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Kultur

Elternliebe

#Musik verbindet l 2020-05-06

Musik verbindet


Im alten Korea wurden die Bewohner eines Dorfers in gewisser Weise als Familie gesehen. Deutlich wird dieser starke Zusammenhalt in einem koreanischen Sprichwort: „Ein naher Nachbar ist besser als ein entfernter Verwandter.“ Die Dorfbewohner versammelten sich an Feiertagen und vergnügten sich beispielsweise mit dem traditionellen koreanischen Ringkampf Ssireum oder anderen Spielen und veranstalteten zu persönlichen Anlässen wie Hochzeiten oder Geburtstagen ein Fest für das gesamte Dorf. Bei solchen Festen durfte natürlich auch nicht die Unterhaltung fehlen. Und so gab es in jedem Dorf einen oder zwei Sänger, die auf den Festen für die richtige Stimmung zu sorgen hatten. Ein dabei gern aufgeführtes Lied war das „Changbutaryeong”창부타령, das auch zu dem Repertoire des Meistersängers Jeon Tae-yong전태용 gehörte. Bevor jedoch Jeon sich als Sänger einen Namen machte, war er als Haegeum-Spieler tätig gewesen. Er spielte auf dem Instrument in den schamanistischen Ritualen, entdeckte dann aber sein wahres Talent, als er gebeten wurde, am Ende eines schamanistischen Rituals zu singen. Sein Talent sprach sich schnell herum und er stieg zu einem der größten Sänger seiner Zeit auf, dessen Stimme glücklicherweise für die Nachwelt aufgezeichnet werden konnte. Heute wird Jeon Tae-yong und das Lied „Changbutaryeong“ oft in einem Atemzug genannt. 


Bei den schamanistischen Ritualen aus der Region Gyeonggi wird auch an einer Stelle dem Schutzgott der Changbu bzw. den Musikern der schamanistischen Rituale Ehrerbietung gezeigt. Die Changbu-Götter waren einst großartige schamanistische Künstler gewesen, die nach ihrem Tod zu Gottheiten wurden. Man glaubte, dass das Ehren dieser Musikgottheiten zu wirkungsvollen Ritualen führe, weshalb die Schamaninnen diesem Teil der Zeremonie besondere Aufmerksamkeit widmeten. Das Changbutaryeong verbreitete sich in der Region Gyeonggi und stieg dort zu einem Volkslied auf. Jeon Tae-yongs „Changbutaryeong“ kennzeichnet sich vor allem durch eine entspannte und charmante Fröhlichkeit statt durch komplizierte Gesangstechniken aus. 


Das nächste Lied „Heosimgok”회심곡 erinnert – passend zum Elterntag in Korea, der am 8. Mai gefeiert wird – an die Liebe der Eltern. Das Lied wurde ursprünglich bei buddhistischen Gedenkriten gesungen. Der von buddhistischen Mönchen während der Zeremonie vorgetragene Gesang wird auch als Beompae범패 bezeichnet, der in Chinesisch oder Sanskrit gesungen wurde, weshalb der Text für Laien unmöglich zu verstehen war. Deshalb trugen die Mönche gegen Ende des Rituals eine Version in koreanischer Sprache vor, das sogenannte Hoesimgok. Das Lied wurde wegen seines bewegenden und inspirierenden Textinhalts so beliebt, dass professionelle Sänger es in ihr Repertoire aufnahmen und das Stück sich zu einem repräsentativen Volksslied der Region Gyeonggi entwickelte. Die Gyeonggi-Variante von Hoesimgok beschreibt den Werdegang eines Menschen von dem Moment der Geburt bis zum Leben nach dem Tod. Das Lied lehrt darüber, dass das Leben sinnlos und das Totengericht im Jenseits angsteinflößend sein kann, weshalb man am besten ein rechtschaffenes und wohltätiges Leben führen solle. Der Liedteil über das Erwachsenwerden wurde den buddhistischen Schriften entnommen. Dort wird beschrieben, dass die Knochen des Babys von dem Vater und das Fleisch von der Mutter stammen und die Eltern auf Schlaf und Nahrung verzichten, um ihren Nachwuchs mit Sorgfalt und Liebe aufzuziehen. 


Im Pansori „Simcheongga“심청가 wird in einer Passage beschrieben, wie Simcheongs blinder Vater seine kleine Tochter großzieht. Simcheongs Mutter war kurz nach der Geburt gestorben und es muss dem blinden Vater schwer gefallen sein, sich ganz allein um das Kind zu kümmern. An dem Tag der Beerdigung seiner Frau bricht Simcheongs Vater zusammen, nachdem er sein vor Hunger weinendes Baby nicht beruhigen konnte. Am folgenden Morgen trägt er seine Tochter zu dem Dorfbrunnen, um von den Müttern dort, etwas Milch für seine Tochter zu erbetteln. Und die weichherzigen Dorffrauen stillen reihum das mutterlose Kind. Auf diese Weise wächst Simcheong zu einem lieben Mädchen auf, das sich später selbst opfert, damit ihr Vater sein Augenlicht zurückerhält. „Es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind großzuziehen“, so heißt es laut einem Sprichwort. Das war in der Vergangenheit nicht nur eine Redensart, sondern eine gängig Praxis. 


Musik

  1. „Changbutaryeong“, gesungen von Jeon Tae-yong 창부타령 / 소리 전태용
  2. „Elternliebe“ aus Hoesimgok, gesungen von Kim Yeong-im 회심곡 중 부모님 은혜 / 소리 김영임
  3. Ausschnitt aus dem Simcheongga, gesungen von Seong Chang-sun 심청가 중 심봉사 젖동냥 대목 / 소리 성창순

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