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Wirtschaft

Korea bewegt sich „demografischer Klippe“ zu

#Thema der Woche l 2019-07-01

© YONHAP News

Die sogenannte demografische Klippe wird immer mehr zur Realität in Südkorea. Der jüngsten Bevölkerungsprognose von Statistics Korea zufolge wird sich die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter im Zeitraum zwischen 2017 und 2047 um fast zwölf Millionen vermindern. Auf Menschen im Alter von 65 Jahren und älter entfallen in den acht größten Städten und Provinzen des Landes mehr als 40 Prozent der Gesamtbevölkerung. Zum Thema sagt der Leiter des Instituts für eine Alternde Gesellschaft an der Hanyang Universität, Lee Sam-sik:


Die Bevölkerung in Busan, der zweitgrößten Stadt des Landes, begann bereits 1996 zurückzugehen. In der Hauptstadt Seoul begann diese Entwicklung 2010, in Daegu 2012 und in Daejeon 2015. Statistics Korea sagt, dass seit 2017 auch die Bevölkerung der Provinzen Süd- und Nord-Jeolla, in Ulsan und der Provinz Nord- Gyeongsang schrumpft. In Süd-Gyeongsang ist es die gleiche Situation in diesem Jahr. Um es anders zu sagen, der Rückgang der Bevölkerung in den großen Städten breitet sich auf die anderen Regionen aus. Die Situation ist anders in der neu gegründeten Stadt Sejong, in der ein Regierungskomplex steht und in der die Zahl der jungen Menschen wächst. Nach Angaben der Statistikbehörde ist Sejong der letzte Ort, in dem die Bevölkerung zurückgehen wird.  


In 14 Jahren wird die Zahl der Todesfälle diejenige der Neugeborenen in allen Regionen Südkoreas, mit Ausnahme von Sejong, übersteigen:


In diesen Tagen sehen es die jungen Leute als zunehmend schwierig an, zu heiraten. Vor der Ehe müssen sie einen stabilen Arbeitsplatz finden, der ihnen ein stetiges Einkommen und auch eine Wohnung garantiert. Doch der Arbeitsmarkt entwickelt sich schleppend. Selbst wenn sie eine Arbeit finden, arbeiten viele nur befristet, und wenn sie einen guten Job finden, können sie es sich wegen der steigenden Immobilienpreise nicht leisten, eine Wohnung zu kaufen oder zu mieten. Das bedeutet, viele junge Leute verschieben ihre Heiratspläne oder geben sie ganz auf, was zu der niedrigen Geburtenrate führt. Verheiratete Paare zögern, Kinder zu kriegen, weil die Kosten für die private Fortbildung zu hoch sind. Für zahlreiche arbeitende Mütter ist es schwierig, eine zuverlässige Betreuungseinrichtung für ihre Kinder zu finden. Viele Paare wollen deshalb nur ein Kind haben. 


Einer Studie des koreanischen Instituts für Gesundheit und Wohlfahrt zufolge geben unverheiratete Männer und Frauen “wirtschaftliche Bedingungen” sowie “soziale und kulturelle Werte in Verbindung mit Heirat” als Hauptgrund dafür an, alleinstehend zu bleiben. Die schrumpfende Bevölkerung ist ein großes Problem, weil damit unter anderem ein wirtschaftlicher Abschwung, instabile Arbeitsverhältnisse und ungenügende Kinderbetreuung und vieles mehr einhergehen: 


Die Regierung sichert sich die Sozialmittel von der erwerbsfähigen Bevölkerung, die Steuern abgeben sowie für Renten und die Gesundheitsversicherung zahlen. Die steigende Zahl älterer Menschen und die abnehmende arbeitende Bevölkerung belasten den Rest der erwerbsfähigen Bürger immer stärker. Auch die Sozialzuschüsse für Senioren werden sich vermindern. Das bedeutet, sowohl die jüngeren als auch die älteren Generationen werden eine schlechtere Lebensqualität hinnehmen müssen.


Der wirtschaftlich aktive Bevölkerungsteil, der seit 2017 zurückgeht, macht derzeit 73 Prozent der Gesamtbevölkerung aus. Doch bis 2067 könnte der Anteil laut Schätzungen auf 45 Prozent zurückgehen. Die Zahl der Bürger über 65 werde 2025 die Schwelle von 10 Millionen überschreiten. Bis 2067 würden dann auf diese Bürger 46,5 Prozent der Gesamtbevölkerung entfallen. Vor zwei Jahren unterstützten 100 Erwerbstätige 36,7 Prozent der Älteren und Kinder. Dieser Anteil könnte bis 2067 auf 120,2 steigen: 


Gegenwärtig finden es die jüngeren Leute schwierig, einen guten Arbeitsplatz zu finden. In 10 bis 15 Jahren wird es jedoch mehr Jobs als Arbeitssuchende geben, was eine größere Störung des Arbeitsmarkts bedeutet. Die älteren Menschen konsumieren in der Regel weniger, weil sie weniger verdienen. Die zurückgehende Bevölkerungszahl wird also zu einem Rückgang des Verbrauchs führen. Das ist für die Unternehmen eine schlechte Nachricht, weil weniger Menschen ihre Produkte kaufen und ihre Dienstleistungen in Anspruch nehmen. 


Sollte der Trend andauern und die koreanische Wirtschaft in einen Teufelskreis aus geringer Geburtenrate, schrumpfender Bevölkerung, zurückgehende Nachfrage und einer wirtschaftlichen Kontraktion sowie erneut niedriger Geburtenraten eintreten, werden viele Unternehmen dazu gezwungen, ihre Produktion ins Ausland zu verlagern. Auch der Bildungs- und Immobilienmarkt wird infolge des demografischen Wandels strukturelle Veränderungen durchlaufen. Die Regierung ist daher gefordert, bessere Pläne für die jüngere Generation auszuarbeiten. 


Das ist natürlich ein schwieriges Problem. Derzeit zögern die Unternehmen, junge Leute einzustellen, besonders nach der Einführung der 52-Stunden-Woche und der starken Erhöhung des Mindestlohns. Es ist nötig, die Probleme der Jugendarbeitslosigkeit und befristeter Beschäftigung aus der Perspektive der jungen Generation anzugehen.

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