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Wirtschaft

Südkorea und Japan bemühen sich um Schlichtung ihres Handelsstreits

#Thema der Woche l 2019-10-28

© YONHAP News

Es sind 100 Tage vergangen, dass Japan strengere Kontrollen für den Export nach Südkorea beschlossen hat. Die Maßnahmen haben zwar Südkorea bisher nicht ernsthaft geschadet, doch die Spannungen zwischen beiden Ländern und die Unsicherheiten bleiben bestehen. Zuletzt gab es einen Hoffnungschimmer, dass sich die Beziehungen wieder verbessern, als sich der südkoreanische Premierminister Lee Nak-yon und Japans Ministerpräsident Shinzo Abe in Tokio trafen. Zum Thema sagt Professor Kim Gwang-seok von der Graduiertenschule für Internationale Studien an der Hanyang-Universität: 


Das Treffen selber war bedeutungsvoll, weil es einen Ausgang aus den derzeit extrem angespannten Beziehungen zwischen Japan und Südkorea signalisiert. Japan könnte davon ausgehen, dass eine Verlängerung des Handelsstreits seinen eigenen Interessen schadet, zumal sich die eigene Wirtschaft in einem schlechten Zustand befindet. Der Handelskonflikt wird wohl noch einige Zeit andauern, doch wird er sich eher nicht intensivieren. 


Das Treffen zwischen Lee und Abe fand am 24. Oktober statt. Lee hatte zuvor am Dienstag an der Inthronisierungszeremonie in Tokio für den neuen japanischen Kaiser Naruhito teilgenommen. Es war das höchstrangige Treffen zwischen beiden Ländern, seit das Oberste Gericht Südkoreas im Oktober des vergangenen Jahres angeordnet hatte, dass zwei japanische Konzerne Schmerzensgeld an ehemalige koreanische Zwangsarbeiter während der Kolonialzeit Japans zahlen sollten. Abe und Lee betonten, wie wichtig der Dialog und die Kooperation sei. Doch wiederholte Abe auch Japans Position, dass Südkorea sich an Versprechen halten sollte: 


Die bilateralen Beziehungen haben sich schnell abgekühlt, nachdem Japan im Juli Exportbeschränkungen für drei Schlüsselmaterialien beschlossen hatte, die für die Produktion von Halbleitern, Koreas wichtigsten Exportprodukten, benötigt werden. Die Maßnahme wurde als wirtschaftliche Vergeltung gegen Seoul gesehen. Am 28. August entfernte Japan Südkorea von seiner “Weißen Liste” mit vertrauenswürdigen Handelspartnern. Davor hatte Südkorea angekündigt, ein Militärabkommen mit Japan über den Austausch von Informationen nicht mehr erneuern zu wollen. Die Beziehungen erreichten einen Tiefpunkt. 


Der diplomatische Konflikt zwischen Seoul und Tokio um Entschädigungszahlungen schwappte auf die Wirtschaft über – mit Folgen für südkoreanische Unternehmen:


Japans Exportbeschränkungen gegen Korea dämpften die Geschäftsstimmung in Korea, und Unternehmen sahen von neuen Investitionen ab. Die koreanische Regierung bereitet Maßnahmen vor, um mit den japanischen Exportkontrollen gegen Materialien für Koreas Chip- und Display-Industrie umzugehen. Sie bestimmte 159 Industriematerialien, die Ziel einer besonderen Beobachtung sein sollen, und sie will Unternehmen helfen, Importe von Japan durch Alternativen von lokalen und anderen ausländischen Anbietern zu ersetzen. Die Regierung plant, staatliche Zuschüsse für Firmen bereitzustellen, auf die höhere Kosten zufallen. Sie bemüht sich, die Auswirkung von Faktoren zu reduzieren, die die Lieferkette unterbrechen können. 


Südkoreas Handelsministerium teilte am 9. Oktober mit, dass Japan nur sieben Ausfuhren von Industriematerialien genehmigt habe, die unter die Restriktionen fallen. Die koreanischen Unternehmen reagierten rasch, um sich Teile und Materialien aus dem Inland zu beschaffen. Die schärferen japanischen Exportkontrollen bewegen damit Korea dazu, wichtige Industriematerialien und Teile im eigenen Land zu produzieren. Japan schadet durch seine Maßnahmen gegen Korea seiner eigenen Wirtschaft: 


Japans “verlorene 20 Jahre” könnten sich zu “verlorenen 30 Jahren” ausweiten. Der Internationale Währungsfonds schrieb in seinem Oktober-Bericht, dass die japanische Wirtschaft 2020 um 0,5 Prozent wachsen werde. Es deutet damit an, dass die wirtschaftlichen Probleme bis zum nächsten Jahr andauern werden. Nach den Vergeltungsmaßnahmen Japans haben Koreaner keine japanischen Produkte mehr gekauft und sie reisen nicht mehr nach Japan. Koreanische Unternehmen, die große Mengen an Materialien aus Japan importierten, schauen sich nach Alternativen um oder produzieren sie im Inland. 


Japans Exporte nach Südkorea fielen im Jahresvergleich im dritten Quartal dieses Jahres um 10,8 Prozent. Das ist ein stärkerer Rückgang als die Verringerung um 4,2 Prozent bei koreanischen Exporten nach Japan. Die Aufmerksamkeit richtet sich jetzt darauf, inwieweit das Treffen der Premierminister hilft, die Beziehungen wieder zu verbessern: 


Ich denke, Japan wird Korea bitten, ihr Militärabkommen über den Informationsaustausch nicht zu beenden. Es könnte auch vorschlagen, dass beide Länder ihre Spannungen wegen historischer und politischer Konflikte reduzieren. Südkorea könnte Japan fragen, seine Entscheidung zur Entfernung Koreas von der Weißen Liste und seine Exportkontrollen zurückzunehmen. 


Der Handelsstreit und andere Probleme zwischen Seoul und Tokio lassen sich nicht durch ein kurzes Treffen beilegen. Doch wird es schon als Fortschritt gesehen, dass beide Seiten sich darauf einigten, den Dialog fortzusetzen.

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