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Wirtschaft

Sorgen um eine Rezession belasten die Finanzmärkte

#Thema der Woche l 2019-08-26

© YONHAP News

Die fallende Zinskurve in den USA hat weltweit Sorgen um eine globale Rezession ausgelöst. Besonders die Finanzmärkte reagieren besorgt, darunter auch Südkorea. Zum Thema sagt Professor Gwak Roh-sung von der Abteilung für Internationalen Handel an der Dongguk-Universität:


Die größeren Volkswirtschaften einschließlich der USA haben seit der globalen Finanzkrise 2008 eine Politik des lockeren Geldes und der Zinssenkungen verfolgt. Die Politik war insofern effektiv, als sich die Weltwirtschaft 2017 und 2018 erholte. Doch im Handelskonflikt zwischen den USA und China seit dem vergangenen Jahr hat die US-Regierung hohe Zölle auf importierte Güter aus China verhängt und Beschränkungen für Chinas Hightech-Industrie beschlossen. Dadurch bekam die chinesische Wirtschaft Probleme. Der eskalierende Konflikt zwischen den beiden größten Volkswirtschaften zwang andere Länder, ihre Exporte zu reduzieren. In Europa wiegen die Sorgen um einen ungeregelten Brexit schwer. Vor diesem Hintergrund fielen die Renditen auf US-Staatsanleihen, was die Besorgnis über eine Verringerung der Investitionen und eine globale Rezession auslöste. 


Die Rendite für zehnjährige US-Anleihen fiel am 14. August an einem Punkt auf 1,62 Prozent und damit unter den Wert für Zwei-Jahres-Bonds. Es war das erste Mal in zwölf Jahren, dass die Renditen für Anleihen mit zehn Jahren Laufzeit unter denjenigen der kürzeren Zinstitel lag. Diese ungewöhnliche “Inversion der Zinsstrukturkurve” in den USA versetzte den Finanzmarkt in Panik. Der Dow Jones-Aktienindex büßte an einem Tag über drei Prozent ein:


Während die USA einen wirtschaftlichen Boom erlebten, verlangsamte sich die Wirtschaft Deutschlands, Japans und Großbritanniens. Deutschlang verzeichnete im zweiten Quartal ein Negativwachstum. Es gibt die Sorge, dass die größte Wirtschaft Europas auch im dritten Quartal schrumpft und in eine Rezession fällt. 


Die britische Wirtschaft ging im zweiten Quartal im Vergleich zum ersten Quartal um 0,2 Prozent zurück. Es war der schlechteste Wert seit sechs Jahren. Hinzu kommt, dass Großbritannien ohne Abkommen aus der EU aussteigen könnte. Japans Exporte fielen im Juli im Jahresvergleich um 1,6 Prozent. Es war der achte Rückgang in Folge. Doch noch härter dürfte eine globale Rezession Südkorea treffen:


Die Investmentbank Credit Suisse berichtete, die fünf inversiven Zinstrukturkurven seit 1978 führten sämtlich zu einer Rezession, und es dauerte 22 Monate, bis eine Rezession nach der Inversion eintrat. Die südkoreanische Wirtschaft hängt stark vom Außenhandel ab. Ein Rückschlag im externen Wirtschaftsumfeld könnte also Folgen haben, wie es die asiatische Finanzkrise Ende der 90er Jahre zeigte. Korea würde also ebenso stark getroffen, falls sich die Sorgen um eine globale Rezession bewahrheiten. 


Bei einer neuen Rezession könnte sich die südkoreanische Wirtschaft in einem Teufelskreis aus fallenden Vermögenswerten und Preisen wiederfinden, was zu einer Kontraktion des Finanzmarkts und schließlich der Realwirtschaft führen würde:


US-Präsident Donald Trump und der Wirtschaftsberater des Weißen Hauses, Larry Kudlow, zeigten sich zuversichtlich, was die einheimische Wirtschaft betrifft. Doch selbst die USA scheinen sich zu einer Rezession hin zu bewegen, und sie prüfen Wege, die die Binnennachfrage stärken. Ähnlich ergreift China Maßnahmen gegen eine mögliche Rezession, wie etwa massive Steuererreduzierungen, große Investitionen in die Infrastruktur sowie eine Überarbeitung seines Kreditvergabesystems. Auch Großbritannien erwägt große Steuererleichterungen als Stimulus, während Deutschland wahrscheinlich eine Ankurbelungspolitik ausarbeiten und mehr Geld ausgeben wird. 


Trump sagte in der vergangenen Woche, dass er Gehaltskürzungen und Einschnitte der Kapitaleinkommenssteuer erwäge. Er argumentierte, dass diese Erwägungen nicht bedeuteten, die Sorgen um eine Rezession zu überspielen, die eine Hürde in seinem Wahlkampf für die Wahl im nächsten Jahr darstellen könnten. Doch eine Steuerreduzierung würde helfen, die einheimische Wirtschaft zu stärken. Einige Analysten gehen aber davon aus, dass eine inversive Zinsstrukturkurve nicht unbedingt ein Warnsignal für eine Rezession sein müsse. Doch Südkorea sollte gewappnet sein: 


Die frühere Chefin der Federal Reserve, Janet Yellen, sagte, die Märkte sollten nicht davon ausgehen, dass die inversive Zinsstrukturkurve ein Rezessionsindikator ist. Übermäßige Geldmittel im Markt gibt sie als wichtigsten Grund für die jüngste Inversion der Renditen zwischen Zwei- und Zehn-Jahres-Anleihen an. Das heißt, durch die große Liquidität wird Geld selbst in die langfristigen Anleihen mit einem größeren Investitionsrisiko geleitet. Die starke Nachfrage nach diesen Anleihen hebt ihre Preise an und reduziert ihre Renditen. Es bleibt abzuwarten, ob das Argument zutrifft. Sprechen wir über die südkoreanische Wirtschaft, so reagiert sie auf das externe Geschäftsumfeld sehr anfällig. Eine globale Rezession wird große Wirtschaften wie die USA und China davon abhalten, Güter aus dem Ausland zu importieren, und das wird eine große Auswirkung auf die vom Export angetriebene koreanische Wirtschaft haben. Für Korea ist es an der Zeit, die einheimische Nachfrage zu fördern, sich konkurrenzlose Technologien zu sichern, die nicht ersetzt werden können, sowie die Märkte zu diversifizieren, um die wirtschaftliche Abhängigkeit von den USA und China zu verringern. 


Sollten die größeren Volkswirtschaften die Geldmenge durch Zinssenkungen erhöhen, würde dies Korea dazu bewegen, seine eigenen Zinzen zu senken und die Wirtschaft anzukurbeln. Doch hat das Land auch mit langsameren Exporten und Investitionen sowie einem schleppenden Verbrauch zu kämpfen. Die Regierung muss also verschiedene Maßnahmen vorbereiten, um sich gegen einen möglichen Abschwung zu wappnen.

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