Zum Menü Zum Inhalt
Go Top

Kultur

Kang Shin-jae: „Nebel“

2020-03-10

ⓒ Getty Images Bank

Nachdem sie 90 saftige 100-Won-Banknoten auf die Zeitschrift gelegt hatte, die ihre Geschichte veröffentlicht hatte, saß Seong-hye eine Weile wie benommen da. 

Ein Angestellter des Zeitschriftenverlags hatte ihr dieses Exemplar gebracht. Sie war gerade dabei gewesen, Wäsche zu waschen und hatte die Zeitschrift mit nassen Händen entgegengenommen. Ihr Herz hatte vor Freude und Stolz gerast, als sie mit dem Heft, das sie sich vorsichtig unter den Arm gesteckt hatte, um den blauen Umschlag trocken zu halten, in ihr Zimmer zurückkehrte, 

Seong-hyes Geschichte in diesem blauen Heft war das Ergebnis große Qual und Mühe und allein die Veröffentlichung in einer renommierten Zeitschrift war für sie eine unbeschreibliche Ehre.

Aber als sie und nun wieder vor ihrem Schreibtisch saß, legte sich ein dunkler Schatten auf ihre Stirn. Das Gesicht von Hyeong-shik tauchte immer wieder wie eine Großaufnahme vor ihrem inneren Auge auf. 

Als sie sich die unangenehmen Szenen ausmalte, die sicher stattfinden würden, wenn Hyeong-shik zurückkehrte, bekam sie schlechte Laune. Der Gedanke, erklären zu müssen, warum sie die Geschichte geschrieben hatte, und um Vergebung bitten zu müssen, bedrückte sie. 



Seong-hye, die Hauptfigur, macht sich Gedanken darüber, wie sie ihrem Ehemann Hyeong-shik erzählen soll, dass eine Geschichte in einer Zeitschrift veröffentlicht hat. Seong-hyes Ehemann gibt sich nach außen als großer Liberalist und Literat, aber zu Hause tritt er konservativ und autoritär auf. 



Professor Bang Minho:

Seong-hye ist in einem patriarchalischen Umfeld aufgewachsen und hat gelernt, der patriarchalischen Ordnung zu gehorchen. Es ist sehr schwer für sie, dies zu überwinden. Obwohl sie ihrem Ehemann literarisch und psychologisch bereits etwas abgetrotzt hat, kann sie sich dessen Einfluss im sozialen Leben nicht entziehen. Es fällt ihr schwer, die Forderungen ihres Mannes zu ignorieren. Diese Geschichte handelt von einer Frau, die sich in einer vernebelten, verworrenen Situation befindet und gefangen ist im Konflikt zwischen der Freiheit einer eigenen Karriere und der Einschränkung durch ihren überheblichen Ehemann. Deshalb heißt die Geschichte "Nebel".



In ihren Augen sah Hyeong-shik aus wie eine gruselige Marionette. Zu absurd, um sie wieder zu vergessen.

Ein dünner Hauch eisigen Windes streifte ihre trockenen Wangen.

„Ich hasse es! Ich hasse Geschichten, ich hasse das Schreiben, ich hasse meinen Ehemann! Ich hasse mein Leben! Ich hasse alles!“, hallte es in ihr. 

Der dichte Nebel kroch über den Boden, wirbelte um den Telefonmast herum, und stieg dann wie Rauch empor. Der dichte nächtliche Nebel dort im gelblichen Licht, so schauderhaft wie Schießpulverrauch.




Kang Shin-jae (1924-2001) debütierte 1949 mit ihrer Erzählung „Das Gesicht“. Sie wurde unter anderem mit dem Kulturpreis zum Ersten März und dem Joongang-Kulturpreis ausgezeichnet. Ihre Erzählung „Nebel“ stammt aus dem Jahr 1950.

Die Redaktion empfiehlt

Close

Diese Webseite verwendet Cookies und andere Techniken, um die Servicequalität zu verbessern. Die fortgesetzte Nutzung der Webseite gilt als Zustimmung zur Anwendung dieser Techniken und zu den Richtlinien von KBS. Mehr >