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Wirtschaft

Die Schwankungen im südkoreanischen Aktienmarkt

#Thema der Woche l 2018-11-05

ⓒ YONHAP News

Im südkoreanischen Aktienmarkt hat es in den vergangenen Wochen extreme Schwankungen gegeben. Der Leitindex Kospi der Börse in Seoul rutschte am 29. Oktober unter die psychologisch wichtige Schwelle von 2000 Zählern. Am folgenden Tag ging es aber bereits wieder aufwärts. Allein im Monat Oktober büßte der Markt einen Wert von 263 Billionen Won oder etwa 239 Milliarden Dollar ein. Auch der technologielastige Kosdaq-Markt zeigte große Abweichungen. Zum Thema sagt der Marktanalyst Lee Sun-yeop vom Unternehmen Shinhan Investment:


Der koreanische Aktienmarkt verzeichnete im vergangenen Monat den stärksten Rückgang unter den wichtigsten Märkten. Die Investoren zeigten Anzeichen von Panik. Zwischen dem 1. und 26. Oktober zeigten die internationalen Aktienmärkte einschließlich des Nasdaq in den USA Rückgänge im niedrigen 10-Prozent-Bereich. Doch der Kosdaq fiel um 19,3 Prozent, das war der größte Rückgang unter 30 größeren Indizes weltweit. Das war sogar mehr als die minus 12,3 Prozent des Merval-Index in Argentinien, das ein Kreditpaket des Internationalen Währungsfonds erhielt. Der Kospi büßte um 13,4 Prozent ein. Die Kursentwicklung im Oktober an den lokalen Börsen war die schlechteste seit der globalen Finanzkrise 2008, als der Leitindex um etwa 20 Prozent eingebrochen war. 


Zu den Hintergründen der Schwankungen sagt Lee: 


Ein starker Rückgang im US-Aktienmarkt führt normalerweise zum Rückzug auf sichere Werte und zur Vermeidung riskanter Anlagen. Die koreanischen Aktienfonds, die einen großen Teil von Werten in den aufstrebenden Märkten umfassen, werden von ausländischen Investoren als riskante Werte aufgefasst. Auch ist es im Vergleich zu aufstrebenden Märkten eher einfach, koreanische Werte zu verkaufen. Mit anderen Worten, die Schwierigkeiten, Aktien in anderen Märkten zu verkaufen, haben sich auf den koreanischen Aktienmarkt negativ ausgewirkt. Es gibt weitere Risikofaktoren. Der Handelskonflikt zwischen China und den USA hat einen direkten Einfluss auf die koreanische Wirtschaft. Auf Koreas Exporte nach China entfallen 25 Prozent der gesamten koreanischen Ausfuhren, auf die Exporte in die USA über 10 Prozent. Angesichts der großen Export-Abhängigkeit Koreas von den beiden großen Volkswirtschaften hat ein Handelskonflikt zwischen diesen beiden Ländern eine starke Auswirkung auf die koreanische Wirtschaft.


Der Rückgang der Kurse im koreanischen Aktienmarkt lässt sich zum Teil auf die steigenden Zinsen in den USA zurückführen. Große Dollar-Beträge verlassen dadurch die globalen Märkte. Doch scheint Korea besonders anfällig dafür zu sein, weil ausländische Investoren einen bedeutenden Teil der Aktien im koreanischen Markt halten. Doch nicht nur externe Faktoren sind ausschlaggebend:


In Südkorea nehmen große Unternehmen einen extrem großen Teil der lokalen Industrie ein. Samsung Electronics etwa, dessen Halbleiter zu den Hauptexporten gehören, hat einen hohen Anteil der Marktkapitalisierung. Auf die zehn wertvollsten Unternehmen in Südkorea entfallen mehr als 30 Prozent des Marktwerts. Die gemeinsame Marktkapitalisierung der börsennotierten Unternehmen, die zu den fünf größten Konzernen gehören, machen mehr als die Hälfte des gesamten Marktwerts aus. Das heißt, Probleme bei den Konzernen führen zu einem allgemeinen Abwärtstrend im Aktienmarkt. Die Aktien von Samsung und anderen Unternehmen in dem Bereich gingen zuletzt stark zurück, während Marktbeobachter sich zugleich fragen, wie lange der Halbleiter-Boom noch andauern wird. Institutionelle Investoren können zudem nur schwer das Vakuum ausfüllen, das die Verkäufe durch ausländische Investoren hinterlassen. 


Der staatliche Pensionsdienst, der Südkoreas größter institutioneller Investor ist, hat den lokalen Aktienmarkt traditionell bei starken Schwankungen gestützt. Das war bei der Krise 2008 wie auch bei der europäischen Finanzkrise 2011 der Fall. Der Pensionsfonds nahm Aktien auf, die von einzelnen Investoren veräußert wurden, so dass er wie ein Sicherheitsnetz fungierte. Doch in diesem Jahr verringerte der Fonds seine Investitionen im lokalen Markt und wurde erstmals seit neun Jahren wieder zu einem Netto-Verkäufer: 


Es scheint so, als ob verschiedene externe Risikofaktoren wie auch das schlechte Abschneiden einheimischer Unternehmen bereits im Aktienmarkt reflektiert worden sind. Ich denke daher, dass das Ausmaß künftiger Rückgänge beschränkt sein wird. Das bedeutet aber nicht, dass ein starker Kursanstieg sich ankündigt. Der Handelsstreit zwischen China und den USA wird sich wohl weiter hinziehen, während sich die chinesische Wirtschaft verlangsamt. Einige Analysten sagen zudem, dass die US-Wirtschaft ihren Gipfel erreicht hat. Auch stellen die steigenden Zinsen in den USA einen ungünstigen Faktor dar. 


Südkorea sollte das externe Umfeld für den lokalen Aktienmarkt genau beobachten. Dazu gehören auch politische Ereignisse wie etwa die Zwischenwahlen in den USA und die weiteren Zinsentscheidungen der amerikanischen Notenbank. Es wäre nötig, Maßnahmen zur Stabilisierung zu ergreifen: 


Vorläufig könnte die Regierung vier öffentliche Pensionsfonds einschließlich des staatlichen Pensionsdienstes ermutigen, ihre Investitionen in den lokalen Aktienmarkt zu erhöhen. Auch könnte sie für Investoren größere Anreize schaffen, wie etwa Steuervorteile. Diese Maßnahmen könnten eine drastische Fluktuation verhindern und die Stimmung der Investoren verbessern, obwohl sich weitere Index-Rückgänge nicht gänzlich vermeiden lassen. 


Neben den direkten Stabiliserungsmaßnahmen ist es wichtig für Korea, die Deregulierung voranzutreiben und das wirtschaftliche Wachstum anzukurbeln, damit sich der Markt wieder einigermaßen beruhigt.

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