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Auswirkungen des CO2-Grenzausgleichs auf Südkoreas Industrie

#Thema der Woche l 2021-07-19

ⓒ Getty Images Bank

Die Europäische Union plant im Rahmen ihrer Anstrengungen zur Erreichung der Klimaneutralität bis 2050  die Einführung einer CO2-Abgabe auf Importwaren. Diese offiziell als CO2-Grenzausgleich-Mechanismus benannte Verordnung sieht vor, dass auf bestimmte in die EU importierte Güter ein CO2-Preis erhoben wird. Die Höhe des Preises soll sich nach den Kohlendioxid-Emissionen richten, die bei der Herstellung entstehen. Die Maßnahme wird als effektiver Weg gegen den Klimawandel gesehen, aber zugleich auch als eine Art Handelsbarriere. Die Umsetzung könnte sich negativ auf koreanische Exporteure auswirken, die große Mengen von Treibhausgasen ausstoßen. Zum Thema sagt der Direktor des Global Economic Research Institute, Kim Dae-ho:


Mit dem CO2-Ausgleich werden Abgaben auf importierte Güter erhoben, die beim Herstellungsprozess mehr Kohlendioxid emittiert haben als solche, die in den EU-Mitgliedstaaten produziert wurden, oder auf Güter, die nach dem Eintritt in die Region mehr Emissionen produzieren. Der grundlegende Zweck ist, die Umwelt durch die Reduzierung von CO2-Emissionen zu schützen. Die EU hat strenge Regeln gegen CO2-Emissionen in Kraft gesetzt. Europäische Unternehmen haben Güter produziert, für die in den vergangenen 20 Jahren CO2-arme Energiequellen genutzt wurden, obwohl dies mehr Kosten bedeutete. Die Produkte sind daher teurer als solche, die auf herkömmlich Weise produziert wurden. Sie können daher im Vergleich zu Herstellern, die große CO2-Emissionen erzeugen, ihre Marktwettbewerbsfähigkeit einbüßen.


Die Europäische Kommission verkündete ihr “Fit for 55”-Paket am 14. Juli. Die Idee ist, die CO2-Emissionen bis 2030 um mindestens 55 Prozent im Vergleich zum Niveau von 1990 zu verringern: 


Die CO2-Grenzabgabe wird zunächst auf fünf Importprodukte erhoben, Stahl, Aluminium und Düngemittel eingeschlossen. Es wird damit gerechnet, dass die Maßnahme der koreanischen Stahlindustrie schaden wird. Die Stahlherstellung umfasst die Erhitzung von Eisenerz, und in diesem Prozess wird Kohlendioxid ausgestoßen. Stahlexporte in die EU werden zu hohen Abgaben führen. Die Schätzungen der Kommission deuten an, dass Korea 2026 über eine Milliarde Dollar zahlen müsste, dem ersten Jahr des CO2-Ausgleichs. Stahl ist nicht die einzige Kategorie der neuen Maßnahmen, die sich direkt auf Länder auswirken wird, die als CO2-intensiv gelten und auf die Produktion fokussiert sind, wie etwa Südkorea, China und Russland. Die Auswirkung auf Korea wird voraussichtlich geringer ausfallen als im Fall von China und Russland, doch hat Korea im Vergleich zu den fortgeschrittenen Volkswirtschaften hohe CO2-Emissionen.


Nach einem Bericht des staatlichen Koreanischen Instituts für Internationale Wirtschaftspolitik entspricht eine Abgabe von 30 Euro pro Tonne CO2 einem zusätzlichen Importzoll von 1,9 Prozent. Die jährliche CO2-Abgabe für Korea würde demnach mehr als eine Milliarde Dollar betragen:


Für diese fünf Produkte, darunter Stahl, Aluminium und Düngemittel, müssten die Hersteller keine CO2-Emissionen produzieren oder diese reduzieren. Zu diesem Zweck ist es nötig, zu Wasserstoff-, Wind- oder Solar-Ressourcen für die Energieherstellung zu greifen. Doch ist es nicht einfach, das bestehende Energiesystem innerhalb von fünf Jahren zu einem komplett neuen zu transformieren. Doch Südkorea sollte auch nicht den Güterexport in die EU stoppen. Es wird schließlich Abgaben zahlen müssen. Es ist also notwendig für das Land, neue Anlagen für erneuerbare Energien zu bauen und den Prozess von Niedrig-CO2- auf CO2-freie Energiequellen zu beschleunigen. Auch sollte Korea die EU davon überzeugen, für das Land eine Ausnahme zu erlauben, wenn die CO2-Abgabe umgesetzt wird. Eine WTO-Regelung wendet niedrigere CO2-Abgaben unter bestimmten Umständen an.


Insbesondere die Autoindustrie ist wegen der neuen EU-Klimapolitik beunruhigt, die den Verkauf von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren ab 2035 verbietet. Für den südkoreanischen Autobauer Hyundai Motor wird der Anteil an Elektrofahrzeugen bis 2035 voraussichtlich nur 42 Prozent erreichen. Hyundai muss also auf die Situation rascher reagieren:


Die EU ist ein bisschen schneller aktiv geworden, und die ganze Welt wird wahrscheinlich Maßnahmen zur CO2-Neutralität ergreifen. Die USA werden ihre Pläne zu einem CO2-Grenzausgleich frühestens August oder Anfang September ankündigen. Korea exportiert größere Gütermengen in die USA als in die EU. Um weiter seine Waren in den USA zu verkaufen, sollte Korea die CO2-Abgabe als unvermeidbar betrachten. Falls Europa und die USA den CO2-Ausgleich umsetzen, wird China keine Wahl haben, als dem zu folgen, auch wenn es jetzt noch nicht daran denkt. Ich würde sagen, die CO2-Politik der EU hat eine Büchse der Pandora geöffnet.  


Die koreanische Regierung hat ebenfalls ihr Ziel angekündigt, bis 2050 Klimaneutralität zu erreichen:


Exporte haben die koreanische Wirtschaft angetrieben. Wenn der CO2-Grenzausgleich zu einem unaufhaltbaren Trend wird, hat Korea keine andere Wahl, als sein Industriesystem auf eine Weise zu überarbeiten, die Kohlendioxid-Emissionen von der Produktionsphase an zu reduzieren. Doch kann das bestehende System nicht die Zukunft garantieren. Selbst jetzt muss die Regierung den Menschen erklären, dass die CO2-Abgabe ein unvermeidlicher Trend ist, und einen Stufenplan entwickeln, um mit der Situation effektiv umzugehen.

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