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Wirtschaft

Südkorea startet Freihandelsgespräche mit Kambodscha

#Thema der Woche l 2020-06-22

ⓒ YONHAP News

Am 15. Juni kündigte Südkoreas Finanzminister Hong Nam-ki für Juli Freihandelsgespräche mit Kambodscha an. Zwar hat Korea bereits ein Freihandelsabkommen (FHA) mit dem Verband südostasiatischer Länder, oder Asean, der 2007 in Kraft getreten ist und der auch Kambodscha einschließt. Doch die Effektivität und Offenheit des Pakts sind begrenzt. Zum Thema sagt die leitende Forscherin des Instituts für Internationalen Handel, Kim Hyun-su:


Ein FHA mit Kambodscha ist Teil der Bemühungen der Regierung, die politischen und wirtschaftlichen Beziehungen mit südostasiatischen Ländern zu vertiefen. Unter der sogenannten Neuen Süd-Politik will Südkorea die Beziehungen mit Asean auf das gleiche Niveau heben wie diejenigen mit den USA, China, Japan und Russland. Im vergangenen November begannen Südkorea und Kambodscha eine gemeinsame Machbarkeitsstudie zu ihrem FHA anlässlich des Südkorea-Asean-Gipfeltreffens. Ein bilaterales FHA hat den Zweck, einen größeren Marktzugang als unter dem bestehenden Abkommen zu haben. Etwa die Hälfte des südkoreanischen Handels mit Asean entfällt auf Vietnam. Und die drei größten Handelspartner der Region, Vietnam, Singapur und Malaysia, machen mehr als 70 Prozent des gesamten südkoreanischen Handels aus. Für Südkorea ist es wichtig, seine wirtschaftlichen Partnerschaften zu erweitern sowie einen neuen Verbrauchermarkt und eine neue Produktionsbasis zu erschließen. Kambodscha ist ein vielversprechendes Land, das diese Anforderungen erfüllt. 


Südkorea unterzeichnete im vergangenen Jahr mit Indonesien ein Handelsabkommen, das als Umfassende Wirtschaftliche Partnerschaft bekannt ist. Mit den geplanten Verhandlungen mit Kambodscha will es einen weiteren Schritt gehen: 


Kambodscha ist eine aufstrebende asiatische Volkswirtschaft, die jährliche Wachstumsraten von etwa 7 Prozent verzeichnet hat. Etwa die Hälfte der Bevölkerung ist unter 25 Jahre, so dass ein robustes Wachstum erwartet wird. Die Nachfrage nach dem Ausbau der sozialen Infrastruktur ist groß, die entsprechenden Einrichtungen im Land sind unzureichend. Kambodscha hat nur wenige Beschränkungen für ausländisches Kapital. In den meisten Bereichen sind Investitionen per Anmeldung möglich und 100 Prozent Eigentum durch Ausländer ist erlaubt. Die Transaktionen werden meistens über den Dollar und nicht über die Landeswährung durchgeführt. Die Wechselrisiken sind daher relativ klein. Auch sind Investitionsprojekte, die von der kambodschanischen Regierung genehmigt sind, von der Körperschaftssteuer und Importzöllen für Rohmaterialien und Anlagen für neun Jahre ausgenommen.  


Kambodschas Pro-Kopf-Einkommen lag 2018 bei 1500 Dollar. Doch das Land bietet weltbekannte kulturelle Attraktionen, wie etwa Angkor Wat, sowie eine Überzahl an Arbeitskräften und eine freundliche Politik gegenüber Investitionen aus dem Ausland. Die Wirtschaft wuchs in den vergangenen 20 Jahren um durchschnittlich 7 Prozent. Das Lohnniveau ist relativ niedrig. Im vergangenen Jahr lag der Mindestlohn im Textilsektor bei 182 Dollar, das waren 60 Prozent desjenigen im benachbarten Thailand. Kambodscha verzeichnet die höchste Erwerbsbeteiligungsquote in der Asean-Region. Auch ist das Land ein Nutznießer des Allgemeinen Präferenzsystems. Unter diesem System werden auf importierte Güter aus Entwicklungsländern verringerte oder keine Zölle erhoben. Das Land kann also Zollvorteile genießen, wenn es Produkte in die USA, die EU und Japan exportiert: 


Das Handelsvolumen zwischen Südkorea und Kambodscha erreichte 2019 eine Milliarde Dollar. Davon entfielen 700 Millionen Dollar auf südkoreanische Ausfuhren. Südkorea exportiert vor allem gebrauchte Autos und Lastwagen nach Kambodscha. Andere Exportgüter sind Getränke und Textilmaterialien. Korea importiert von Kambodscha vor allem Kleidungsstücke und Schuhe. Einige koreanische Bekleidungshersteller haben Fabriken in Kambodscha errichtet. 


Beide Länder haben 1970 diplomatische Beziehungen aufgenommen, doch wurden die Beziehungen 1975 suspendiert, als Kambodscha von kommunistischen Truppen eingenommen wurde. 1997 wurden die Beziehungen wieder aufgenommen, und seitdem expandiert die Zusammenarbeit. Beim Abschluss eines FHA springt für das produzierende Gewerbe in Südkorea eine Zollreduktion um 100 Prozent heraus, während die wirtschaftlichen Vorteile für die Verbraucher um 33 Millionen Dollar steigen könnten. Doch die Aussichten sind nicht nur rosig:


Kambodschas BIP von 26,7 Milliarden Dollar ist weniger als ein Fünfzigstel desjenigen Südkoreas. Premierminister Hun Sen regiert das Land seit 1985. Er löste 2018 mit Gewalt die wichtigste Oppositionspartei auf. Seine Diktatur wird sich bis 2023 fortsetzen. Korruption und Verstöße gegen die Demokratie und die Menschenrechte in Kambodscha sind ständig Ziel von Kritik. Ein anderes Problem ist der steile Lohnanstieg in den vergangenen Jahren. Der Mindestlohn in der Textilindustrie stieg von 61 Dollar im Jahr 2012 auf 190 Dollar 2020. Die steigenden Löhne stellen eine zunehmende Last für südkoreanische Unternehmen dar, die bereits in Kambodscha Geschäfte betreiben. 


Die schlechte Infrastruktur, eine weit verbreitete Korruption und eine niedrige Arbeitsproduktivität sind trotz des großen Wachstumspotenzials große Hindernisse. Das Land lag 2018 nur auf dem 133. Platz bei der Arbeitsmarktwettbewerbsfähigkeit. Premier Hun Sen versprach, den Mindestlohn bis 2023 auf 250 Dollar zu erhöhen: 


Korea ist nicht das einzige Land, das Interesse an Kambodscha zeigt. Es ist also nötig, sorgfältig zu erforschen, wie sich die Rivalen in dem Land entwickeln. Insbesondere China ist der größte Importmarkt für Kambodscha, mit mehr als 35 Prozent der gesamten Importe Kambodschas. Beide Länder haben bereits FHA-Verhandlungen aufgenommen. Japan hat eine Produktionsbasis für Autos und elektronische Ausrüstung in der Asean-Region. Die wirtschaftliche Integration und die Zollbefreiung innerhalb von Asean haben Japan bei der Preiswettbewerbsfähigkeit geholfen. Korea sollte diese Umstände berücksichtigen.

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