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Kultur

Pyun Hye-young: „In Richtung der Hundezwinger“

2019-06-11

ⓒ Getty Images Bank

Der Protagonist der Erzählung „In Richtung der Hundezwinger“ ist ein gewöhnlicher Bürger, der mit seiner Familie in einem Vorort lebt. Ein Bekannter hat ihn zum Umzug dorthin überredet und so hat er einen Kredit aufgenommen und das Haus gekauft. Doch es stellt sich heraus, dass das Leben in der Vorstadt nicht so idyllisch ist, wie er es sich vorgestellt hat.



Als sie gehört hatte, dass sich Hundezwinger in der Nähe befanden, war seine Frau war nicht begeistert davon gewesen, hierher zu ziehen, aber ihm machte es nichts aus. Selbst wenn die Hunde in den Zwingern so wild wären, dass sie einander totbissen – solange sie seiner Familie nichts zuleide täten, sollte es ihm egal sein. Die Hunde waren schließlich sicher eingesperrt in ihren Stahlkäfigen und würden die Zwinger nicht verlassen, bevor sie verkauft wurden oder in ihrem Käfig starben. Und das Bellen war vielleicht nicht schön, aber in der Stadt, wo er gewohnt hatte, war es schließlich auch immer laut gewesen, dachte er sich.

Wenn ein paar von ihnen anfingen zu bellen, fielen Hunderte anderer Hunde mit ein. Und das Gebell dauert den ganzen Tag. Unter den Bewohnern der Siedlung gingen Gerüchte um, aber noch nie war jemand direkt bei den Hundzwingern gewesen. Die Leute wussten nicht einmal genau, wo sie sich befinden. 



Professor Bang Min-ho von der Abteilung für koreanische Literatur an der Seoul National University:

Pyun Hye-young benutzt gerne Symbole. Die Hundezwinger in dieser Geschichte haben eine eindeutige Bedeutung. Der Protagonist hat hohe Schulden und steht kurz davor, seine Wohnung zu verlieren. Die Käfige mit den wilden Hunden stehen für den kapitalistischen Dschungel. Die Autorin hat die Hundezwinger in die Nähe der Wohnsiedlung gebracht, um zu zeigen, dass die Vorstädte durchaus nicht so friedlich sind, wie man meinen könnte, sondern dass es dort genauso brutal zugeht wie im Hundezwinger. 



Das Gebell kam von allen Seiten, und so hatte er das Gefühl, dass sich die Zwinger im Süden befanden, wenn er nach Norden fuhr, und links, wenn er nach rechts fuhr.

Wenn der Junge sich nicht in einem so kritischen Zustand befunden hätte, wäre er zuerst zur Hundefarm gefahren. Die Hunde, die seinen Sohn so zugerichtet hatten, mussten von der Farm stammen. 

Er fuhr weiter die Straße hinunter, bis sie auf die Schnellstraße kamen. Einmal auf der Schnellstraße, hatte er keine andere Wahl, als einfach weiterzufahren.

Vielleicht befanden sich die Zwinger in den Bergen. Er bedauerte, nicht nach anderen Straßen gesucht zu haben. Wenn er die asphaltierte Straße verlassen und die Feldwege in die Berge hinein gefahren wäre, hätte er sie möglicherweise gefunden.

Doch noch bevor er es bereuen konnte, den falschen Weg eingeschlagen zu haben, hörte er wieder das Gebell. Der Lärm kam von überall her, als wäre die ganze Stadt ein einziger Hundezwinger. 




Pyun Hye-young, geboren 1972, begann ihre Schriftstellerlaufbahn im Jahr 2000. Ihre Werke wurden in viele Sprachen übersetzt und mit verschiedenen Literaturpreisen ausgezeichnet, darunter mit dem Shirley Jackson Award für den Roman „The Hole“, der auch auf Deutsch erschienen ist. Die Erzählung „In Richtung der Hundezwinger“ stammt aus dem Jahr 2006.

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