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Kultur

Hansik und Cheongmyeong

#Musik verbindet l 2020-04-01

Musik verbindet


Hansik und Cheongmyeong liegen oft zeitlich nah beieinander. So wird Hansik 105 Tage nach der Wintersonnenwende Dongji begangen und fällt meist auf den 5. April nach dem Sonnenkalender. Mit Cheongmyeong wird in Korea der Beginn des fünften der insgesamt 24 Jahresabschnitte sowie der im Frühling „aufklarende Himmel“ bezeichnet. In diesem Jahr fällt Cheongmyeong auf den 4. April und am darauffolgenden Tag ist Hansik. Diese zwei Tage liegen stets zeitlich eng beieinander oder fallen auf denselben Tag, weshalb es in einem alten koreanischenSprichwort heißt: „Es macht keinen Unterschied, ob man an Hansik oder Cheongmyeong stirbt.“ Warum aber wird der Tod erwähnt, wenn von zwei Feiertagen im Frühling die Rede ist? Das könnte mit dem Ursprung von Hansik zusammenhängen. Im alten China soll es nämlich einmal einen Gefolgsmann gegeben haben, der seinem Prinzen treu gedient hatte, bis er von dem Prinzen nach dessen Thronbesteigung verraten wurde. Tief enttäuscht zog er sich darauf in die Berge zurück. Da erkannte der frisch gekrönte König seinen Fehler und versuchte ihn zu einer Rückkehr an den Hof zu überreden, doch ohne Erfolg. Als verzweifelte letzte Maßnahme setzte der König schließlich den Berg in Brand, um den Untergebenen aus seinem Unterschlupf herauszulocken. Doch der Mann weigerte sich, sich dem Willen des Königs zu beugen und verbrannte stattdessen in den Flammen. Zum Gedenken an diesen treuen Mann verzichteten die Leute darauf, an seinem Todestag ein Feuer zu machen und aßen nur kalte Speisen. Damit begann die Tradition von Hansik. Der Begriff setzt sich übrigens aus den Schriftzeichen „han“ für „kalt“ und „sik“ für „Essen“ zusammen. 


An Hansik war es für die Koreaner auch Brauch, die Gräber ihrer Vorfahren aufzusuchen und dort Ahnenrituale abzuhalten. Das Lied „Jejeon“ beginnt mit der Zeile: „Ich besuche das Grab meines Geliebten 105 Tage nach Dongi, als der Ostwind weht.“ Damit wird auf den Hansik-Tag verwiesen. Verwitwete Frauen konnten in der Joseon-Zeit nicht erneut heiraten und verbrachten den Rest ihres Lebens ängstlich unter der Fuchtel ihrer Schwiegerfamilien. In dem Lied beklagt die Frau ihr Leid, an einem so wunderschönen Frühlingstag das Grab ihres verstorbenen Ehemanns besuchen zu müssen. Doch tatsächlich nahmen die meisten Koreaner den Gang zu den Gräbern ihrer Vorfahren als Gelegenheit wahr, einen Frühlingsausflug machen zu können. In dem Volkslied „Yusanga“유산가 aus der Region Gyeonggi wird die aufblühende Naturlandschaft zu dieser Jahreszeit beschrieben. So heißt es dort:


Die Blumen stehen in voller Blüte und verwandeln die Festung in eine Frühlingslandschaft.

Freunde, jetzt ist die richtige Zeit, das Land zu bereisen.

Nehmt einen Bambusstab in die Hand und schlüpft in eure Strohschuhe.

Zieht los mit einer Kürbisschöpfkelle.

Rote Blumen und grüne Bäume bedecken die Berge,

sie präsentieren sich in Frühlingsfarben, die nur einmal im Jahr zu sehen sind.


An Hansik gab es den Brauch, das Feuer daheim im Ofen zu löschen und neues zu entzünden. Als es weder Strom noch Gas gab, war es eine der wichtigsten Aufgaben der koreanischen Frauen, die Glut im Ofen nicht erlöschen zu lassen. Man glaubte, dass Feuer und Leben gleich seien. Indem sie das Feuer am Brennen hielten, hielten sie auch sich selbst am Leben. Um Hansik herum ließ in der Joseon-Zeit die Regierung glühendes Weidenholz an Behörden und Ortsvorsteher verteilen, die wiederum das Feuer an das Volk weitergaben. Manche vermuten, dass der Grund, warum man in Korea an Hansik kalte Speisen aß, nicht auf einen toten alten chinesischen Beamten zurückzuführen ist, sondern es an der zeitlichen Verzögerung lag, das alte Feuer zu löschen und neues zu bekommen. Ein altes koreanisches Sprichwort besagt: „Sogar an einem Stock wachsen an Cheongmyeong neue Blätter.“ Damit wird auf die Fülle an Energie zu dieser Jahreszeit angespielt. Lassen auch wir uns von dieser Lebenskraft anstecken und genießen die wärmer werdenden Frühlingstage. 


Musik

  1. „Jejeon“, gesungen von Choi Eun-ho 제전 / 소리 최은호
  2. „Yusanga“, gesungen von Kim Yong-u, begleitet am Klavier von Kwon Oh-jun 유산가 / 노래 김용우, 피아노 권오준
  3. „Hwachosageori“, gesungen von Seong Chang-sun und Jeon Jeong-min 화초사거리 / 소리 성창순, 전정민

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