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Kultur

Kim Gwang-sik: „Haus Nr. 213“

2020-08-11

ⓒ Getty Images Bank

Die Straßen von Seoul. Es ist schon nach 5 Uhr. Die Menschen kommen von der Arbeit nach Hause. Die Straßen Jongno, Euljiro, Sejongno, Namdaemunno, die Straßen von Sogongdong und Myeongdong. Die Flut der Menschen, Frauen und Männer, alt und jung, ein entspanntes Ausatmen.

Manchmal sehen sie in den Schaufenstern mit den schicken Waren, an denen sie vorbeilaufen, einen kurzen Augenblick das Spiegelbild ihres eigenen Gesichts. Die intensiven Farben der Luxusartikel reizen ihre Augen, doch sie blicken darauf wie auf ein monochromes Gemälde und eilen weiter.

Für die armen Leute, deren einziger Gedanke darin besteht, wie sie ihre Familien ernähren können, ist der Wunsch, dergleichen zu besitzen, nur ein eitles Hirngespinst.



Hauptfigur der Geschichte ist Kim Myeonghak, der als Techniker in einer Druckerei arbeitet. Er ist fleißig und hat sich im Betrieb einen guten Ruf erworben. Doch dann gerät er in Schwierigkeiten. Die Feuchtigkeit während der Regenzeit setzt den Maschinen zu und es kommt zu Defekten. Die Firma verliert das Vertrauen in Kim Myeonghak, und er wird entlassen.



Kim Myeonghak schrieb das Kündigungsgesuch, erhob sich vom Stuhl und ging in die Druckerei. Er besah sich der Reihe nach alle 32 Druckmaschinen und stellte fest, dass hier etwas defekt war und dort etwas nicht mehr einwandfrei funktionierte. 

Ohne die Mitarbeiter zu beachten, die sich von ihm verabschiedeten, starrte er nur auf die Maschinen.

Die Maschinen kamen ihm mit einem Mal vor wie große Ungetüme, die sich bewegten und die nur darauf zu warten schienen, sich auf ihn zu stürzen.

Er fühlte eine große Einsamkeit und eine immense Leere in sich. Vielleicht war es der Umstand, dass er diese Maschinen dort, mit denen er Tag für Tag zu tun gehabt hatte, nun nicht mehr würde berühren können, der das Gefühl von Kälte und Einsamkeit in ihm aufkommen ließ.




Kim Gwang-sik (1921-2002) begann seine literarische Karriere 1954 und wurde seitdem mehrfach mit Preisen ausgezeichnet. Seine Erzählung „Haus Nr. 213“ stammt aus dem Jahr 1956 und erhielt den Koreanischen Nachwuchspreis für moderne Literatur.

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