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Anhebung des Rentenalters

#Thema der Woche l 2019-06-10

© YONHAP News

Wirtschafts- und Finanzminister Hong Nam-ki hat eine Diskussion über die Anhebung des Rentenalters angeregt. Dieses liegt in Südkorea zurzeit bei 60 Jahren. Wirtschaftsprofessor Choi Bae-geun von der Konkuk Universität sagt zum Hintergrund des Vorschlags: 


In Südkorea vollzieht sich der demografische Wandel rasch. Der Anteil der Bevölkerung unter 50 Jahren schrumpft, während der Anteil der über 50-Jährigen steigt. Die Bevölkerung im Alter von 60 Jahren oder höher soll jährlich um 540.000 zunehmen. In der Altersgruppe der 15-49-Jährigen soll der Rückgang im Schnitt 340.000 betragen. Das heißt, immer weniger Menschen arbeiten und die Zahl der Ruheständler steigt schnell. Die Situation wird sich verschlechtern, wenn in den kommenden fünf Jahren die zwischen 1955 und 1964 geborenen Babyboomer in Rente gehen. Die chronisch schwache Geburtenrate und steigende Zahl der Rentner werden unvermeidlich zu einer zunehmenden gesellschaftlichen Belastung.


Vor zwei Jahren begann die Erwerbsbevölkerung erstmals zu schrumpfen. Zwischen 2020 und 2023 wird diese Altersgruppe jährlich um 200.000 Menschen kleiner, nach 2025 soll sich der Rückgang noch einmal verdoppeln. Dass die Rentner nicht gerne Geld ausgeben, belastet den Binnenkonsum zusätzlich. In dieser Situation wären positive Effekte zu erwarten, wenn Menschen auch jenseits des Rentenalters arbeiten.


Wenn Menschen länger arbeiten, verzögert sich auch die Auszahlung deren Rente. Dies würde die finanzielle Last der Regierung erheblich verringern. Auch würde dem erwarteten Arbeitskräftemangel entgegengesteuert. Wird das Problem der steigenden Zahl der Senioren ignoriert, droht auch ein negativer Einfluss auf den Finanzmarkt. Ältere Bürger investieren bevorzugt in sichere Anlagen wie Anleihen. Eine geringere Nachfrage nach Aktien könnte den Schwung aus der Börse nehmen. Wenn Menschen länger arbeiten, können sie glücklicher sein und gesund bleiben. Insofern ist die Anhebung des Rentenalters aus meiner Sicht ein unvermeidlicher Trend.


Zurzeit unterstützen 100 Beitragszahler im Alter zwischen 15 und 64 Jahren 20,4 über 65-Jährige. Wird das Rentenalter von 60 auf 65 Jahre angehoben, würde der Wert auf 13,1 sinken. Ein weiterer positiver Effekt für den Staat sind höhere Steuereinnahmen. Daher entschieden sich bereits viele Länder für eine spätere Rente.


Nordeuropäische Länder haben schrittweise das Rentenalter erhöht, weil eine plötzliche Anhebung als Schock empfunden würde. In den USA und in Großbritannien gibt es kein gesetzliches Rentenalter. In den 1980er Jahren war dieses zur Vermeidung von Altersdiskriminierung abgeschafft worden. Jedoch genießen Unternehmen in diesen Ländern mehr Freiräume bei der Einstellung und Entlassung von Arbeitnehmern. Deutschland beschloss eine Anhebung des gesetzlichen Rentenalters von 65 auf 67 Jahre.


Japan kann Südkorea als Beispiel dienen. 2013 hatte die dortige Regierung eine Gesetzesänderung beschlossen, nach der Arbeitnehmer auf eigenen Wunsch bis zum Alter von 65 Jahren arbeiten können. Den Unternehmen wurden drei Optionen eingeräumt: eine Anhebung oder Abschaffung des Rentenalters oder die Wiedereinstellung als Vertragsarbeiter. Die Unternehmen garantieren eine Beschäftigung bis zum Alter von 65 Jahren und dürfen im Gegenzug das Instrument des Wage Peak nutzen. Gemeint ist, dass Arbeitnehmer bereits einige Jahre vor dem Erreichen des Rentenalters ein niedrigeres Gehalt akzeptieren müssen. Eine solche Staffelung der Löhne erfordert jedoch einen gesellschaftlichen Konsens. 


Wird das Rentenalter angehoben, könnten Beitragszahler ihre Renten später erhalten als zunächst erwartet. Solange sie Arbeit finden, stellt dies kein Problem dar. Im anderen Fall haben sie in der Übergangszeit bis zum neuen Rentenbeginn aber kein Geld. Auch könnte dies ihre Rente insgesamt schmälern, wenn sie zum Schluss nicht mehr einzahlen können. Es wird zu Konflikten kommen, wenn die Regierung keine ergänzenden Maßnahmen trifft.


Große Sorge gilt außerdem dem Generationenkonflikt. Die Arbeitsmarktlage für junge Menschen ist schwierig. Ihre Situation würde sich verschärfen, wenn mehr ältere Menschen arbeiten. Manche Experten wenden ein, dass eine erneute Anhebung zu früh käme. Denn erst vor drei Jahren war das Rentenalter auf 60 Jahre erhöht worden. Professor Choi teilt diese Bedenken. 


Es wäre besser, das Rentenalter Schritt für Schritt und nicht auf einmal von 60 auf 65 Jahre anzuheben. Etwa alle zwei Jahre um ein halbes oder ein Jahr, um den Schock abzufedern und die Belastungen für die Unternehmen zu verringern. Wer länger arbeiten darf, muss sich mit geringeren Arbeitszeiten und Löhnen abfinden.


Die Regierung muss weitere Diskussionen über diese entscheidende Angelegenheit einleiten. Auch muss die Anhebung des Rentenalters gründlich vorbereitet werden.

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