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Wirtschaft

Covid-19 zieht Koreas Wachstumspotenzial herunter

#Thema der Woche l 2021-09-20

ⓒ Getty Images Bank

Die Corona-Pandemie hat sich stark auf die Arbeitsmarktsituation und die Produktivität in Südkorea ausgewirkt. Zu diesem Ergebnis kommt die Bank of Korea in ihrem Bericht “Neu-Einschätzung der potenziellen Wachstumsrate Koreas unter Berücksichtigung von Covid-19”. Das potenzielle Wachstum befand sich angesichts der niedrigen Geburtenrate und der alternden Gesellschaft schon vor Ausbruch der Pandemie in einer Abwärtsbewegung. Durch die zusätzliche Schockwirkung durch Covid-19 wächst die Befürchtung, dass sich die wirtschaftlichen Fundamente des Landes weiter abschwächen. Zum Thema sagt der Forscher Bae Min-geun vom LG Wirtschaftsforschungsinstitut:


Dem Bericht der Bank of Korea zufolge lag Koreas potenzielle Wachstumsrate zwischen 2019 und 2020 bei 2,2 Prozent. Das waren 0,3 bis 0,4 Prozentspunkte weniger als die Schätzungen im August 2019. Das durchschnittliche potenzielle Wachstum zwischen diesem Jahr und dem nächsten wird voraussichtlich auf 2 Prozent zurückgehen, was als sehr niedrig erachtet wird. Natürlich wurde die Pandemie dabei berücksichtigt. Doch nimmt die Wachstumsrate rasch ab.


Mit der potenziellen Wachstumsrate ist das mögliche Wachstumsmaximum gemeint, das eine Volkswirtschaft erreichen kann, wenn Produktionsfaktoren wie Arbeit, Kapital und Technologie eingerechnet werden, ohne dass sie eine übermäßige Inflation auslösen. Sie können auch als die wirtschaftlichen Fundamente verstanden werden. Ein Rückgang der Rate bedeutet eine Verlangsamung der Produktionskapazität: 


Die zurückgehende Fabrikauslastungsrate und Kleinhändler mit kürzerer Betriebszeit sind vorübergehende Veränderungen, die das Wirtschaftswachstum unterminieren könnten, doch ist das kein Faktor, der sich auf das potenzielle Wachstum auswikt. Wir müssen uns mehr auf die rasche Ausweitung der Automation, unbemannter Systeme und kontaktloser Dienste, die auf die Pandemie zurückzuführen sind, konzentrieren. Diese Veränderungen könnten die potenzielle Wachstumsrate nach unten ziehen, da sie sich auf die Arbeitsweise und den Anstieg der Jugendarbeitslosigkeit auswirken. Forscher sagen, dass Veränderungen, die sich innerhalb von zehn Jahren ereignen, können wegen der weltweiten Ausbreitung des Virus viel schneller, in zwei bis drei Jahren, erfolgen.


Andere Länder haben wegen des Covid-19-Schocks ebenfalls ihre Prognosen für die potenzielle Wachstumrsrate zwischen 2020 und 2021 reduziert. So setzte etwa Neuseeland die Rate um 2,6 Prozentpunkte herunter, Großbritannien um 2,1 Punkte, Japan um 0,6 Punkte und die USA um 0,1 Punkte. Durch den jährlichen Rückgang des potenziellen Wachstums verliert die koreanische Wirtschaft immer mehr an Schwung: 


Koreas potenzielle Wachstumsrate übertraf in den 1990er Jahren 6 Prozent, doch fiel sie in den 2000ern auf etwa 4 Prozent und ab 2010 auf das 2-Prozent-Niveau. Der wichtigste Faktor ist natürlich die abnehmende Geburtenrate und die alternde Gesellschaft. Die koreanische Wirtschaft wurde Ende der 90er Jahren stark von der asiatischen Finanzkrise getroffen, während die globale Finanzkrise Ende der 2000er ausbrach. Es wird angenommen, dass sich die Auswirkungen der Krisen im Wachstum niederschlugen, was zum Rückwärtstrend des potenziellen Wachstums führte.


Wegen der andauernden Pandemie befürchten einige Analysten, dass die potenzielle Wachstumsrate noch rascher abnehmen könnte, als die Bank of Korea schätzt. Der Internationale Währungsfonds geht von einer Rate von durchschnittlich 1,8 Prozent zwischen 2020 und 2021 für Korea aus. Die Rate könnte sich erhöhen, sobald die Pandemie sich spürbar abschwächt. Doch hat Korea mit dem strukturellen Problem des demografischen Wandels zu kämpfen. Nach Schätzungen von Statistics Korea verringert sich die erwerbstätige Bevölkerungsgruppe der 15- bis 64-Jährigen bis 2025 im Vergleich zum vergangenen Jahr um 1,6 Millionen auf 34,1 Millionen. Das Korea Finanzinstitut prognostiziert, dass das potenzielle Wachstum bis 2030 auf das Null-Prozent-Niveau fallen wird:


Bei der Festlegung der Geldpolitik berücksichtigt die Zentralbank eine angemessene Kontrolle der Inflation und der Wirtschaft. In einer Rezession geht das reale Bruttoinlandsprodukt und das potenzielle BIP zurück. Wenn die reale Wachstumsrate höher ist als die potenzielle, bedeutet das einen wirtschaftlichen Boom. Die Zentralbank hebt abhängig von der wirtschaftlichen Situation ihren Leitzins an oder setzt ihn herab. Selbst wenn die koreanische Wirtschaft um unter 2 Prozent wächst, muss das nicht auf eine Rezession hindeuten. Die Bank of Korea geht eher von einem Normalniveau aus. Daher erwägt sie eine Zinserhöhung.


Doch ist Korea weiter mit strukturellen Problemen belastet. Zur niedrigen Geburtenrate kommt der Ausbau des öffentlichen Sektors hinzu. Im Umgang mit der Pandemie ist die Regierung gewachsen. Das wird als einer der Faktoren für den Rückgang des potenziellen Wachstumes gesehen. Der öffentliche Sektor ist weniger effektiv als der private, wodurch sich allgemein die Produktivität abschwächt: 


Langfristig gesehen wird ein Rückgang der potenziellen Wachstumsrate eines Landes als normal angesehen. Es ist wichtig, das Tempo angemessen zu bestimmen. Für Korea ist es wichtig, auf die demografischen Veränderungen effektiv zu reagieren. Fortgeschrittene Wirtschaften einschließlich der USA tendieren dazu, ihre potenziellen Wachstumraten heraufzusetzen, indem sie die Produktivität verbessern und technologische Innovationen fördern, statt durch Arbeit und Kapital. Es geht nicht nur um Technologie in der Elektronikindustrie, sondern auch in sozialen Systemen, die längerfristig eine große Auswirkung auf die Produktivität haben. Korea sollte daher seine Wirtschaft und die sozialen Systeme weiter verbessern.

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