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Wirtschaft

Auswirkungen der japanischen Exportrestriktionen auf Südkorea

#Thema der Woche l 2020-07-06

ⓒ YONHAP News

Es ist ein Jahr vergangen, seitdem Japan überraschend Restriktionen für den Export einiger Schlüsselprodukte der Halbleiter- und Display-Industrie nach Südkorea verhängt hat. Südkorea schaffte es, seine entsprechenden Importquellen zu erweitern und eigene Alternativen im Bereich der Materialien zu entwickeln. Zum Thema sagt Kim Gwang-seok von der Graduiertenschule für Internationale Studien an der Hanyang-Universität: 


Am 1. Juli 2019 kündigte Japan schärfere Exportkontrollen für einige Industriematerialien an, die nach Südkorea gingen. Am 4. Juli traten die Anordnungen in Kraft. Bei den drei Materialien handelt es sich um fluoriertes Polymid, Fotolack und Fluorwasserstoffe, die alle wichtig sind für die Halbleiter- und Display-Produktion. Japan ging offensichtlich davon aus, dass die Exportbeschränkungen die Produktion in Koreas Schlüsselindustrien stören und damit deren Wettbewerbsfähigkeit schwächen. Doch entgegen diesen Erwartungen war es Japan, nicht Korea, das einen Rückschlag erlitt. Japan verlor mit Korea einen großen Kunden, der bei Chips und Displays führend ist. Korea entwickelte eigene Technologien, um die neuen Industrien für Materialien und Komponenten zu stärken. 


Japans Vergeltungsmaßnahmen gingen noch weiter. Am 28. August des vergangenen Jahres nahm die Regierung in Tokio Korea von ihrer Liste mit bevorzugten Handelspartnern. Die japanischen Unternehmen wurden angehalten, sich den Export für mehr als 1100 Exportprodukte für Korea vorher genehmigen zu lassen. Es wird geschätzt, dass Japans Handelsbeschränkungen zu einem Rückgang des Umsatzes koreanischer Unternehmen um 2,8 Prozent sowie des operativen Gewinns um 1,9 Prozent führten. Doch im Ganzen wendeten die koreanischen Unternehmen einen größeren Schaden ab:


Weil Korea bei solchen Materialien von Japan stark abhängig war, gab es die Befürchtung, dass die Halbleiterproduktion im schlimmsten Fall eingestellt werden muss. Doch Korea konnte die Lieferquellen für Schlüsselmaterialien in der Halbleiterproduktion diversifizieren, während es diese Materialien lokal entwickelte. Korea hat insbesondere seine Abhängigkeit von Japan bei Fluorwasserstoff deutlich reduziert. Einer Umfrage des Verbands der koreanischen Industrien zufolge gaben 149 Firmen, die Produkte aus Japan importieren, an, dass sich ihre Wettbewerbsfähigkeit verbessert hat. Die Umfrage zeigt, dass sich die Wettbewerbsfähigkeit insbesondere bei elektronischen Bausteinen, Computern, Videos sowie Klang- und Kommunikationsausrüstungen, die Chips und Display benutzen, erhöht hat. 


Im Fall von Fluorwasserstoff konnte sich Korea Lieferanten in den USA und China sichern. Die entsprechenden Importe aus Japan fielen dadurch auf ein Viertel des Niveaus, das vor den Restriktionen bestand. Die größte Abhängigkeit von Japan bestand bei Fotolack. Doch die koreanischen Unternehmen konnten das chemische Material, das für die Bedruckung von Schaltkreisen auf Halbleiterwafern benötigt wird, aus Belgien besorgen. Bei fluoriertem Polymid, das in flexiblen Displays verwendet wird, waren bereits vorher Fortschritte in der einheimischen Produktion erzielt worden:


Japan beschloss die Exportbeschränkungen gegen Korea als Vergeltung für die Entscheidung des obersten koreanischen Gerichts, wonach japanische Unternehmen Schmerzensgeld an koreanische Opfer der Zwangsarbeit in Kriegszeiten zahlen sollten. Doch selbst in Japan stimmen viele zu, dass die Handelsrestriktionen Japan selbst mehr Schaden zugefügt haben. Früher bedeutete das Wachstum der koreanischen Industrien auch einen Zuwachs für die japanischen Exporteure. Doch können sie nicht mehr vom boomenden Geschäft profitieren. Hinzu kommt, dass die Südkoreaner seit dem vergangenen Juli japanische Produkte boykottieren, was sich negativ auf die japanische Mode-, Lebensmittel- und Tourismusindustrien auswirkt und sogar einige japanische Firmen gezwungen hat, ihr Geschäft in Korea aufzugeben. 


Die beiden koreanischen Chiphersteller Samsung Electronics und SK hynix, die einen Anteil von mehr als 60 Prozent im globalen Markt für Speicherchips haben, sind größere Kunden japanischer Exporteure von Materialien, Teilen und Ausrüstungen. Doch ihre Abhängigkeit von Japan ist spürbar geringer geworden: 


Es ist zu früh, um entspannt zu sein. Koreas Halbleiterindustrie hängt bei zahlreichen Produkten noch immer stark von Japan ab, und die Zahl der Produkte, für die Exportkontrollen gelten, könnte angesichts der schlechten bilateralen Beziehungen steigen. Der koreanische Verband für Internationalen Handel teilte mit, dass Japan Exportrestriktionen für zusätzliche Produkte mit einer großen Abhängigkeit vom Import aus Japan verhängen könnte. Dazu gehören Basisöl, Chip-Ausrüstung und Plastikprodukte. 


Trotz der positiven Entwicklung ist es nicht einfach für Südkorea, die Strukturen im Handel mit Japan zu verändern. Der bilaterale Rechtsstreit bei der Welthandelsorganisation (WTO) ist ein weiteres Hindernis:


Korea legte im September bei der WTO eine Beschwerde gegen Japan wegen der Exportrestriktionen ein. Doch wurde sie im November suspendiert. Doch weil Japan auf die Forderungen nach dem Ende der Exportbeschränkungen bis Ende Mai dieses Jahres nicht einging, hat die Regierung in Seoul die WTO gebeten, ein Streitschlichtungsgremium zu eröffnen, um Japans Exportregularien zu prüfen. Beide Länder streiten sich also weiter.

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