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Wirtschaft

Der Konflikt um Hongkong und die Auswirkung auf Südkoreas Wirtschaft

#Thema der Woche l 2020-06-08

ⓒ YONHAP News

Am 28. Mai stimmte Chinas Volkskongress einem umstrittenen Sicherheitsgesetz für Hongkong zu. Weil Peking trotz Warnungen der USA das Gesetz auf den Weg gebracht hat, sagte US-Präsident Donald Trump, Washington werde die Vorzugsbehandlung Hongkongs als ein von China getrenntes Zoll- und Reisegebiet beenden. Der schärfer werdende Konflikt zwischen beiden Ländern könnte sich auch negativ auf die Wirtschaft Südkoreas auswirken. Zum Thema sagt Kim Gwang-seok von der Graduiertenschule für Internationale Studien an der Hanyang-Universität: 


Die Aufhebung des Sonderhandelsstatus der USA für Hongkong hat mehrere Auswirkungen. Der Sonderstatus verschaffte Hongkong eine Vorzugsbehandlung, die China nicht gewährt wird. Dazu gehören aufgrund der Sichtweise, wonach die frühere britische Kronkolonie gegenüber China selbstständig ist, die Visabehandlung, Investitionen und die Strafverfolgung. Falls Hongkong diese Stellung verliert, könnte es Visabeschränkungen erfahren und auch Probleme haben, Investitionen anzuziehen. Hongkongs Rolle als Drehscheibe für den internationalen Handel und Finanzen würde geschwächt, was einen massiven Kapitalabfluss nach sich ziehen könnte. 


Unter dem amerikanischen Hongkong-Gesetz von 1992 wurde Hongkong anders als China behandelt, was den Handel und Investitionen betreffen. Falls Hongkong diese Handelsprivilegien entzogen werden, könnte es Ziel von Strafzöllen in Höhe von bis zu 25 Prozent werden und somit seinen Status als führendes Finanzzentrum in Asien verlieren. Wahrscheinlich aus diesem Grund denken 30 Prozent der US-Unternehmen in Hongkong über einen Umzug in andere Regionen nach. Das Vorgehen Washingtons wäre auch ein Rückschlag für Südkoreas Exporte: 


89 Prozent der gesamten Importe Hongkongs werden wieder exportiert, und die Hälfte der Rückexporte gehen nach China. Südkorea hat Hongkong wegen verschiedener Vorteile wie niedrige Unternehmenssteuern und stabile Währungstransaktionen für den Zwischenhandel benutzt, um Güter auf das chinesische Festland auszuführen. Falls also Hongkong nicht mehr die Vorzugsbehandlung zukommt, werden sich für die koreanischen Exporteure die Logistikkosten erhöhen.


Hongkong ist für Südkorea nach China, den USA und Vietnam der viertgrößte Abnehmer seiner Exporte. 2018 wurden 82,6 Prozent der Importe Hongkongs aus Korea nach China reexportiert. Angesichts der jüngsten Entwicklung ist besonders die koreanische Halbleiterindustrie besorgt, da auf Chipprodukte knapp 70 Prozent der Exporte Südkoreas nach Hongkong entfallen:


Die koreanische Halbleiterindustrie hat wegen verschiedener Vorteile, darunter eine exzellente Handelsinfrastruktur mit dem Hafen und dem internationalen Flughafen in Hongkong, Chips indirekt über Hongkong nach China exportiert. Halbleiter machten 22,2 Milliarden Dollar, oder fast 70 Prozent der 31,9 Milliarden Dollar der koreansichen Exporte nach Hongkong im vergangenen Jahr aus. Mehr als 90 Prozent der Chipprodukte werden zurück nach China exportiert. Es ist also verständlich, warum die koreanischen Chiphersteller wegen der möglichen Aufhebung des Sonderstatus von Hongkong beunruhigt sind. 


Südkoreanische Exportunternehmen wären wahrscheinlich gezwungen, ihre Produkte direkt in die chinesische Stadt Shenzhen zu exportieren, wo der Technologieriese Huawei sein Hauptquartier hat. Oder sie könnten ihre Exportrouten nach Taiwan verlegen, um von dort ihre Produkte nach China auszuführen. Es bieten sich aber möglichlicherweise auch Chancen:


Zwölf Prozent der Gesamtexporte Chinas werden über Hongkong in die USA exportiert. Die Änderung des Handelsstatus für Hongkong wird unvermeidlich zu einem Rückgang der Exporte in die USA führen. Für die koreanischen Produkte könnte sich dann ein Wettbewerbsvorteil im US-Markt einstellen. Korea konkurriert mit China bei Smartphones, Telekommunikationsausrüstung und elektronischen Gütern. Diese Produkte aus Korea könnten die Lücke füllen, die eine rückläufige Zahl chinesischer Produkt im US-Markt hinterlassen könnte. Das könnte sich auch vorteilhaft für petrochemische Produkte, medizinische Ausrüstung, Stahlprodukte und Plastikgüter erweisen. 


Falls Hongkong auch seinen Status als Finanzdrehscheibe Asiens verliert, könnte Südkorea zu einer Art “Post-Hongkong” werden. Auch Singapur gilt hier als Alternativkandidat. Doch aufs Ganze gesehen sind die Spannungen zwischen den USA und China keine guten Nachrichten. So beschlossen die USA am 3. Juni, Passagierflüge aus China zu verbieten. Angesichts des schärfer werdenden Konflikts sollte Korea effektive Strategien entwickeln: 


Für Korea ist es sehr wichtig, einen Durchbruch zu finden. Vorerst ist es wichtig, das Problem diplomatisch anzugehen und nicht von einem wirtschaftlichen Standpunkt. Korea sollte die Balance zwischen den USA und China halten. Es muss auf der einen Seite die Sicherheitsallianz mit den USA aufrechterhalten und auf der anderen Seite die Wirtschaftsbeziehungen zu China fördern. Korea sollte China seine Position korrekt erläutern und sich weiter auf diplomatischem Weg darum bemühen, eine Vereinbarung mit China über die bilaterale wirtschaftliche Zusammenarbeit zu erzielen. 


Südkoreas Präsident Moon Jae-in hat zuletzt einen Vorschlag Trumps zur Erweiterung des G7-Gipfeltreffens akzeptiert. Südkorea wäre nach der Idee Trumps ein möglicher Teilnehmer, nicht aber China. Seoul sollte sich also zugleich stärker China als seinem wichtigsten Handelspartner zuwenden.

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