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Wirtschaft

Fitch belässt Koreas Kreditwürdigkeit bei AA-

#Thema der Woche l 2020-10-12

ⓒ YONHAP News

Die internationale Ratingagentur Fitch Ratings hat die Kreditwürdigkeit Südkoreas bei AA- (double-A-minus) und dem Ausblick “stabil” belassen. Das bedeutet, die Agentur erwartet nicht, dass irgendwelche Faktoren in den nächsten sechs bis zwölf Monaten die Bonität Koreas ändern werden. Unter den drei großen Ratingagenturen weltweit nimmt Fitch die konservativste Haltung ein, da ihre Evaluierung vor allem auf finanzielle Nachhaltigkeit beruht. Mit anderen Worten, Fitch korrigiert die Bonität der Länder eher nach unten als die anderen Agenturen. Zum Thema sagt der Forscher Bae Min-geun vom LG-Wirtschaftsforschungsinstitut:


Es ist über sechs Monate her, seitdem sich Covid-19 weltweit ausgebreitet hat. Der Inlandsverbrauch in Korea fror im März vorübergehend ein, als viele Covid-19-Fälle in der Region um Daegu bekannt wurden. Doch hat es Korea geschafft, die Wirtschaft am Laufen zu halten, indem es nicht auf massive Lockdown-Maßnahmen zurückgriff, die die USA oder andere größere Volkswirtschaften in Europa ergriffen haben. Die Nachfrage nach IT-Produkten ist in den USA und China nach wie vor stark. Die koreanischen Exporte entsprechender Teile und Materialien haben sich irgendwie gehalten. Zusammen mit dem erfolgreichen Vorgehen gegen die Pandemie hat das zu einem stabilen Fluss der lokalen Wirtschaft und auch Fitchs Einstufung beigetragen. 


Fitch stuft Koreas Rating seit dem September 2012 auf AA- ein. Das ist die vierthöchste Stufe auf der Bonitätsskala der Agentur. Großbritannien, Hongkong, Belgien und Taiwan sind in dieser Kategorie. Die höchste AAA-Einstufung genießen zehn Länder, darunter Deutschland, Singapur und die USA. Wegen der wirtschaftlichen Folgen der Pandemie haben die drei größten Ratingagenturen, Moody’s Investors Service, Standard & Poor’s und Fitch, allein in diesem Jahr das Rating oder den Ausblick für 107 Länder heruntergestuft: 


Im ersten Quartal dieses Jahres setzte Fitch die Kreditwürdigkeit Großbritanniens von AA auf AA- zusammen mit einem negativen Ausblick herab. Kanada wurde sein AAA durch Fitch entzogen, das es durch ein AA+ ersetzte. Der Bonitätsausblick für Japan und die USA wurde von stabil auf negativ geändert. Selbst wenn also Covid-19 in der zweiten Jahreshälfte oder in der ersten Hälfte des nächsten Jahres abflaut, könnten die herabgestuften Bonitätseinschätzungen oder Ausblicke für wichtige Volkswirtschaften im nächsten Jahr und darüber hinaus eine Last für die globale Wirtschaft bedeuten. 


Standard & Poor’s und Moody’s schätzen Koreas Rating günstiger ein, und zwar auf AA beziehungsweise Aa2. Korea musste als Folge der asiatischen Finanzkrise 1997 und der globalen Finanzkrise 2008 eine Herabstufung hinnehmen. Doch scheinen nun die Ratingagenturen mit Blick auf die Pandemie nicht besonders besorgt zu sein, was die wirtschaftliche Situation Südkoreas betrifft. Doch bleiben Risikofaktoren: 


Die Staatsschulden werden im Vergleich zum vergangenen Jahr steigen, doch der gesamte Betrag liegt in einem akzeptablen Bereich. Die stark steigenden Schulden der privaten Haushalte dagegen ist beunruhigend. 2019 lagen die Staatsschulden bei 2200 Billionen Won, die Haushaltsschulden bei 1600 Billionen und die Unternehmensschulden bei 1100 Billionen Won. Zusammen sind das fast 5000 Billionen Won, das sind etwa 4,3 Billionen Dollar. Das ist das Dreifache des BIP Koreas. Es gibt Zweifel, ob die Regierung die Schuldensituation stabil halten kann. 


Fitch prognostizierte, dass Südkoreas Wirtschaftsleistung in diesem Jahr um 1,1 Prozent zurückgehen wird – das ist aber bei weitem besser als die durchschnittliche Kontraktion um 7,1 Prozent für AA-Länder: 


Ein jährliches Negativwachstum, falls es erfolgt, wäre das erste für Korea seit 1998, als das Land die Nachwirkungen der Asienkrise zu spüren bekam. Internationale Organisation und Finanzmärkte gehen davon aus, dass die koreanische Wirtschaft in diesem Jahr um ein bis zwei Prozent schrumpfen wird. Doch ist das besser als die Vorhersagen für die großen Volkswirtschaften, in denen Covid-19 sich weiter ausbreitet. Ein Großteil der Kreditwürdigkeit kann der effektiven Eindämmungsstrategie Koreas gegen das Virus zugeschrieben werden. Auch stiegen im September zum ersten Mal seit sieben Monaten wieder die Exporte. 


Andere Faktoren als höhere Corona-Infektionszahlen, die sich auf die koreanische Wirtschaft und die internationalen Finanzmärkte auswirken können, sind die allgemeine Pandemie-Situation und das Ergebnis der US-Präsidentenwahl im November sowie der Konjunkturplan der USA: 


In Korea haben rasche Geldspritzen geholfen, die negativen Auswirkungen der Pandemie abzufedern. Doch längerfristig muss sich das Land mit dem demografischen Übergang einer raschen Alterung befassen, die sich in der Post-Covid-19-Ära beschleunigen könnte. Wie man sich auf die Zukunft einstellt, ist eine andere wichtige Aufgabe. Ein Mangel an hochqualifizierter Arbeitskraft in Korea könnte die wirtschaftliche Effektivität beeinträchtigen und das Wachstum abschwächen. Korea verfügt über globale Wettbewerbsfähigkeit in der IT-zentrierten Produktion, besonders im Halbleiter-Geschäft. Doch in anderen Produktionsbereichen ist es von China überholt worden. Ich denke, dass es nötig ist, die Wettbewerbsfähigkeit in diesen Bereichen zu stärken, indem eine angemessene Bildung angeboten und günstige Voraussetzungen für Unternehmen geschaffen werden, damit diese ihre Geschäfte auf freiere und kreativere Weise durchführen. 


Es hat für Korea 13 Jahre gedauert, um die Kreditwürdigkeit wiederzugewinnen, die es vor der Finanzkrise hatte. Deshalb ist es wichtig für Korea, die Risikofaktoren für seine Wirtschaft zu studieren und die geeigneten Gegenmaßnahmen auszuarbeiten.

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