Zum Menü Zum Inhalt
Go Top

Kultur

Herbststimmung und Chuseok

#Musik verbindet l 2019-09-11

Musik verbindet


Im Pansori „Simcheongga“심청가 wirft sich das Mädchen Simcheong als Opfergabe in das Meer, damit ihr blinder Vater seine Sehkraft wiedererlangen kann. Mit der Hilfe des himmlischen Großen Jadekaisers überlebt Simcheong jedoch, sie heiratet dessen Sohn und wird am Ende sogar zur Kaiserin gekrönt. Trotz ihres gesellschaftlichen Aufstiegs und nun komfortablen Lebens kann Simcheong die Sorgen um ihren Vater nicht abschütteln. Schließlich hat der Vater nun niemanden mehr an seiner Seite, der ihm im Haushalt helfen könnte. Und sicherlich grämt er sich nicht wenig um seine Tochter, von der er glaubt, dass sie um seinetwillen gestorben sei. So sorgt und sehnt sich Simcheong nach ihrem alten Vater. Den Palast zu verlassen, um ihren Vater aufzusuchen, ist ihr in ihrer Position leider versagt. Der Herbst hat sich bereits angekündigt und hoch am Himmel sieht Simcheong einen Zug von Wildgänsen vorbeifliegen. Ach, hätte sie auch nur Flügel und könnte zum Vater fliegen! Als der volle Herbstmond über den Garten aufsteigt, schreibt Simcheong an ihrem Vater einen Brief. Das Mondlicht scheint durch die Perlenvorhänge aus Korallen und Grillengesänge erfüllen den Raum hinter den Stellschirmen aus Seide. Sorgfältig schreibt Simcheong Zeile für Zeile nieder, doch dann kommen ihr die Tränen, als ihr bewusst wird, dass sie niemanden bitten kann, den Brief ihrem Vater zuzustellen. Beschrieben wird diese Szene im Lied „Chuwolmanjeong“ 추월만정, das übersetzt bedeutet „Garten gefüllt mit Herbstmondlicht“. 


Der Herbst ist die Jahreszeit der reichen Ernte und die Zeit in Korea, in der das traditionelle Erntedankfest gefeiert wird. Das Wetter ist weder zu heiß, noch zu kalt und der Himmel erstrahlt im schönsten Blau. Es ist die perfekte Zeit des Jahres, um sich für die gute Ernte zu bedanken und das mit einen wohlverdienten Fest zu begehen. Allerdings können sich zu dieser Jahreszeit diejenigen noch einsamer und verlassener fühlen, die getrennt von ihrer Familie leben. Schließlich ist Chuseok einer der zwei größten traditionellen Feiertage in Korea, den man mit Familie und Freunden verbringt. An Chuseok werden aber auch der Ahnen gedacht, die nach traditionellen Vorstellungen selbst über den Tod hinaus für das Wohl ihrer Nachkommen sorgen. Besonders an diesen Feiertagen vermissen viele im Ausland lebende Koreaner ihre Familien in der Heimat und bereuen es, nicht mehr Zeit mit ihren Lieben verbracht zu haben. Anders als bei Simcheong, die ihrem Vater keinen Brief zustellen konnte, kann man allerdings heutzutage leicht über das Telefon oder Internet jederzeit die Familie oder die Freunde kontaktieren. 


Nicht jedem sind die Feiertage willkommen. Für diejenigen in finanziellen Engpässen können Feiertage wie Chuseok eine Bürde darstellen und ihre Gefühle der Ausgeschlossenheit noch verstärken. Während einige beschäftigt damit sind, köstliche Gerichte für die Feierlichkeiten zuzubereiten, mögen andere weniger vom Glück Begünstigte sich wünschen, dass die Feiertage schnell vorbeigehen. In der Geschichte von Heungbo흥보 hat der gutherzige, aber verarmte Familienvater große Not, für seine Kinder zu Chuseok etwas Essbares aufzutreiben. Verzweifelt beschließt er einen Brei aus einem Kürbis zu kochen. Der Kürbis war aus einem Samen herangereift, den Heungbo von einer Schwalbe erhalten hatte. Als Heungbo den Kürbis aufsägt, findet er zu seinem großen Erstaunen im Inneren eine Truhe vor, prall gefüllt mit Geld und Reis. Noch wundersamer ist, dass sich der Kürbis nach Herausnehmen der Schätze sofort wieder mit Kostbarkeiten füllt. Dieser Wunderkürbis war die Belohnung der Schwalbe, die von Heungbo gesund gepflegt wurde. Heungbo hat nun mehr als genug, um seine Familie zu ernähren. Und so ruft er seine Nachbarn und alle Armen herbei, um mit ihnen seinen Reichtum zu teilen. Denn bis zu diesem Wunder war er selbst noch auf die Hilfe der anderen angewiesen gewesen. Die hellen Lichter in der Stadt erschweren heutzutage die Sicht auf den Mond und die Sterne. Versuchen wir dennoch zu Chuseok einen Blick auf den hellen, runden Mond zu erhaschen, um für unsere Lieben Gesundheit und Glück zu wünschen.


Musik

  1. „Chuwolmanjeong“, gesungen von Seong Chang-sun 추월만정  / 소리 성창순
  2. „Der Hof des Mondes“, gesspielt auf dem Geomungo von Jeong Dae-seok 달무리 / 거문고 정대석
  3. Ausschnitt aus dem Pansori „Heungboga“, gesungen von Ahn Sook-sun und Nam Sang-il 박 타는 대목 / 소리 안숙선, 남상일

Die Redaktion empfiehlt

Close

Diese Webseite verwendet Cookies und andere Techniken, um die Servicequalität zu verbessern. Die fortgesetzte Nutzung der Webseite gilt als Zustimmung zur Anwendung dieser Techniken und zu den Richtlinien von KBS. Mehr >