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Wirtschaft

Südkorea, China und Japan setzen Freihandelsgespräche fort

#Thema der Woche l 2019-12-02

© MOTIE

Südkorea, China und Japan haben zuletzt neue Gespräche über ein angestrebtes Freihandelsabkommen (FHA) geführt, das den Handel zwischen den drei ostasiatischen Ländern erweitern soll. Zum Thema sagt Kim Gwang-seok von der Graduiertenschule für Internationale Studien an der Hanyang-Universität: 


Südkorea, China und Japan hielten vom 27. November an drei Tage lang in Seoul ihre 16. Runde der FHA-Verhandlungen ab. Die vorherige Runde fand im April in Tokio statt. Es wurden Probleme mit den Handelsgesprächen befürchtet, da sich in den vergangenen Monaten die Beziehungen zwischen Südkorea und Japan deutlich verschlechterten. Doch gab es bei den jüngsten Verhandlungen anscheinend einige Fortschritte. Die Gespräche erfolgten nach einer Vereinbarung zwischen den zehn Mitgliedern der Vereinigung südostasiatischer Staaten (ASEAN) mit ihren Dialogpartnern im vergangenen Monat über ein Abkommen, das Regionale Umfassende Wirtschaftspartnerschaft, oder RCEP, genannt wird. Der Vertrag soll auch Südkorea, China und Japan einbeziehen. Daneben verfolgen diese drei Länder ihr eigenes Handelsabkommen, um ihre Märkte für Waren und Dienstleistungen zu öffnen und die Zusammenbarbeit in den Bereichen Investitionen, Herkunftsregelungen, Zollabwicklung und E-Handel zu fördern. 


Die jüngsten FHA-Verhandlungen könnten die Diskussionen über eine wirtschaflliche Integration Südkoreas, Chinas und Japans beschleunigen. Vor dem Treffen hatte Südkorea darauf hingewiesen, dass der weltweite Freihandel vor einer Krise stehe. Das FHA müsse höher angesiedelt werden als der RCEP-Vertrag. Die drei Länder sind sich bei der Forderung nach einer größeren Marktliberalisierung einig:  


Um die Zeit, da Seoul, Peking und Tokio 2012 ihre FHA-Verhandlungen begannen, entfielen auf die drei Länder 21,5 Prozent der Weltbevölkerung, 20,5 Prozent des globalen Bruttoinlandsprodukts sowie 17,5 Prozent des weltweiten Handels. Das zeigt, dass ein FHA zwischen den drei nordostasiatischen Volkswirtschaften bei einem Abschluss einen großen Handelsblock bilden würde. Forschungsinstitute prognostizieren, dass die Öffnung verschiedener Bereiche, darunter Produktion und Landwirtschaft, wirtschaftliche Effekte im Wert von bis zu 16,3 Milliarden Dollar in den ersten zehn Jahren des Abkommens generieren könnte. Neben den wirtschaftlichen Vorteilen haben die drei Länder gemeinsame Interessen in der Außenpolitik und der Sicherheit. Doch die Handelsgespräche sind in den vergangenen sechs Jahren kaum vorangekommen. 


Das angestrebte FHA der drei asiatischen Länder würde den drittgrößten Freihandelsblock hinter der EU und dem Nordamerikanischen Freihandelsabkommen bilden: 


Es ist angesichts der unterschiedlichen Industriestrukturen wirklich schwierig, Maßnahmen auszuarbeiten, die alle drei Länder zufriedenstellen. Korea zum Beispiel zögert, seinen Agrarmarkt für China zu öffnen. Eine massive Einfuhr günstiger chinesischer Landwirtschaftsprodukte wäre ein Schlag für die lokale Agrarindustrie. Korea und Japan sind starke Player in der Auto-, Schiffbau- und Stahlindustrie. Falls sie diese Bereiche für die andere Seite öffnen, werden die wettbewerbsfähigen Hersteller mehr Gelegenheit haben, ihre Geschäfte auszuweiten. Doch die Marktöffnung wird sich negativ auf diejenigen auswirken, die nicht wettbewerbsfähig genug sind. 


Südkorea und China sind bei der Marktöffnung für das verarbeitende Gewerbe zögerlich, bei dem Japan sehr wettbewerbsfähig ist. Was den Dienstleistungsbereich betrifft, treten Korea und Japan für ein hohes Maß der Liberalisierung ein, während China für eine schrittweise Öffnung ist. Eine Einigung zwischen den drei Ländern erscheint schwierig, obwohl Südkorea und China ein bilaterales FHA unterzeichnet haben. Doch wollen die drei Länder den Impuls von den RCEP-Verhandlungen mitnehmen: 


Die zehn ASEAN-Staaten und fünf weitere Länder, darunter Südkorea, Japan, Australien und Neuseeland, haben am 4. November eine Vereinbarung über die wichtigen Punkte des RCEP getroffen. Falls Indien zustimmt, sich dem Deal anzuschließen, würde der Mega-Handelspakt bei einem Abschluss 16 Länder umfassen. Verglichen zu diesem großen Deal, bei dem die wirtschaftliche Zusammenarbeit eher locker wäre, könnte ein kleineres FHA zwischen Südkorea, Japan und China im Rahmen des RCEP mehr Effektivität versprechen. 


Der RCEP-Vertrag ist eine wichtige Grundlage für einen künftigen regionalen Handelsblock, der Korea, China und Japan umfasst. Doch die Verhandlungen sind noch lange nicht am Ende. Südkorea muss seine Industriebereiche erneuern und zugleich nach Wegen suchen, zusammen mit seinen Nachbarn zu wachsen: 


Im Zuge der Bildung eines großen, regionalen FHA und der Förderung seiner Neuen Süd-Politik, die die Beziehungen zu den südostasiatischen Ländern stärken soll, sollte Südkorea seine eigenen Industrien überprüfen. Der Abschluss multilateraler FHA bietet eine gute Gelegenheit für einige Industriebereiche. Doch kann es auch zu Umstrukturierungen in anderen Bereichen kommen, die weniger wettbewerbsfähig sind. Dazu gehört auch die Agrarindustrie. Mit anderen Worten, FHA haben positive und negative Auswirkungen. Für Korea ist es nötig, die Industriesysteme neu zu arrangieren, so dass die anfälligeren Sektoren ebenfalls die Vorteile einer Marktöffnung zu spüren bekommen. 


Ein FHA ist ein zweischneidiges Schwert. Für Korea kann die Öffnung seines Markts für die benachbarten Wirtschaftsmächte eine Chance und zugleich eine Gefahr sein. Südkorea sollte daher die angemessenen Maßnahmen ausarbeiten, um die größtmöglichen Vorteile daraus zu ziehen.

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