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Jeon Kwang-yong: „Kapitan Lee “

2018-08-14


Aus dem Sendeinhalt:


Bang Min-ho, Professor für Literaturwissenschaft an der Seoul National University: 

Der Protagonist der Geschichte, Dr. Lee In-gook ist jemand, der zu jeder Zeit Gewinn zu machen versteht. Er hat die Zeit der japanischen Besatzung erlebt, nach der Befreiung Koreas in Nordkorea gelebt, wo die sozialistische Ideologie der Sowjetunion herrschte, und ist dann während des Koreakrieges in den Süden gekommen, wo er sich an die amerikanisch beeinflusste Gesellschaft angepasst hat. Er ist ein soziales Chamäleon, jemand, der je nach Umfeld seine Farbe wechselt. Sein eigentlicher Charakter ist kaum greifbar. Es gibt wohl in der koreanischen Literatur keine andere Geschichte, die jemanden beschreibt, der wandlungsfähig ist wie Dr. Lee in Jeon Kwang-yongs “Kapitan Lee”.



Für Dr. Lee, einen getreuen Kollaborateur des japanischen Regimes, brechen ungemütliche Zeiten an. Er wird von der Polizei festgenommen und kommt ins Gefängnis. Er lässt sich durch den Kopf gehen, was man ihm alles anlasten könnte – projapanische Aktivitäten, Volksverrat, Spionage, und die Weigerung, anti-japanische Aktivisten zu behandeln. Das hieße lebenslänglich, vielleicht sogar Todesstrafe. Doch Reue zeigt Dr. Lee nicht.



“Was sollte ich denn anderes tun? Was soll man von einem kolonialen Untertan den schon erwarten? Was hätte es denn genutzt, wenn ich einen Aufstand gemacht hätte? Einige haben sich bei den Japanern nicht eingeschleimt. Schön dumm waren die, dass sie die nicht einfach mitgenommen haben. Ach, schließlich sind sie doch alle gleich.“ 


Plötzlich sah er die Gesichter seiner Tochter Na-mi und seines Sohnes Won-shik vor sich. Er ballte die Fäuste, spannte das Gesicht an, als hätte er einen Krampf und entspannte es dann zu einem schiefen Lächeln.

„Ich habe die verwarzten Japse überlebt und die klebrigen Ruskis. Was sollten mir die Amis schon anhaben können? Wenn es eine Revolution gibt, bitte schön. Wenn die Regierung wechselt, von mir aus. Lee In-gook findet immer einen Ausweg. Und es gab schon Schlimmere als mich.“




Jeon Kwang-yong (1919-1988) wurde in Bukcheonggun in der Provinz Hamkyeongnam-do geboren. Er debütierte im Jahr 1939 mit der Geschichte „Die Prinzessin und das Kaninchen in den Sternen“ in der Zeitung Dong-a-Ilbo Zeitung. Zu seinen bekanntesten Geschichten zählen „Insel Heuksan“ (Heuksan-do), „Kapitan Lee“und die Romane „Nackte Körper (Nasin)“ und „Fenster und Wand“ (Changgwa byeok).

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