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Wirtschaft

Paradox der Kohlendioxid-Neutralität

#Thema der Woche l 2021-11-22

ⓒ YONHAP News

Eine Reduzierung des Kohleverbrauchs ist ein Kernelement des “Glasgower Klimapakts”, der bei der jüngsten UN-Klimakonferenz angenommen wurde. Die Kohlendioxid-Neutralität scheint eines der Hauptthemen zu werden, wenn es um die globale Wirtschaftsordnung geht. Der Weg zur CO2-Neutralität ist jedoch steinig. Während die Länder die auf Kohle gestützte Energieerzeugung reduzieren wollen, mehren sich die Befürchtungen, dass die wirtschaftliche Erholung von der Corona-Pandemie sowie Handelskonflikte zu einem Energiemangel führen könnten. Vor dem Winter ziehen die Preise für Rohstoffe wie Kohle, Öl und Erdgas an, was schließlich den Inflationsdruck erhöhen kann. Zum Thema sagt der Direktor des Real Good Economic Institute, Lee In-chul:


Der Glasgower Klimapakt wurde bei der 26. UN-Klimakonferenz der Parteien (COP26) angenommen, die vom 31. Oktober an zwei Wochen gedauert hat. Ein Konflikt der Interessen der teilnehmenden Länder führte dazu, dass die zähen Verhandlungen um einen Tag verlängert wurden. Am Ende einigten sie sich darauf, den Ausstieg aus der Kohle einzuleiten, um was gegen die Klimakrise zu unternehmen, während die fortgeschrittenen Länder beschlossen, die Klimaschutzmaßnahmen bis 2025 auszubauen. Um das Ziel zu erreichen, die Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu beschränken, verständigten sich die Teilnehmer darauf, ihre Ziele für die Reduzierung der Treibhausgasemissionen im nächsten Jahr erneut zu überprüfen.


Im Entwurf der Einigung war noch von einem Kohleausstieg die Rede. Doch wurde der Wortlaut schließlich auf “Herunterfahren” wegen der Proteste von Ländern mit großem Treibhausgasausstoß, darunter Indien, geändert. Trotzdem wird erwartet, dass die Vereinbarungen weitreichende Auswirkungen auf die koreanische Industrie haben können: 


Der Klimapakt ruft die Länder dazu auf, ihre Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu verringern. Es wird erwartet, dass das Abkommen in Korea besonders die Stahlindustrie treffen wird, da diese im Vergleich zu anderen Bereichen große Kohlendioxid-Mengen produziert. Die Stahlindustrie stößt pro Jahr 117 Millionen Tonnen CO2 aus, auf sie entfallen 30 Prozent der Emmissionen der gesamten Industrie des Landes. Die Stahlindustrie entwickelt neue Technologien, um Kohle durch Wasserstoff zu ersetzen. Doch wird das erst frühestens 2050 gelingen. Andere kohlendioxid-intensive Industrien wie etwa Petrochemie und Zement entwickeln ebenfalls Technologien zur Reduzierung von CO2. Doch wird es lange Zeit in Anspruch nehmen, um auf kommerzielle Größe zu kommen. Es gibt Befürchtungen, dass der jüngste Klimapakt eine Belastung für Koreas Schwerchemie-Industrie, die von der Kohle abhängt, sowie die gesamte Wirtschaft sein wird.


Südkoreas Präsident Moon Jae-in betonte Ende des vergangenen Jahres die Entschlossenheit des Landes, bis 2015 CO2-neutral zu sein. In seiner Rede bei den UN-Klimagesprächen sagte Moon, dass Korea die Treibhausgasemissionen bis 2013 um 40 Prozent im Vergleich zum Niveau von 2018 senken wolle. Bis 2050 soll die Energieproduktion aus Kohle eingestellt werden. Doch einige der größten Kohleverbraucher einschließlich der USA und Chinas waren zuletzt bei den Klimagesprächen nicht dazu entschlossen, aus der Kohle auszusteigen: 


Die größere Nutzung der erneuerbaren Energie und ein Ende der fossilen Brennstoffe, zusammen mit dem Übergang von Verbrennungsmotoren zu Batterien, ist kein kontroverses Thema mehr, sondern eine wichtige Aufgabe, die erfüllt werden sollte. Doch in der Realität sieht es anders aus. Viele Länder leiden unter einem Mangel an Brennstoff und Energie. Selbst fortgeschrittene Länder, die CO2-Neutralität befürworten, verbrauchen wieder mehr fossile Brennstoffe. Unterbrechungen in der Logistik und der Produktion haben sich in den aufstrebenden Wirtschaften sogar verschärft. Angesichts der steigenden Nachfrage nach grüner Energie haben steigende Preise für Rohmaterialien viele Industrien getroffen, und sie haben sich auf die Stromerzeugung ausgewirkt.


Als Folge der hohen Ölpreise stiegen Koreas Importpreise im Oktober um 35,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Sie kletterten im Monatsvergleich um 4,8 Prozent. Die steigenden Rohstoffpreise lassen die koreanische Industrie für petrochemische Produkte nervös werden. Die Umsätze gingen in der zweiten Jahreshälfte zurück. Die vier größten Chemie-Unternehmen in Korea, LG, Lotte, Kumho und Hanwha, verzeichneten im dritten Quartal einen Sprung des gesamten operativen Gewinns um 17,7 Prozent im Jahresvergleich. Doch fiel der Gewinn um 51 Prozent gegenüber dem vorigen Quartal. Die internationalen Preise für Flüssiggas stiegen im Vergleich zu fünf Monaten vorher um über 60 Prozent. In vielen Ländern einschließlich Koreas stellen sich viele daher gegen die Politik der CO2-Neutralität:


Viele fragen, ob die umweltreundliche Politik reibungslos verläuft. Angesichts der Probleme, wie die Inflation, heben sie ihre Stimmen gegen diese Politik und das ESG-Management. ESG steht für Umwelt, Soziales, Unternehmensführung. Es gibt die Sorge, dass die grüne Politik vieler Länder nur als bloße Geste endet.


Es wird befürchtet, dass sich die Pläne für CO2-Neutralität als neue Zeitbombe für die Weltwirtschaft erweisen, die zu einer Energiekrise und zu plötzlichen Preisanstiegen bei Rohstoffen führen:


Wir alle stimmen zu, dass wir langfristig eine ökofreundliche Politik umsetzen sollten. Um Kohlendioxid-Neutralität zu erreichen, müssen die Unternehmen ihre Kapazitäten durch intensive Forschungsanstrengungen und technologische Entwicklung vergrößern. Korea sollte seine Industriestrukur umformen, die übermäßig von der Schwerchemie abhängt. Die Menschen auf der Erde sehen ein Dilemma zwischen Klima und Energie. Es ist nötig, fossile Brennstoffe zu nutzen, um den Klimawandel zu stoppen, doch ist es schwierig, vorerst alternative Energiequellen zu finden.

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