Zum Menü Zum Inhalt
Go Top

Kultur

Geumgangsan

#Musik verbindet l 2020-03-11

Musik verbindet


Eine einzelne Pansori-Passage dauert in der Regel länger als 10 Minuten, zuweilen kann sie schon 30 Minuten beanspruchen. Umso wichtiger ist es daher für die Pansori-Sänger, vor dem Gesang ihre Stimmbänder zu lockern. Das tun sie, indem sie auf der Bühne vor der Hauptdarbietung zunächst mit kurzen Liedern, den sogenannten „Danga“단가, beginnen. Die Danga könnte man demnach als Vorspeise vor dem eigentlichen Hauptgang verstehen. Sie sollen nur den Appetit anregen und auf keinen Fall die Hauptvorstellung überstrahlen, weshalb die Sänger darauf achten, die Danga nicht zu packend oder zu unterhaltsam darzubieten. Die meisten Danga-Stücke kommen leicht daher und handeln von reizvollen Naturlandschaften oder bekannten historischen Persönlichkeiten. Ein Danga-Stück ist beispielsweise das „Baekbalga“백발가, was mit „Lied vom weißen Haupt“ übersetzt werden kann. In diesem Lied beklagen ältere Personen ihr ergrauendes Haar sowie das unerbittliche Vergehen der Zeit. Am Ende des Liedes beschließen sie zum Geumgangsan zu reisen, um dort die eindrucksvollen Berglandschaften zu besichtigen, bevor sie noch älter werden.


Heutzutage werden Danga-Stücke bevorzugt, die von der Vergänglichkeit des Lebens singen – statt von pittoresken Landschaften oder alten chinesischen Geschichten. Dem heutigen Publikum fällt es zudem nicht leicht, die in den Danga-Stücken erwähnten alten Redewendungen zu verstehen, die auf chinesischen Schriftzeichen basieren. Singen die Sänger dagegen mit schlichter Stimme über die Vergänglichkeit des Lebens, scheint das die Zuhörer von heute zutiefst zu berühren. In dem Lied „Baekbalga“ wird beschrieben, wie die Reisenden im Geumgang-Gebirge die Gelegenheit erhalten, in einem kleinen Tempel einem buddhistischen Ritual beizuwohnen. Die Mönche geben mit Trommelschlägen den Rhythmus vor und rezitieren singend ihre Texte. Umgeben von einer spektakulären Berglandschaft genießen die Reisenden das Schauspiel und freuen sich auf die danach folgende vegetarische Mahlzeit. Das Danga endet mit dem Aufruf, sich zu amüsieren. 


Wurden Landschaften in den Danga beschrieben, dann handelte es sich dabei meist um chinesische Landschaften. Denn so wie heute war auch damals die Reiselust sehr groß und im alten Korea war China ein beliebtes Reiseziel. Im Lied Baekbalga zieht es die Reisenden jedoch ins Geumgang-Gebirge. Das ist nicht so verwunderlich, denn selbst chinesische Gesandte sollen in der Vergangenheit während ihrer Besuche in Korea den Wunsch geäußert haben, das Geumgang-Gebirge besichtigen zu wollen. Das Gebirge gehörte zu den Reiseorten in Korea, die man unbedingt besucht haben sollte. Doch war im alten Korea eine Reise zum Geumgangsan, auch bekannt als Diamantgebirge, weder für die Oberschicht noch für das gemeine Volk eine einfache Angelegenheit, da es einmal kein bequemes Transportsystem gab und andererseits weit entfernte Reisen mit hohen Kosten verbunden waren. Die wenigen Glücklichen, denen eine solche Reise vergönnt war, hielten ihre Erfahrungen in Texten oder Bildern fest. Die Musik war ebenfalls ein Medium, mit dem die Reisenden ihr Erstaunen und ihre Bewunderung für die imposanten Berglandschaften zum Ausdruck bringen konnten. 


Eine Version von „Geumgangsan Taryeong“금강산타령 stammt aus der südlichen Region und wurde in den 1950er Jahre eigens für die Sängerinnen geschrieben. Während der japanischen Kolonialzeit gab es einige Pansori-Gruppen, die in Korea von Ort zu Ort zogen und ihre Künste zum Besten gaben. In der Regel bestanden diese Gruppen hauptsächlich aus männlichen Sängern, Sängerinnen erhielten da kaum Gelegenheiten, ihr Talent zu erproben. In den späten 1940er Jahren taten sich dann talentierte Sängerinnen wie Park Rok-ju, Kim So-hee und Park Kwi-hui zusammen und gründeten eine neue Form des traditionellen Singspiels. In ihren Vorstelllungen übernahmen nämlich die Sängerinnen auch die männlichen Rollen und bildeten so ein gänzlich weibliches Ensemble. Sie ließen sich von alten Volksmärchen oder Mythen inspirieren und schrieben neue Stücke. Zudem modifizierten sie die Instrumente, um die ihnen vorschwebenden Musikstücke noch besser ausdrücken zu können. Zu dieser Zeit entstanden auch neue Volkslieder wie das „Kamelienlied“ und „Geumgangsan Taryeong“. Und in ihrer Version von „Gyeonu견우 und Jiknyeo직녀” taucht auch wieder das Geumgang-Gebirge als wichtiger Schauplatz auf. Dort im Gebirge stiehlt ein Holzfäller die Kleidung einer Himmelsfee, womit die Handlung der Geschichte ihren Lauf nimmt. 


Musik

  1. „Lied vom weißen Haupt“, gesungen von Han Nong-seon 백발가 / 소리 한농선
  2. „Geumgangsan Taryeong“, gesungen von Lee Chun-hee 경기민요 금강산타령 / 소리 이춘희
  3. Ausschnitt aus „Gyeonu und Jiknyeo“, gesungen von Jo Yeong-suk und Han Hye-seon 여성국극 견우직녀 중 지상대목/ 소리 조영숙, 한혜선

Die Redaktion empfiehlt

Close

Diese Webseite verwendet Cookies und andere Techniken, um die Servicequalität zu verbessern. Die fortgesetzte Nutzung der Webseite gilt als Zustimmung zur Anwendung dieser Techniken und zu den Richtlinien von KBS. Mehr >