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Eskalierende Proteste gegen Landwirtschaftsreform in Indien

#Asien Kompakt l 2021-01-27

Kreuz und Quer durch Korea

ⓒ YONHAP News

In Indien eskalieren die seit etwa zwei Monaten andauernden Proteste der Bauern gegen neue Landwirtschaftsreformen. 


Am gestrigen Dienstag, dem indischen „Tag der Republik“, sind zehntausende Bauern, die vor den Toren Delhis ausgeharrt hatten, nun doch noch mit Traktoren bis in das Zentrum der indischen Hauptstadt vorgedrungen, wie NDTV und andere lokale Medien berichteten. Die Landwirte hatten offenbar bewusst ihren Marsch auf Delhi auf den 26.Januar gelegt, da Indien jedes Jahr an diesem Tag an das Inkrafttreten der Verfassung im Jahr 1950 erinnert. Das indische Fernsehen zeigte zeitweise die Paraden zum Nationalfeiertag im Stadtzentrum und den Marsch der Bauern zeitgleich in einem zweigeteilten Bildschirm. 


Die Bauern durchbrachen die Polizeibarrikaden und marschierten bis zum „Roten Fort“, einer historischen Festungs- und Palastanlage. Ein Demonstrant hisste in dem Fort an einem freien Fahnenmast eine Flagge der Sikhs, einer Glaubensrichtung, der viele der aus dem Bundesstaat Punjab stammenden Bauern angehören. Auf dem Weg zum Fort kam es an verschiedenen Orten zu gewalttätigen Ausschreitungen mit der Polizei, die Tränengas einsetzten. Laut Indie Today kam ein Demonstrant ums Leben, nachdem ein Traktor umgestürzt war. Um eine Ausweitung der Proteste zu verhindern, hatten Behörden in einigen Gebieten Neu Delhis das mobile Internet vorübergehend ausgestellt. 


Die Proteste der Bauern wenden sich gegen neue Gesetze zur Landwirtschaft, die im September letzten Jahres vom indischen Parlament verabschiedet wurden. Diese sehen vor, dass die Landwirte ihre Produkte nun überall und an jeden Abnehmer direkt verkaufen können. Bisher durften sie Grundnahrungsmittel wie Reis und Weizen nur auf den von der Regierung kontrollierten Großhandelsmärkten verkaufen. Dafür waren ihnen Mindestabnahmepreise garantiert worden.


Die Regierung erhofft sich durch die Reform eine Modernisierung des Vertriebssystems und Steigerung der Produktionsfähigkeit sowie der Einkommen der Bauern. Die Bauern befürchten jedoch, dass ihnen im Handel mit den großen privaten Abnehmern die Produkte zu einem Spottpreis abgenommen werden. Die Kleinbauern sind zudem in Sorge, nicht mehr mit den landwirtschaftlichen Großbetrieben konkurrieren zu können. Ein Großteil der Demonstranten stammt aus dem Bundesstaat Punjab, das beim Anbau von Reis und Weizen auf staatliche Subventionen angewiesen ist. 


Die Regierung in Delhi hatte neulich angekündigt. die Gesetze vorerst auf Eis zu legen. Die Bauern wollen jedoch nur eine komplette Rücknahme der Reform akzepieren.

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