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Vielversprechende Exportmärkte nach der Covid-19-Pandemie

#Thema der Woche l 2020-06-01

ⓒ Getty Images Bank

Südkoreas Exporte sind in den ersten 20 Tagen im Mai im Vergleich zum gleichen Vorjahreszeitraum um 20 Prozent zurückgegangen. Das exportorientierte Land bekommt die Folgen der Covid-19-Pandemie stark zu spüren. In dieser Situation wird die Abkürzung HOUSE zu einem Schlüsselwort für vielversprechende Exportmärkte in der Zeit nach der Pandemie. Das Wort erschien in einem Bericht des Instituts für Internationalen Handel. Der leitende Institutsforscher Sohn Chang-woo:


Koreas Exporte erreichten im April 36,5 Milliarden Dollar, um 25 Prozent weniger als im vergangenen Jahr. Der kräftige Rückgang ist auf die globale wirtschaftliche Rezession und das schrumpfende Handelsvolumen zurückzuführen, die durch den Covid-19-Ausbruch verursacht wurden. Der Internationale Währungsfonds und die Welthandelsorganisation haben bereits einen negativen Ausblick für die Weltwirtschaft und den Handel veröffentlicht. Auch Koreas Exporte werden unvermeidlich sinken. Um die Exporte zu stützen, ist es nötig, strategische Exportmärkte zu erschließen und vielversprechende Exportgüter zu fördern. 


Am 28. Mai teilte die Bank of Korea mit, dass sie wegen der Folgen von Covid-19 ihre diesjährige Wachstumsprognose für Südkorea von 2,1 Prozent auf 0,2 Prozent gesenkt habe. Der Exportrückgang im April führte zudem zum ersten Handelsdefizit in 99 Monaten. HOUSE wird als mögliche Lösung gesehen: 


Die globale Pandemie hat Veränderungen in Lebens- und Konsummustern gebracht. Bemerkenswerte Veränderungen konnten in fünf Bereichen ausgemacht werden, darunter Gesundheitswesen (healthcare), Online, un-tact-Dienste, smarte Infrastruktur und Heimwirtschaft. HOUSE ist ein Wort, das aus den Anfangsbuchstaben dieser fünf Worte zusammengesetzt ist. Ankurbelungsmaßnahmen der Regierungen werden vor allem ergriffen, um die Medizin- und Gesundheitssysteme zu verbessern, die smarte Infrastruktur zu erweitern und die Büroautomatisierung zu fördern. Die Google-Suchdaten zeigen, dass zahlreiche Verbraucher in der ganzen Welt angesichts der Verbreitung von Covid-19 im März und April vor allem Wörter wie Quarantäne, Gesundheitsfürsorge, Medizin, Freizeitaktivitäten in der Wohnung sowie un-tact-Konsum aufriefen. Forschungsinstitute und Medienunternehmen in Korea und im Ausland berichten über eine wachsende Nachfrage nach Diensten, die in Verbindung mit der Betreuung von Kindern und Haustieren sowie der Expansion der Heimwirtschaft, der intelligenten Arbeit und un-tact stehen.  


Durch un-tact-Dienste, oder berührungslose Dienste, können Konsumenten und Anbieter Kontakte des direkten Gegenübers vermeiden. Im Februar und März verzeichnete Korea einen kräftigen Anstieg der Exporte von Haushaltsgeräten, Artikeln des täglichen Bedarfs und verarbeiteten Lebensmitteln. Auch die Märkte für Fortbildung und Kinderbetreuung sind deutlich gewachsen, da mehr Menschen von Zuhause arbeiten müssen und die Schulen geschlossen wurden:


Seit dem Covid-19-Ausbruch expandiert der un-tact-Servicemarkt in den USA. Die Online-Bestellungen bei Amazon und Essenslieferdienste nehmen zu. Die zunehmende Nachfrage für Lieferungen bedeutet auch eine Geschäftschance für Dienste, die selbstfahrende Fahrzeuge, Drohnen und Roboter einsetzen. Was die Gesundheit betrifft, so meiden immer mehr Menschen Fitnessstudios und machen stattdessen ihre Übungen zuhause. Im Segment für Haushaltsgeräte ist der Bedarf an Homeoffice-Produkten gewachsen. 


Koreas Exporte in die USA erreichten im vergangenen Jahr wertmäßig 73,3 Milliarden Dollar, das waren 13,5 Prozent aller Ausfuhren. Korea muss daher seinen Fokus stärker auf un-tact-Dienste richten, um seine Exporte nicht nur in die USA, sondern auch nach China zu steigern:


China beschloss, die Infrastruktur-Investitionen vorzuziehen, um die wirtschaftlichen Folgen der Covid-19-Pandemie aufzufangen. Am 4. März kündigte das Ständige Komitee des Politbüros an, dass China in sieben Bereichen einer “neuen Infrastruktur” investieren wird. Das sind die 5G-Netze, Hochspannungübertragungs-Einrichtungen, Stadtbahnsysteme, Ladestationen für Elektroautos, Datenzentren, künstliche Intelligenz und das industrielle Internet. Korea könnte sich entsprechend stärker auf seine ICT-Exporte wie Modemchips, Halbleiterteile sowie Netzausrüstung für die 5G-Netze konzentrieren. 


Auch zeigt China stärkeres Interesse an der Telemedizin, die 2014 eingeführt wurde. Es wird erwartet, dass der chinesische Markt bis 2025 einen Wert von 94,8 Milliarden Yuan, oder etwa 13,2 Milliarden Dollar, erreichen wird. Auch in Japan wachsen als Folge der Pandemie die Märkte für Gesundheitsprodukte und verschiedene un-tact-Dienste. In Europa werden die Konsumenten vermutlich mehr Haushaltsgeräte und Haustierprodukte kaufen, während die Nachfrage in Indien nach Medizin- und Hygieneprodukten sowie persönlicher IT-Ausrüstung zunehmen dürfte. Im Nahen Osten könnten sich die Bereiche Verkehrsinfrastruktur und Bauausrüstungen als vielversprechende Exportmärkte entwickeln: 


Wachsende Unsicherheiten in der Weltwirtschaft werden es vermutlich für die koreanischen Unternehmen schwieriger machen, Auslandsmärkte zu finden. Es ist wichtig, sich angesichts der globalen Trends und vielversprechender Produkte in bestimmten Zonen Nischenmärkte anzunähern. Zahlreiche Länder werden wahrscheinlich ihr System für die Gesundheitsfürsorge ausbauen. Korea könnte also sowohl politische Beratung als auch entsprechende Systeme durch öffentlich-private Kooperation exportieren. Große und mittelgroße Unternehmen könnten Konsortien organisieren, um in den Infrastrukturmarkt vorzustoßen. Technikunternehmen sollten ihren Fokus auf die Technologie in Verbindung mit der Telemedizin und un-tact-Diensten richten. Sie könnten auch Informations- und Exportförderungsprogramme des koreanischen Verbands für Internationalen Handel und der Behörde für die Förderung von Handel und Investitionen nutzen.

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