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Wirtschaft

Südkorea will Handelshemmnisse Japans vor WTO bringen

#Thema der Woche l 2019-07-22

© YONHAP News

Nach der Entscheidung Japans Anfang dieses Monats, die Kontrollen für den Export von wichtigen Materialien für die Halbleiter- und Display-Produktion nach Südkorea zu verschärfen, hat Tokio mit weiteren Restriktionen gedroht. Um den Druck auf Tokio zu erhöhen, beabsichtigt die südkoreanische Regierung, den Konflikt vor dem Allgemeinen Rat der Welthandelsorganisation (WTO) am 23. und 24. Juli in Genf zur Sprache zu bringen. Zum Thema sagt der Direktor des Globalen Wirtschaftsforschungsinstituts, Kim Dae-ho:


Südkorea und Japan sind beide Mitglieder der WTO. Ihr Handelsstreit wird im Allgemeinen Rat diskutiert, dem wichtigsten Entscheidungsgremium der WTO, sowie bei der regulären Ministerkonferenz, die alle zwei Jahre zusammenkommt. Es ist ein wichtiger Schritt für Korea, da die Ratsmitglieder die Argumente beider Seiten hören und sich eine Meinung davon machen werden, wer recht hat. 


Seoul hatte bei der WTO beantragt, den Konflikt mit Japan auf die formale Agenda zu setzen. Es wird erwartet, dass die Vertreter der 164 Mitgliedstaaten das Thema in dieser Woche eingehend besprechen werden. Südkorea wird seine Bedenken gegen das einseitige Vorgehen Japans vortragen, während Tokio argumentieren wird, dass seine Maßnahmen aus Sicherheitsgründen ergriffen worden seien:


Als Seoul das Thema am 9. Juli beim Treffen des WTO-Rats für den Güterhandel zur Sprache brachte, wies Tokio die Vorwürfe entschieden zurück. Es sagte, dass Südkorea den Handel strategischer Güter wie Ätzgas und Fotolacke nicht kontrolliert hat und dass sie nach Nordkorea weiter geleitet wurden. Japan behauptet, dass Nordkorea diese Industriematerialien dazu verwenden kann, Atombomben und andere Waffen herzustellen, die eine Bedrohung Japans sind. Es wäre also nötig, die Exportregelungen gegen Südkorea zu verschärfen. 


Japan wird voraussichtlich einen Unterhändler im Rang eines Abteilungsleiters im Außenministerium nach Genf schicken. Südkorea ist außerdem darüber besorgt, dass es von Japan von seiner sogenannten Weißen Liste von Ländern genommen werden könne, die eine Vorzugsbehandlung im Handel erfahren: 


Der Ausschluss Südkoreas von Japans Weißer Liste mit Sicherheitsverbündeten wäre ein schwerer Schlag für die koreanische Industrie, die Teile aus Japan importiert. Am 4. Juli verschärfte Japan seine Exportregelungen für drei Schlüsselmaterialien, die in Südkorea bei der Halbleiterproduktion eingesetzt werden. Doch die 1100 Güter auf der Weißen Liste werden Ziel der Exportkontrolle sein, wenn Japan Korea von der Liste nimmt. Nicht nur die koreanischen Halbleiterhersteller, sondern auch Autoproduzenten und kleine Firmen wären von der Maßnahme betroffen. Der Handelsstreit könnte in einen Wirtschaftskrieg eskalieren. 


Falls Südkorea von der Weißen Liste genommen wird, wird es für alle japanischen Hersteller von strategischen Gütern verpflichtend sein, jedes Mal von der Regierung eine Genehmigung für den Export in das Nachbarland zu erhalten. Korea exportierte von Januar bis Mai 25.000 Elektroautos. Korea importiert Teile aus Japan für den Motorenbau dieser Autos. Auch Getriebe und Kameralinsen für selbst-fahrende Autos stammen aus Japan. Im Vergleich zu den Halbleitern sind diese Materialen leichter durch Alternativen zu ersetzen. Dennoch wären weitere Exportbeschränkungen eine schwere Belastung für die südkoreanische Industrie:


Unter den wirtschaftlichen Vergeltungsmaßnahmen weigert sich Japan, seine Produkte nach Korea zu exportieren. Die Aktienkurse von lokalen Herstellern strategischer Produkte sind bereits zurückgegangen. Korea hat seit der Normalisierung der bilateralen Beziehungen 1965 tatsächlich noch nie einen Überschuss im Handel mit Japan erzielt. Das bedeutet, Japan verzeichnet seit mehr als 50 Jahren einen massiven Handelsüberschuss gegenüber Südkorea. Wenn Japan jetzt sagt, dass es nötig ist, Exporte nach Korea zu stoppen, wird es auch auf den Überschuss verzichten. 


Seit 1965 summierte sich Südkoreas Defizit im Handel mit Japan auf 604 Milliarden Dollar. Das heißt, durch die Exportbeschränkungen schadet Tokio auch einheimische Exporteure. Das Exportwachstum in Japan schrumpfte in diesem Jahr bereits. Südkorea ist aus diesen Gründen daran interessiert, den Konflikt mit Japan durch Dialog zu lösen, während es gleichzeitig die Angelegenheit vor die WTO bringen will:


Es bringt nichts, Koreas starke Abhängigkeit von importieren Gütern und von Komponenten aus Japan zu kritisieren. Vielmehr muss Korea die Industrie von einer langfristigen Perspektive aus umstrukturieren. Korea verhielt sich eher passiv, was die Förderung der Teile- und Materialien-Industrie betrifft. Und das nicht, weil ihm nicht die nötige Technologie fehlt, sonders weil es japanischen Unternehmen vertraute und japanische Standards in vielen Industriebereichen übernommen hat. Die koreanisch-japanischen Beziehungen werden sich voraussichtlich wieder verbessern. Trotzdem ist es nötig für Korea, einen Notfallplan auszuarbeiten, um seine Abhängigkeit von japanischen Materialien zu verkleinern und außerdem das Problem diplomatisch zu lösen. 


Die südkoreanische Regierung muss angesichts des Handelsstreits effektive Gegenmaßnahmen erarbeiten, die langfristig die technologische Unabhängigkeit von Japan sicherstellen können.

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