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Wirtschaft

Japans neue Kaiser-Ära und die Beziehungen zu Korea

#Thema der Woche l 2019-05-06

© YONHAP News

Japans neuer Kaiser Naruhito bestieg als Nachfolger seines Vaters Akihito am 1. Mai den Thron. Die Ära des 126. Kaisers in Japan wird auch als Reiwa (schöne Harmonie) genannt. Wir wollen uns näher mit den möglichen Auswirkungen der neuen Ära auf die Beziehungen zwischen Japan und Korea befassen. Zum Thema sagt Professor Kim Gwang-seok von der Graduierten-Schule für Internationale Studien an der Hanyang-Universität:


Japanische Unternehmen versuchen, vom Namen für die neue Ära zu profitieren. So produzieren Schreibwarenhersteller einschließlich Nihon Horei derzeit neue Stempel, die den Namen der vorigen Ära, Heisei, korrigieren und den neuen Namen Reiwa hinzufügen. Auch Kalenderhersteller erleben einen besonderen Boom. Die lokale Tourismusindustrie profitiert ebenso von einer zehntägigen Urlaubszeit, die mit der Thronbesteigung des neuen Kaisers zusammenfiel. Verschiedene Industriezweige in Japan hoffen auf Vorteile beim Übergang von der alten zur neuen Ära. 


Die “Goldene Woche” in Japan begann am 27. April. Die meisten Kaufhäuser und Supermärkte führten Sonderveranstaltungen durch zum Gedenken an die Abdankung von Kaiser Akihito am 30. April und zur Feier der Thronbesteigung durch seinen Sohn am nächsten Tag. Viele Produzenten stellten Produkte mit dem Namen der neuen Ära vor. Ministerpräsident Shinzo Abe äußerte sich entschlossen, das Land in die richtige Richtung steuern zu wollen: 


Die Heisei-Ära war durch nationale Notfälle geprägt, darunter größere Naturkatastrophen, der Kollaps der wirtschaftlichen Blase sowie eine lange Rezession, die von vielen auch als die „verlorenen zwei Jahrzehnte“ genannt wird. Abe versprach angesichts der neuen Ära, Japans Prestige als starkes Land wiederherzustellen. 


Es sind verschiedene politische und diplomatische Veranstaltungen geplant, um den Antritt des neuen Kaisers zu würdigen. Dazu gehört auch die Einladung ausländischer Gäste zu speziellen Feierlichkeiten im Oktober. Im Juni findet zudem in Osaka der G20-Gipfel statt. Japan war zu Beginn der Heisei-Ära die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt. 1989 stieg der Börsenindex Nikkei um durchschnittlich 29 Prozent. Doch die Hersteller, die vor allem von Exporten abhängig waren, verloren als Folge der Aufwertung der Landeswährung ihre Wettbewerbsfähigkeit. Hinzu kam, dass die Blase im Immobilienmarkt platzte, so dass das Land in die wirtschaftliche Krise, auch „Heisei-Rezession" genannt, fiel. Abe will das Land wieder stärken. Unter anderem will er den Handelsstreit mit Südkorea über das Importverbot für japanische Meeresfrüchte beilegen: 


Abe argumentiert, dass es selbst innerhalb der Welthandelsorganisation Zweifel an der Entscheidung zugunsten des Verbots für die Einfuhr japanischer Meeresfrüchte in Südkorea gibt. Er sagte, dass er beim G20-Gipfel im Juni in Osaka die Notwendigkeit einer Erneuerung der WTO ansprechen wolle. Abes politische Absichten widersprechen generell denen Südkoreas. Doch auf der anderen Seite erfährt Abe großen Zuspruch in der japanischen Bevölkerung. Vor diesem Hintergrund könnten sich die Beziehungen zwischen beiden Ländern auch weiter verschlechtern.  


Die WTO hatte im vergangenen Monat entschieden, dass das Importverbot Südkoreas für japanische Meeresfrüchte keine Art von unfairen Handelsbeschränkungen darstelle. Damit endete zunächst der vier Jahre lange Disput zwischen beiden Ländern. Südkorea hatte das Importverbot für japanische Fischereiprodukte aus Gebieten verhängt, die von der Nuklearkatastrophe von Fukushima 2011 betroffen waren. Doch Japan will den Beschluss der WTO nicht hinnehmen:


Kleine und mittelgroße koreanische Firmen, die Verbrauchsgüter nach Japan exportieren, könnten von der negativen Entwicklung betroffen sein. Der größte Soju-Hersteller in Korea, Hite Jinro, verzeichnete seit Beginn dieses Jahres einen starken Rückgang seiner Verkäufe von alkoholischen Getränken nach Japan. Soju ist eine koreanische Spirituose. Nach Berichten des japanischen Wochenmagazins Shukan Bunshun erwägt die Regierung in Tokio, höhere Zölle auf koreanische Waren zu verhängen, insbesondere Soju und getrockneter Seetang gehören dazu. Das soll eine Vergeltung für die Entscheidung in Korea sein, wonach japanische Firmen an frühere koreanische Zwangsarbeiter Schmerzensgeld zahlen sollen. Zahlreiche koreanische Unternehmen importieren verschiedene Teile und Ausrüstungen aus Japan. Wie im Fall der koreanischen Exporteure von getrocknetem Seetang könnten sich die Handelsbedingungen für die Importeure verschlechtern. Die abgekühlten Beziehungen zwischen Korea und Japan könnten sich also negativ auf die koreanische Wirtschaft auswirken. 


Japan war im vergangenen Jahr der drittgrößte Handelspartner Südkoreas, nach China und den USA. 390 japanische Firmen machen in Korea Geschäfte und stellen 82.000 Arbeitsplätze: 


Beide Länder können ihre frostigen Beziehungen nicht so auf ewig belassen. Sie müssen ihre wirtschaftlichen Beziehungen aufrechterhalten, zumindest auf eine Weise, in der sich beide ergänzen. Die Kombination von Kapital und Technologie aus Japan mit Koreas Wettbewerbsfähigkeit bei der Produktion und im Marketing können Synergieeffekte schaffen. Ihre Partnerschaft wird auch ihre Stellung auf internationaler Bühne stärken.  


Die südkoreanische Regierung hofft, dass der Beginn der Reiwa-Ära in Japan den Bemühungen um eine Verbesserung der schwierigen Beziehungen neuen Schwung verleiht.

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