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Wirtschaft

Trübe Aussichten für Koreas Wachstumspotenzial

#Thema der Woche l 2019-08-19

© YONHAP News

Das Hyundai-Forschungsinstitut warnt, Südkoreas Wachstumspotenzial könne von derzeit mehr als 2 Prozent auf das 1-Prozent-Niveau zurückfallen. Das Land befinde sich in einer Phase des niedrigen Wachstums und niedriger Inflation. Der Forscher Hong Joon-pyo vom Institut sagt: 


Mit dem Wachstumspotenzial ist die höchstmögliche Rate gemeint, mit der eine Wirtschaft unter Berücksichtigung aller Ressourcen, Arbeit, Kapital und Technologie eingeschlossen, wachsen kann, ohne Nebeneffekte wie Inflation hervorzurufen. Zwischen 1991 und 1995 befand sich Koreas Wachstumspotenzial im Bereich von 7,5 Prozent, es fiel während der asiatischen Finanzkrise zwischen 1996 und 2000 auf 5,5 Prozent. Der Wert ging auf das 4-Prozent-Niveau zurück und bis 2015 nach der globalen Finanzkrise weiter auf 3,2 Prozent. In der Periode zwischen 2016 und 2020 liegt es bei 2,5 Prozent. Das Hyundai-Forschungsinstitut schätzt, dass das Potenzial weiter auf 2,1 Prozent bis 2025 und auf unter 2 Prozent von 2026 an sinken wird. 


In den 80er und 90er Jahren verzeichnete Südkorea wirtschaftliche Wachstumsraten von 8 bis 10 Prozent, doch das Wachstum ging später auf 2 bis 3 Prozent zurück. Zum Teil wurde der Rückgang auf die Währungskrise in Asien und die globale Finanzkrise zurückgeführt. Doch jetzt tragen die niedrige Geburtenrate und die schnelle Alterung der Bevölkerung zum Rückgang des Wachstumspotenzials bei: 


Nach Angaben von Statistics Korea wird die Zahl der arbeitenden Menschen im Alter zwischen 15 und 64 Jahren von diesem Jahr an zurückgehen, nachdem sie im vergangenen Jahr mit 37,6 Millionen einen Höchststand erreicht hat. Korea entwickelte sich in den 2000er Jahren zu einer alternden Gesellschaft und trat 2018 in eine “veraltete Gesellschaft” über. Der Übergang dauerte 18 Jahre, in Japan waren es 24 Jahre. Die rasch alternde Bevölkerung schwächt die Produktivität und reduziert die Sparraten und Investitionen, wodurch die Wirtschaft ihre Vitalität einbüßen kann.  


Die Baby-Boom-Generation beginnt im nächsten Jahr, in das 65. Lebensjahr einzutreten. Die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter könnte sich von 2020 bis 2029 um durchschnittlich 330.000 und bis 2039 um 520.000 jährlich verringern. Koreas Geburtenrate fiel im vergangenen Jahr auf das Rekordtief von 0,98, sie wird wahrscheinlich im laufenden Jahr auf unter 0,9 sinken: 


Während die Wirtschaft größer wird, schwächt sich die Input-Kapazität bei der Kapitalakkumulation natürlicherweise ab. Während der asiatischen Währungskrise und der globalen Finanzkrise verschlechterte sich die Situation für Korea schneller als für andere Industrieländer. Die Wachstumsrate für Sachinvestitionen fiel in den Jahren nach 2010 von 10 Prozent in den 80er Jahren auf 1 bis 5 Prozent. Nach der globalen Finanzkrise 2008 wirkten sich die zurückgehenden Importe weltweit auf Koreas Exporte negativ aus, was zu einer Schrumpfung der industriellen Aktivitäten in der exportabhängigen Wirtschaft Koreas führte. Die Unternehmen wurden zunehmend zurückhaltend bei Investitionen. 


Die koreanischen Unternehmen verschieben oder streichen ihre Anlageinvestitionen aufgrund negativer Faktoren wie den Handelskonflikten zwischen Südkorea und Japan und zwischen den USA und China. Hinzu kommt der Mangel an neuen Wachstumsmotoren. Ein Grund dafür ist auch darin zu finden, dass die Effektivität im Bereich Forschung und Entwicklung (F&E) deutlich verbessert werden muss. Korea hängt noch immer, wie schon vor 20 Jahren, stark von den Exporten von Autos und Halbleitern ab:


Korea rangiert an erster Stelle, wenn es um den Anteil der F&E-investitionen am Bruttoinlandsprodukt geht. Doch die Zahl der Patente pro 10.000 Forscher blieb 2016 bei 72 hängen, das war deutlich niedriger als der OECD-Durchschnitt von 105. Die ineffiziente Nutzung der Forchungsinvestitionen kann auch auf die Tatsache zurückgeführt werden, dass Forscher im Allgemeinen nicht gern in Korea arbeiten. Während einheimische Forscher sich über ungenügende Unterstützung beschweren und daher lieber im Ausland arbeiten, hat Korea Schwierigkeiten, hochqualifizierte Wissenschaftler aus dem Ausland anzulocken.  


Koreas F&E-Investitionen erreichten 2017 wertmäßig 70 Milliarden Dollar. Der Anteil am BIP lag bei 4,6 Prozent. Doch die Forschung in weniger wichtigen Bereichen und die Konzentration auf kurzfristige Projekte lassen die Effektivität sinken: 


Der schwächere Input in Arbeit und Kapital ist ein unvermeidlicher Trend, Korea sollte also alles versuchen, den Bereich Technologie zu stärken. F&E-Investitionen sollten einen Mehrwert in den Industrien oder Märkten erzeugen statt akademischen Zwecken zu dienen. Es ist nötig, die Forscher zu ermutigen, neue Aufgaben anzugehen, um Innovationen auszuarbeiten. 


Koreas Wachstumspotenzial sinkt stärker als erwartet. Um dem entgegenzuwirken, sollte das Land die Produktivität stärken und eine Infrastruktur schaffen, in der es sich besser neuen Herausforderungen stellen kann.

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