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Wirtschaft

Südkoreas Wirtschaft sieht sich mehreren Herausforderungen gegenüber

#Thema der Woche l 2019-08-05

© DOPCO

Südkoreas Handel sieht sich wachsenden Schwierigkeiten gegenüber. US-Präsident Donald Trump hat von der Welthandelsorganisation (WTO) gefordert, die Regeln für den Status von Entwicklungsländern zu ändern. Außerdem haben die USA beschlossen, Antidumpingzölle auf Ölpipelines aus Korea zu erheben. Hören wir dazu Professor Kim Gwang-seok von der Hanyang-Universität, er geht zunächst auf den zunehmenden Druck aus den USA ein.


Die USA haben als Grund für ihre Tarifänderungen die sogenannte „besondere Marktsituation“ angeführt. Dabei setzt das US-Handelsministerium willkürlich Zollsätze fest, wenn es bei seinen Überprüfungen feststellt, dass die von einem bestimmten Exporteur eingereichten Unterlagen nicht ausreichen.


Das amerikanische Handelsministerium hat im vergangenen Monat beschlossen, Antidumpingzölle von bis zu 39 Prozent auf Ölpipelines aus Korea zu erheben. Das liegt zwar unter den 59 Prozent, die in der Tarifüberprüfung im Februar vorgeschlagen wurden, ist aber mehr als doppelt so hoch wie im Vorjahr. Die Tariferhöhung dürfte mittelgroße koreanische Stahlhersteller, die einen erheblichen Teil der koreanischen Ölpipelines produzieren, schwer belasten. Unterdessen versucht Korea, Strafzölle von bis zu 350 Millionen US-Dollar pro Jahr auf bestimmte Arten von US-Produkten zu erheben, da die USA gegen eine WTO-Entscheidung verstoßen haben, als sie die Zölle für Ölrohrwaren aus Korea auf bis zu 29,8 Prozent angehoben hatten. Die WTO-Entscheidung zugunsten Koreas ist bereits über ein Jahr her, doch die USA müssen die unfairen Zölle noch zurücknehmen. Neben den Antidumpingzöllen aus Washington sieht sich Koreas Wirtschaft mit einer weiteren Gefahr konfrontiert.


Derzeit hat Südkorea in Bezug auf die Landwirtschaft noch den Status eines „Entwicklungslandes“. So kann das Land einen Zoll von über 500 Prozent auf ausländische Reisimporte festsetzen, um als WTO-Mitglied die lokale Landwirtschaft zu schützen. Aber Trump argumentiert jetzt, dass dieser Status unfair sei bei einem reichen Land mit einem Pro-Kopf-Einkommen von über 30.000 US-Dollar, das eines der zehn größten Exportländer der Welt sowie G20-Mitglied ist. Kurz gesagt, Trump setzt Korea unter Druck, auf die Vorteile für die einheimische Agrarindustrie zu verzichten.


Am 26. Juli wies Präsident Trump die US-Handelsvertretung an, alle erforderlichen Maßnahmen zu ergreifen, um zu verhindern, dass reiche Länder in der WTO vom Status eines Entwicklungslandes profitieren. Trumps Hauptziel ist zwar China, er erwähnte aber auch Südkorea, Mexiko und die Türkei, allesamt Mitglieder der G20 und der OECD. Er fügte hinzu, wenn die WTO in dieser Angelegenheit innerhalb von 90 Tagen keine wesentlichen Fortschritte mache, würden die USA eigene Maßnahmen ergreifen, um den betreffenden Ländern den Status als Entwicklungsland zu entziehen. Dazu Prof. Kim:


Ich denke, Korea könnte den Status eines Entwicklungslandes verlieren. Selbst wenn Korea den Status in der WTO beibehält, könnten die USA unabhängig davon Korea direkt angreifen, so wie sie in ihrem Handelskrieg 25 oder zehn Prozent Zoll auf chinesische Waren aufschlagen.


Die WTO gewährt Entwicklungsländern für deren Unterstützung eine Sonderbehandlung. Länder mit diesem Sonderstatus kommen in den Genuss verschiedener Vorteile, darunter längere Fristen bei der Umsetzung von WTO-Verträgen und günstigere Verfahren bei etwa 150 Bestimmungen. Während die Industrieländer verpflichtet sind, ihre Agrarzollsätze innerhalb von fünf Jahren um 50 bis 70 Prozent zu senken, sind es bei den Entwicklungsländern in zehn Jahren 33 bis 47 Prozent. Für bestimmte Güter gelten in Entwicklungsländern niedrigere Zölle oder sogar Zollbefreiungen innerhalb eines Kontingents. Derzeit darf Korea Reisimporte mit hohen Zöllen von bis zu 513 Prozent belasten und die eigene Landwirtschaft mit Subventionen von rund 1,2 Milliarden US-Dollar pro Jahr unterstützen. Wenn Korea jedoch den Status eines Entwicklungslandes verliert, werden ihm diese Privilegien entzogen. Der wachsende Handelsdruck Washingtons wirft einen dunklen Schatten auf die koreanische Wirtschaft, die sich bereits mit den Folgen der anhaltenden Handelsstreitigkeiten zwischen den USA und China und den Exportbeschränkungen Japans gegen Korea auseinanderzusetzen hat.


Laut einem von der WTO im April veröffentlichten Bericht wird ein langwieriger, weltweiter Handelskrieg zu einem Rückgang des weltweiten Bruttoinlandsprodukts (BIP) und des Welthandels im Jahr 2022 führen. Der Abschwung dürfte vor allem Südkoreas BIP deutlich schmälern. Koreas Exporte gingen im ersten Halbjahr dieses Jahres um 8,5 Prozent zurück. Inmitten des Handelskrieges zwischen den USA und China sowie des Handelskonflikts zwischen Korea und Japan dürfte der Wert jedoch noch weiter auf minus 20 Prozent fallen. Der Rückgang der Auslandslieferungen in der exportorientierten koreanischen Wirtschaft wird sich zwangsläufig negativ auf das Wachstum des Landes auswirken. Eine besorgniserregende Situation.


In dem WTO-Bericht wird eine Einschätzung zu den möglichen Auswirkungen eines langwierigen Handelsstreits zwischen den USA und China vorgenommen. Neben den düsteren Aussichten für die Weltwirtschaft hat Korea mit verschiedenen anderen ungünstigen Faktoren zu rechnen. Die verschiedenen Wirtschaftsindikatoren für die aktuelle und zukünftige Entwicklung sind alle gleichzeitig gefallen, der erste Rückgang seit drei Monaten, was darauf hindeutet, dass die Wirtschaft weiter geschwächt wird.


Bisher hat sich Korea bei seinen Exporten zu stark auf China und die USA verlassen. Jetzt ist es an der Zeit, seine Exporte auf Schwellenländer auszudehnen, damit Korea nicht zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt zerrieben wird. Korea muss sich neben Japan auch andere Lieferanten von wichtigen Materialien als Alternativen suchen, selbst wenn sich die Beziehungen zu einigen Ländern verschlechtern sollten. Durch Strukturreformen sollte Korea die Krise in eine Chance verwandeln.


Angesichts einer Reihe von Risikofaktoren und einem weltweit wachsenden Trend des Protektionismus bleiben die Aussichten für die koreanische Wirtschaft weiterhin düster. Um dem immer stärker werdenden Druck auf den Handel entgegenzuwirken, sollte Korea intelligent und effektiv auf das externe wirtschaftliche Umfeld reagieren und gleichzeitig die Export- und Importmöglichkeiten weiter ausbauen.

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