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Essen in den Volksliedern

#Musik verbindet l 2020-07-29

Musik verbindet


Das Volkslied „Chulinga“출인가 aus der Region Gyeonggi wurde von einer Abschiedszene zwischen den literarischen Figuren Chunhyang und Lee Mong-ryong inspiriert. Die jungen Liebenden wollen am Pavillon Orijeong오리정 voneinander Abschied nehmen, wo es zu einem regen Verkehr kommen kann. Denn nicht weit entfernt vom Pavillon befindet sich das Provinzbüro und die Beamten begrüßen oder verabschieden dort gern ihre Ehrengäste. Und auch anderen, die eine längere Reise vor sich haben, dient der Pavillon als Abschiedsort. Chunhyang hat sicher ihren ganzen Mut zusammennehmen müssen, um den belebten Treffpunkt aufzusuchen. In dem Lied „Chulinga“ wird weiterhin beschrieben, wie Chunhyang für ihren geliebten Mong-ryong etwas zum Essen vorbereitet hat. Um welche Köstlichkeiten es sich dabei genau handelt, das erfährt man an der folgenden Liedstelle. Dort heißt es:


Beladen mit Chilischoten, säuerlichem Kimchi, Tintenfisch und Abalonen

sowie mit Honig versüßtem Schnaps breche ich zusammen mit Hyangdan auf,

zum Pavillon Orijeong, zum Pavillon Orijeong.


Chilischoten und Kimchi waren im alten Korea weit verbreitet, doch Tintenfisch und Abalonen waren damals wie heute geschätzte Spezialitäten. Die Auswahl der Speisen und nicht zuletzt der mit Honig versüßte Schnaps spiegeln sehr gut Chunhyangs Fürsorge und Liebe für Mong-ryong wider.


Das koreanische Wort für Familie lautet „Sikgu“, was auch übersetzt werden kann mit „Personen, die zusammen essen“. In der Vergangenheit waren Nahrungsmittel nicht so reichlich vorhanden wie heute und ein gemeinsames Essen war gleichbedeutend mit gemeinsamem Leben, was essenziell eine Familie ausmacht. Im Pansori Heungboga흥보가 wird der plötzlich zu Reichtum gekommene Heungbo von seinem älteren Bruder Nolbo 놀보 besucht. Heungbos Ehefrau erinnert sich, wie herzlos Nolbo sich gegenüber ihrem Ehemann verhalten hat, als sie noch arm waren. Sie verabscheut ihren Schwager, dennoch lässt sie ein opulentes Mahl auftischen, da er zur Familie gehört. Beschrieben wird das teure und kostbare Geschirr wie Messingware aus Anseong, lackierte Teller aus Tongyeong, Silberbesteck, Grill aus Kupfer, mit Perlmutt eingelegte Schalen sowie aus China importierte Schüsseln. Und diese sind gefüllt mit den unterschiedlichsten Leckereien aus Fleisch, Meeresfrüchten und Bergkräutern sowie Reiskuchen. Damit hat sie einerseits ihre Verpflichtung gegenüber dem Schwager erfüllt, andererseits konnte sie auf diese Weise dem gierigen Nolbo unter die Nase reiben, wie gut es ihnen nun geht. 


An der Liedstelle im Pansori, in der Heungbos Frau verschiedene Fleischgerichte zubereitet, heißt es unter anderem:


Ein Bronzeofen wird mit hochwertiger Kohle angeheizt.

Ein fettreiches Stück Rindfleisch wird mit einem scharfen Messer in Scheiben geschnitten.

Das Fleisch wird mit Sesam und Sesamöl gut durchmischt

und auf verschiedene Teller verteilt.

Zu dem Fleisch kommen Bergkräuter, Farnkraut, Brunnenkresse und würzige Brühe.

Vermeide Essstäbchen aus Stahl, sonst verbrennt man sich an der Hand.

Verwende stattdessen Essstäbchen aus Holz.

Nimm ein Stück Fleisch, tunke es in die köstliche Soße und genieße es.


Bei der Beschreibung läuft einem schon das Wasser im Munde zusammen. Man kann fast schmecken, wie das saftige Fleisch auf der Zunge zergeht. In dieser Passage erfährt man zudem, wie in der Vergangenheit Essen zubereitet und gegessen wurde. Auch heute noch begrüßt man sich in Korea mit der Frage, ob man schon etwas gegessen hat. Und wenn man sich bedanken will, tut man das oftmals mit einer Einladung zum Essen. Das gemeinschaftliche Essen ist somit eine wichtige Handlung, die die zwischenmenschlichen Beziehungen stärkt. In Korea wird aber nicht nur für die Lebenden, sondern auch für die Toten aufgetischt. In dem Volkslied „Jejeon제전“ wird beispielsweise beschrieben, wie eine junge Witwe am Grab ihres verstorbenen Ehemanns sorgfältig zubereitete Opfergaben darbietet. Das zeigt, dass in Korea selbst nach dem Tod das Essen weiterhin eine wichtige Rolle spielt. 


Musik

  1. „Chulinga“, gesungen von Lee Geum-mi 출인가 / 소리 이금미
  2. Ausschnitt aus dem Pansori „Heungboga“, gesungen von Oh Jeong-suk 놀보가 홍부집을 찾아감 / 소리 오정숙
  3. „Jejeon“, gesungen von Shin Jeong-ae 제전 / 소리 신정애

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