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Wirtschaft

Schulden der Industrieländer steigen auf neue Höchststände

#Thema der Woche l 2020-08-31

ⓒ YONHAP News

Wegen der Coronavirus-Pandemie haben die meisten Länder ihre Staatsausgaben erhöht, um sich gegen eine wirtschaftliche Rezession zu stemmen. Der Schuldenstand der größeren Volkswirtschaften ist auf das Niveau der ersten Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg gestiegen. Das Wall Street Journal berichtete unter Berufung auf Daten des Internationalen Währungsfonds, die Schulden der fortgeschrittensten Industrieländer sei auf 128 Prozent des Welt-Bruttoinlandsprodukts geklettert. Demnach übertreffen sie den bisherigen Rekord von 124 Prozent im Jahr 1946. Das Problem ist jedoch, dass sich die Weltwirtschaft von der in den 1950er Jahren unterscheidet. Die Länder können nicht auf einen Wirtschaftsboom wie in den Nachkriegsjahren hoffen. Zum Thema sagt der Wirtschaftskommentator Chung Chul-jin:


1946 überstieg das Verhältnis der Schulden zum BIP unter den 40 fortgeschrittenen Wirtschaften 120 Prozent. Der Wert lag in der ersten Hälfte dieses Jahres bei 128 Prozent und damit höher als der nach dem Zweiten Weltkrieg. Nach dem Ausbruch der globalen Finanzkrise Ende 2008 griffen die Regierungen auf eine aggressive Ausgabenpolitik zurück. Auch nach dem Covid-19-Ausbruch boten sie massives Geld an, um die Pandemie zu bewältigen, was zum höchsten Schuldenstand seit 1946 führte. 


Die USA pumpten in der ersten Jahreshälfte drei Billionen Dollar in die einheimische Wirtschaft. Die EU arbeitete einen Konjunkturplan im Volumen von 750 Milliarden Dollar aus. Doch ist unsicher, ob die Schulden zurückgezahlt werden können. Nach dem Weltkrieg waren die Industrieländer dank des Booms rasch in der Lage, die Schulden abzubauen. Ende der 50er Jahre verzeichneten Frankreich und Kanada eine jährliche Wachstumsrate von 5 Prozent, Italien von 6 Prozent und Deutschland sowie Japan von über 8 Prozent. Die US-Wirtschaft wuchs um nahezu 4 Prozent. Im Jahr 2019 lag das Wachstum für die USA, Großbritannien und Deutschland bei rund 2 Prozent, in Japan und Frankreich bei unter 1 Prozent.


In den Monaten Februar, März, und April dieses Jahres war Europa am härtesten von Covid-19 betroffen. Die Wirtschaft war gelähmt. Einige südeuropäische Länder wie Italien und Spanien mussten ansehen, wie ihre Kreditwürdigkeit herabgesetzt wurde. Die Ratingagentur Fitch Ratings korrigierte Ende Juli den Bonitätsausblick für Japan wegen der dramatischen wirtschaftlichen Kontraktion nach unten. Im Sommer 2011 setzte Standard and Poor’s die Bonität der USA herab. Die Maßnahmen sorgten für einen Crash des Aktienmarkts. Diesmal könnte Fitch die Bonität der USA in den nächsten sechs Monaten kürzen. Das heißt, die Kreditwürdigkeit verschlechtert sich wegen der Schulden. 


In den auftstrebenden Märkten sieht die Situation noch schlechter aus:


In den aufstrebenden Märkten kletterte die Staatschuldenquote auf fast 63 Prozent. Insbesonders Chinas Schuldensituation ist sehr ernst. Chinas Schuldenquote überstieg bereits 300 Prozent. Eine große Schuldenlast führt oft zu einer Abwertung der Landeswährung, zu Instabilität in den Devisenmärkten und wirtschaftlichen Schockeffekten. Die türkische Lira, der mexikanische Peso und der russische Rubel sind zuletzt zurückgegangen. 


Auch Korea hat mit Schuldenproblemen zu kämpfen. Das Finanzministerium geht davon aus, dass die Staatsschuldenquote in diesem Jahr 43,5 Prozent betragen wird. Der Wert scheint im Vergleich zu anderen Industrieländern eher niedrig. Doch die Schulden steigen mit raschem Tempo. 2001 betrug die Quote 17,2 Prozent und lag 2011 bei 30,3 Prozent. Korea ist auch Wechselkursrisiken ausgesetzt. Länder mit Schlüsselwährungen wie die USA und Japan können sogenanntes Helikoptergeld drucken und verteilen, ohne zuviel wegen der Schuldenquoten besorgt zu sein. Doch das trifft nicht auf Korea zu:


Der koreanische Won ist verglichen mit anderen wichtigen Währungen wie dem Dollar, Euro oder Yen nicht stark genug. Das ist der Grund, warum Korea immer auf sein Schuldenniveau achtgeben sollte. Verstörend ist, dass Koreas Schulden rasch stiegen, in den vergangenen Jahren gab es einen zweistelligen Zuwachs. Ein weiteres Problem sind die Schulden der privaten Haushalte. Diese Schulden in Höhe von mehr als 1,63 Trillionen Won machen 96 Prozent des BIP aus. Der Anteil ist der höchste weltweit. Falls der Immobilienmarkt einbricht, wird sich das negativ auf die Schulden der Haushalte und die Finanzinstitute auswirken. Der hohe Schuldenstand stellt eine enorme Last für die einheimische Wirtschaft dar. 


Einige Experten sehen die hohen Schulden der großen Volkwirtschaften als “die neue Normalität” in der Zeit nach der Corona-Pandemie. Demnach sind die Staatsschulden kein ernsthaftes Problem, wenn man berücksichtigt, dass die Zentralbanken die langfristigen Zinsen heruntergesetzt haben und Staatsanleihen erwarben, um das Wachstum zu stützen. Falls die Pandemie jedoch länger andauert, können finanziell schwächer aufgestellte Länder zu Auslösern für eine neue globale Finanzkrise werden:


Die Schuldenstände nach dem Zweiten Weltkrieg waren sehr hoch. Doch nach dem Krieg wurden die Schulden genutzt, um neue Gebäude, Straßen und Schienen zu bauen und das Wachstum zu beschleunigen. Heute ist es eher zweifelhaft, dass die Schulden zum Wachstum beitragen. Jetzt ist es absolut nötig, effektive Quarantänemaßnahmen gegen Covid-19 umzusetzen. Nach dem erfolgreichen Kampf gegen das Virus sollten die Regierung langfristige Pläne für den Schuldenabbau ausarbeiten.

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