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Kultur

Na Hye-seok: „Gyunghee“

2019-03-19

ⓒ Getty Images Bank

Aus dem Sendeinhalt


Gyunghee, aus reichem Hause stammend, studiert in Japan, ermutigt von ihrem fortschrittlich denkenden Bruder. Von Frauen damals wird erwartet, dass sie einen anständigen Ehemann heiraten, ihre Schwiegereltern respektieren und gut für ihre Ehemänner und Kinder sorgen. Weil Gyunghee in Japan studiert, ohne geheiratet zu haben, lästern die Leute über sie. Auch die Schwiegermutter ihrer Schwester verbirgt ihre Missbilligung nicht, als Gyunghee zu einem kurzen Besuch nach Korea kommt.



“Du willst wieder zurück nach Japan? Du solltest hierbleiben, einen reichen Mann heiraten und Kinder bekommen. Es ist vollkommen überflüssig, dass du so hart schuftest.” 

Gyunghee hatte schon geahnt, dass die alte Frau ihr genau das sagen würde. “Warum studierst du bloß? Du solltest heiraten!”

Genau dies hatte ihr auch schon eine Tante gesagt, die gestern vorbeigekommen war und eine andere Tante, die sich bei jeder Gelegenheit ganz fürchterlich um sie sorgte. Und die gleiche Worte, die sie in diesem Sommer zu hören bekam, hatte sie im letzten Sommer auch schon gehört. 



Literaturkritikerin Jeon So-yeong:

Na Hye-seok wurde in eine reiche Familie hineingeboren und erhielt in Japan eine gute Ausbildung. Sie war begabt in Literatur und Kunst und wurde eine vielseitige Künstlerin. Sie zögerte nicht, sich zu aktiv äußern oder sich in einer Weise zu benehmen, die mit der Tradition brach. Deshalb wurden ihre Schriften zu diesem Zeitpunkt von vielen Seiten kritisiert und nach einem Leben voller Tragödien starb Na Hye-seok einen einsamen Tod. Doch ihre Schriften und Gedanken hatten in den 1910er Jahren weitreichende Auswirkungen. „Gyunghee“, eine ihrer früheren Arbeiten, ist die erste Erzählung in der koreanischen Literaturgeschichte, die einen weiblichen Namen als Titel hat. Es ist eine gewagte Geschichte, die die negative Sicht der Gesellschaft gegenüber modernen Frauen herausforderte. „Gyunghee“ ist eine Figur, die für die Autorin selbst steht, die sich ihr gesamtes Leben den Einschränkungen durch die Gesellschaft widersetzt hat.



Gyunghee sah sich im Spiegel. Sie öffnete die Augen und blinzelte. Sie hob die Arme und zeigte sich ihre Beine. Sie sah definitiv aus wie ein Mensch.

Dann verglich sie sich mit dem auf dem Boden liegenden Hund, dem Huhn, das einen Käfer jagte, und der Elster.

Im Zoologieunterricht hatte sie gelernt, dass es sich um niedere Tiere handelte,und dass diejenigen, die Kleidung trugen, redeten, auf Beinen gingen und mit ihren Händen arbeiteten, Menschen waren, die Krone der Schöpfung.

„Dann bin auch ich ein solch wertvoller Mensch", dachte sich Gyunghee.

 



Na Hye-seok (1896-1949) war Malerin und Schriftstellerin. Nach ihrem Oberschulabschluss ging sie nach Japan, um dort zu studieren und ihren Traum, Künstlerin zu werden, zu verwirklichen. Ihre autobiographisch inspirierte Erzählung „Gyunghee” stammt aus dem Jahr 1918.

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