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Wirtschaft

Prognosen: Steile Erholung für Südkoreas Wirtschaft nach Pandemie

#Thema der Woche l 2020-05-11

ⓒ YONHAP News

Der Internationale Währungsfonds (IWF) geht davon aus, dass die Weltwirtschaft in diesem Jahr wegen der Covid-19-Pandemie die schlimmste Rezession seit der Großen Depression in den 1930er Jahren erleben wird. Der Finanznachrichtendienst Bloomberg erwartet jedoch im Fall Südkoreas damit, dass sich die Wirtschaft des Landes nach der Krise V-förmig erholen werde. Damit ist ein steiler Anstieg der Wirtschaftsleistung nach einem kurzfristigen Konjunkturschock gemeint. Zum Thema sagt Lim Chae-seong von der Abteilung für Technologie-Management an der Konkuk Universität:


Die Voraussage deutet an, dass Südkorea im Vergleich zu anderen Ländern besser positioniert ist, eine V-förmige Wende zu erleben. Die koreanische Wirtschaft ist stark im Bereich der Fertigung, die relativ gesehen weniger anfällig ist in der Covid-19-Pandemie. Glücklicherweise gibt es eine wachsende Nachfrage für Informations- und Kommunikationstechnologie, oder ICT-Produkte, auf die Korea spezialisiert ist.


Länder, deren Wirtschaft auf das verarbeitende Gewerbe und Tech-Industrien basieren, würden sich voraussichtlich stärker erholen, zitiert Bloomberg die Chefökonomin der Citigroup, Catherine Mann. Südkorea und Taiwan seien dafür zwei Beispiele. Dagegen würden Länder, die stärker vom Tourismus abhingen, wie etwa Thailand und Singapur, in eine L-förmige Rezession stürzen und damit einen längeren Abschwung erleben. Die Fertigung macht einen bedeutenden Teil der industriellen Struktur Koreas aus, die Dienstleistungsindustrie dagegen einen eher kleinen Teil. Nach Angaben des Finanzministeriums entfallen auf die Produktion 27,8 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Der Anteil sei höher als in Deutschland oder Japan, die eine ähnliche Struktur aufwiesen. Besonders der Export koreanischer ICT-Produkte stieg trotz ungünstiger externer Bedingungen. Auch was die Arbeitsmarktsituation betrifft, so kommt der Fertigungsbereich trotz der Covid-19-Krise eher glimpflich davon:


In den USA ging die Erwerbstätigkeit in den Bereichen Unterhaltung, Dienstleistungen, Immobilien und Großhandel zwischen dem 2. und dem 30. März im Durchschnitt um 43 Prozent zurück. Im Fertigungsbereich gab es einen Rückgang um 30 Prozent. Das besagt auch, dass das verarbeitende Gewerbe weniger Schäden als andere Industriebereiche verzeichnet. Daten zeigen, dass die Situation in Südkorea ähnlich ist.


In Korea stieg die Zahl der Menschen, die im März Urlaub nehmen um 1,6 Millionen, da zahlreiche Unternehmen und Läden wegen der Pandemie ihren Betrieb einstellen mussten. Im Bereich Produktion und Bergbau lagen die Zahlen bei nur jeweils 53.000. Insbesondere die Hersteller von Nahrungsmitteln und Arzneien stellten mehr Personen ein. Die Schiffbauindustrie, die eine dramatische Umstrukturierung hinter sich hat, konnte den Erholungstrend erhalten. Trotzdem ist es zu früh, zu jubeln. Sollte der Virusausbruch nicht komplett eingedämmt werden, wird auch das verarbeitende Gewerbe Rückschläge erleiden. Die exportabhängige Wirtschaft Koreas könnte wegen der Auswirkungen der Covid-19-Pandemie, die sich im März gerade in Nordamerika und Europa stark ausgebreitet hat, im laufenden zweiten Quartal deutlich schrumpfen. Die koreanische Regierung ist daher angehalten, die Fertigungsindustrie durch eine effektive Politik zu stützen:


Die Produktion wurde von einigen als altmodische Industrie gesehen. Da der Bereich jedoch dabei ist, sich zu digitalisieren, hat seine Struktur eine große Veränderung durchgemacht. Die USA und Deutschland begannen etwa 2010 damit, die Fertigung als neue Industrie zu fördern, während sich China diesem Trend 2015 anschloss. Auch die OECD sah die Fertigung als neue Industrie mit Wachstumspotenzial, was in deren Publikation “Die nächste Produktionsrevolution” zum Ausdruck kommt. In Korea wurden 2018 die Stimmen lauter, die eine intensive Förderung des Fertigungsgewerbes als strategische Industrie fordern. Die Covid-19-Pandemie hat das öffentliche Bewusstsein für die Wichtigkeit dieser Industrie geschärft.


Die Fertigungsindustrie wurde schon als Hauptschuldiger für die Umweltverschmutzung gesehen und als “Schornsteinindustrie mit geringem Mehrwert” verunglimpft. Doch das Wiederbelebungsprojekt für die globale Fertigungsindustrie, das etwa 2010 begann, scheint sich wegen der Pandemie zu beschleunigen:


Inmitten der Covid-19-Krise wird Innovation oder “neue Fertigung” durch intelligente Fabriken immer wichtiger. Smartfabriken kombinieren Internet der Dinge, das digitale Zwillingssystem, die künstliche Intelligenz usw. Ein digitaler Zwilling ist ein virtuelles Modell eines Produkts, einer Dienstleistung oder eines Vorgangs, das eingesetzt wird, um Simulationen zu nutzen und damit ein Resultat vorherzusagen. Mit einem Wort, “neue Produktion” ist die digitale Transformation dieses Industriebereichs. Die Situation um Covid-19 lässt uns spüren, dass diese Zukunft schon so gut wie begonnen hat. Falls Korea diese Herausforderung erfolgreich meistert, kann es kurzfristig eine V-förmige Erholung erleben. Wir alle wissen, dass sich die globale Wirtschaftsstruktur nach der Covid-19-Krise einer bedeutenden Änderung unterziehen wird. Korea wird hoffentlich in einer vorteilhafteren Position sein, um die “neue Fertigung” zu etablieren.

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