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Kultur

Ryu So-yeong: „Ameise, meine arme Ameise“

2020-06-16

ⓒ Getty Images Bank

Sie starb gestern früh. Ihr Name war Shin Ju-yeon. Schon auf dem Weg in die kleine Stadt am frühen Morgen hatte sie offenbar etwas geschluckt. Sie hatte etwas essen, ihren Magen mit etwas füllen müssen und deshalb die Gelegenheit genutzen, das Auto zu nehmen. Der Unfall war ein tragisches Ende, das wahrscheinlich so hatte kommen müssen. 


Ich wachte mitten in der Nacht auf. Ich musste auf die Toilette, nachdem er beim Abendessen eine halbe Wassermelone verschlungen hatte. da sah ich eine geisterhafte Gestalt, die um den Kühlschrank herum lauerte. Es war Ju-yeon.

„Tu so, als hättest du mich nicht gesehen. Ich hasse mich dafür, dass ich so bin“, sagte sie. Sie sprach mit leiser, gereizter Stimme. Sie aß einen ganze Torte direkt aus dem Kühlschrank. Ich kehrte verlegen in mein Zimmer zurück, konnte aber in dieser Nacht nicht mehr einschlafen.


Sie litt unter Binge Eating. Binge eating? Begriffe wir Magersucht oder Bulimie sagte mir etwas, aber von Binge eating hatte ich noch nie gehört ...


Sie war extrem introvertiert. Sie machte kaum Geräusche, wenn ich zu Hause war. Sie hinterließ keine Spuren im Bad. Ich konnte nicht sagen, ob sie geduscht, ihr Gesicht gewaschen oder die Toilette benutzt hatte. Sie bat mich immer mit schüchterner Stimme um Erlaubnis, den Staubsauger zu benutzen, und trug auch mitten im Sommer keine Shorts. Dieser winzigen jungen Frau war es offenbar peinlich, am Leben zu sein ...

 



Ryu So-yeong, geboren 1973, ist seit 1993 Schriftstellerin. Ihre Erzählung „Ameise, meine arme Ameise“ erschien 2013.

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