Zum Menü Zum Inhalt
Go Top

Kultur

Gu Gyeongmi: „Tod der Faulheit“

2019-10-29

ⓒ Getty Images Bank

Im Mittelpunkt der Geschichte steht die Ich-Erzählerin, 25 Jahre alt, auf der Suche nach Arbeit. Sie lebt bei ihrer alleinerziehenden Mutter und der Großmutter, die den Haushalt und die Familie seit dem Tod des Großvaters fest im Griff hat. Um die vermeintliche Faulheit der jungen Frau zu kurieren, soll sie in ein Therapiezentrum geschickt werden.

 


„Das Mädchen ist jetzt 25!“, rief die Mutter mit blassem Gesicht.

„Eben! Die gehört ins Therapiezentrum!“, meinte die Großmutter. „Fünfundzwanzig, und was hat sie bisher zustandegebracht? Als ich in den Alter war, habe ich mich um die Kinder und den Haushalt und die Schwiegereltern gekümmert und im Laden das Fleisch geröstet. Und sie? Hängt den ganzen Tag in seinem Zimmer herum. Ich seh das nicht länger mit an!“

Ich fand das ungerecht. Großmutter war es doch mit Sicherheit nicht entgangen, dass ich täglich ein gutes Dutzend Vorstellungsschreiben mit Lebenslauf verfasste. Und wann immer im Fernsehen die Jugendarbeitslosigkeit zur Sprache kam, wurde beklagt, wie schwer es die Jugendlichen doch heutzutage hätten, nur bei mir wollte man offenbar keine Gnade walten lassen.

„Und wie soll das Mädchen später heiraten? Wer in dieser Therapie war, den will doch keiner mehr!“, jammerte die Mutter.

„Faulheit ist eine Krankheit. Je schneller das therapiert wird, desto besser!“, erklärte die Großmutter. „Was man nichts dagegen unternimmt, wird sie noch richtig krank, und dann nimmt sie erst recht keiner mehr!“



Literaturkritikerin Jeon So-yeong:

Die Protagonistin hat sich ihre Situation nicht ausgesucht. Sie tut ihr Bestes, um einen Job zu bekommen, aber es ist nicht einfach. Das Problem heutzutage besteht darin, dass die Anstrengungen der jungen Leute bemängelt werden, anstatt nach den soziostrukturellen Gründen für das Problem zu fragen. Nach der Phase der neuen Freiheit spricht man nun nur noch von der Leistungsgesellschaft Es ist schwierig, einen Job zu finden, weil es schwierig ist, eine Beschäftigung zu garantieren, und selbst wenn man einen Job bekommt, ist es nicht einfach, seine Stelle zu behalten. Wenn jemand nicht arbeitet, neigt die Gesellschaft eher dazu, ihn als faul zu bezeichnen, als nach den Gründen zu fragen. Um diese gesellschaftliche Kälte zu beschreiben, wird Faulheit in der Geschichte etwas zugespitzt als Krankheit bezeichnet, und das lustige und beängstigende Bild des Therapiezentrums gezeichnet. 



Wir betraten ein neuerrichtetes Gebäude, das sich noch in der Einrichtungsphase befand. 

„Dieses Gebäude hat insgesamt 18 Stockwerke, 15 über und 3 unter dem Erdboden“, erklärte der Lehrer. „Dies ist der Bereich, für den wir heute zuständig sind. Wir werden dieses Gebäude auf Hochglanz bringen, bis es blinkt wie ein blanker Spiegel! Und wir werden erst zurückfahren, wenn alles erledigt ist, ganz gleich, wie lang es dauert. Bitte denkt daran, dass es sich um ein Training handelt, das dazu dient, die Faulenzerei zu beenden!“




Gu Gyeong-mi, Jahrgang 1972, debütierte als Autorin im Jahre 1999. Ihre Erzählung „Tod der Faulheit“ stammt aus dem Jahr 2008.

Die Redaktion empfiehlt

Close

Diese Webseite verwendet Cookies und andere Techniken, um die Servicequalität zu verbessern. Die fortgesetzte Nutzung der Webseite gilt als Zustimmung zur Anwendung dieser Techniken und zu den Richtlinien von KBS. Mehr >