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Kim Sin-u: „Die Frau, die nur noch ihre Erinnerungen hatte“ (Teil 1)

2021-01-12

ⓒ Getty Images Bank

Auf 93.1 Megahertz lief leise Klaviermusik Sie schien auf dem Fahrersitz eingeschlafen zu sein. Die Blätter der Bäume am Straßenrand färbten sich bereits tiefgelb, doch die Herbstsonne schien noch recht warm vom Himmel. 

Effekt 1

Jemand öffnete die Beifahrertür. Sie öffnete die Augen. In diesem Moment fiel ein großes Blatt von einem Baum auf die Windschutzscheibe. 

“Mama?“

Rumi trug ihre Schuluniform. Die Schuluniform, die sie noch nicht ein einziges Mal getragen hatte. Ein seltsamer Anblick für Yi-gyeong, die Mutter, der sie ein wenig frösteln ließ. 

Auf der großen Anzeigetafel am Eingang der Schule, die nur ein paar Straßen entfernt war, lief ein Video mit Untertiteln, das die neuen Schüler begrüßte. Es war ein seltsames Gefühl für Rumi, dass sie nun zum allerersten Mal keinen Online-Unterricht, sondern Unterricht in einem richtigen Klassenzimmer haben sollte.


Das Leben der Menschen in der Untact Zone sah weitgehend so aus: Nachdem sich der Markt auf ein nicht-persönliches System verlagert hatte, war das Einkaufen in Kaufhäusern, Supermärkten und Geschäften nur durch online möglich. Auch Bankgebäude verschwanden, und Transaktionen waren nur über Internetbanking möglich. Krankenhäuser hatten eine medizinische Grundversorgung durch Telemedizin eingerichtet, so dass sich das Ausgehen auf einen Spaziergang im Park beschränkte.




Kim Sin-u, geboren 1978, veröffentlichte ihre erstes literarisches Werk im Jahr 2001. Die Erzählung „Die Frau, die nur noch ihre Erinnerungen hatte“ erschien 2020. Die Geschichte spielt in nicht allzu ferner Zukunft, im Jahre 2028.

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