden eine Berichterstattung unterbinden. Daher sei Nordkoreas Behauptung, dass es dort keine Infektionen des COVID-19 gebe, wenig glaubwürdig, heißt es. Das Büro der UN-Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO) in Pjöngjang nannte zwar keinen konkreten Grund, warum es Nordkoreas Angaben nicht traut. Skepsis scheint aber dennoch angebracht zu sein.


Nordkorea setzt alle Hebel in Bewegung, um zu verhindern, dass das neuartige Coronavirus ins Land eingeschleppt wird und sich ausbreitet. Die staatliche Zeitung „Rodong Sinmun“ schrieb am 29. Januar, dass die Angelegenheit als Frage behandelt werden müsse, die mit der Existenz des Staates zusammenhänge. Entsprechend herrschte in Nordkorea eine Krisenstimmung, sodass drastische Maßnahmen auf den Weg gebracht wurden. Das Land sperrte die Grenze zu China ab und verhängte ein vollständiges Einreiseverbot für chinesische Touristen. Alle Ausländer, die aus China einreisen, unterliegen einer einmonatigen Quarantäne sowie einer gründlichen medizinischen Beobachtung. Einer unbestätigten Nachricht zufolge sind alle ausländischen diplomatischen Vertretungen in Pjöngjang blockiert.


Die Betonung der Existenz des Staates ist in vielerlei Hinsicht bedeutungsvoll. Die nordkoreanische Wirtschaft ist praktisch vollständig von China abhängig. Daher bereiten die Grenzsperrung und das Verbot oder die Einschränkung des Austauschs Nordkorea unvermeidlich einen großen Schaden. Nordkoreas Exporte nach China und dessen offizielle und inoffizielle Unterstützung werden erschwert. Wie verlautete, spürten die Nordkoreaner die Auswirkungen im Alltag bereits. Denn auf nordkoreanischen Märkten werden vor allem Waren aus China gehandelt. Jedoch kam infolge der Grenzsperrung keine Ware mehr ins Land, die Preise auf den Märkten schnellten folglich in die Höhe. Viele Einwohner sind in ihrer Existenz bedroht.


Wenn von Existenzfragen gesprochen wird, dann ist die Existenz des Staates gleichbedeutend mit der Existenz des Kim Jong-un-Regimes. Der Corona-Ausbruch hat dem chinesischen Staatspräsidenten Xi Jinping eine politische Krise beschert. Peking hatte erste Warnungen vor dem Virus als haltlose Gerüchte zurückgewiesen und damit die „goldene Zeit“ für die Eindämmung der neuen Krankheit verpasst. Xi stellt sich im Kampf gegen COVID-19 nicht ins Zentrum. Stattdessen konzentriert er sich darauf, für die Kommunistische Partei und die Regierung nachteilige Nachrichten zu unterdrücken. Sollte der chinesische Staatschef, quasi der Beschützer von Kim Jong-un, ins Wanken geraten, könnte auch Kims Macht erodieren. Eine wirtschaftliche Krise könnte die ohnehin instabile Machtgrundlage kollabieren lassen, heißt es. Einige Beobachter meinen, dass diese Situation Druck auf Nordkorea ausüben und dessen Rückkehr zu den Atomverhandlungen bewirken könnte.

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