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Kultur

Musik und schamanistische Rituale

#Musik verbindet l 2020-08-12

Musik verbindet


Mit Schamanismus verbindet die große Mehrheit der Koreaner eher negative Vorstellungen. Vor allem während der vom Konfuzianismus geprägten Joseon-Zeit galt der Schamanismus als ein Volksglaube, mit dem die Menschen getäuscht und in die Irre geführt werden konnten. Als sich die westliche Kultur und das Christentum auch in Korea verbreiteten, wurde der Schamanismus immer mehr mit Aberglaube und Primitivität gleichgesetzt. Als Folge davon verschwanden aus dem koreanischen Leben die schamanistischen Rituale, die im Koreanischen unter dem Begriff „Gut“굿 zusammengefasst werden. Glücklicherweise konnten einige Gut bewahrt werden und wurden zum nationalen immateriellen Kulturgut erklärt. Heute wird der Schamanismus als eine der Religionen in Korea anerkannt und von einigen sogar als Inspirationsquelle für die traditionellen koreanischen Künste gesehen. Tatsächlich ist es so, dass ein großer Teil der traditionellen koreanischen Musik von der schamanistischen Musik beeinflusst wurde. Ein Beispiel dafür ist das Lied „Changbutaryeong”창부타령. Dabei handelt es sich um ein Stück, das ursprünglich in Seoul und in der Region Gyeonggi von den Changbu bzw. den Musikern der schamanistischen Rituale gesungen wurde. In der Regel wurden die schamanistischen Rituale von den Schamanenpriesterinnen vollzogen, während die Männer, die Changbu, für die musikalische Begleitung zuständig waren. Mit dem Ritual Changbugeori창부거리 wurde dem Schutzgott der Changbu geehrt, von dem man glaubte, er halte das ganze Jahr hindurch das Unheil fern und beschütze die Schamanenpriesterinnen. Professionelle Sänger übernahmen später die Melodie und änderten den Liedtext, um anstelle vom Himmlischen über Irdisches zu singen: wie über die Vergänglichkeit des Lebens, die Freuden der Liebe sowie die Enttäuschung nach der Trennung. So wandelte sich das einstige Ritualmusikstück zu einem populären Volkslied. 


Im „Changbugeori“ werden die Musiker der schamanistischen Rituale aus dem ganzen Land aufgezählt sowie vor allem möglichen Unheil schützende Worte vorgetragen. In der Volksliedversion dreht sich der Liedtext dagegen mehr um profane Gefühle und Erfahrungen aus dem alltäglichen Leben. Nicht selten sieht man im Publikum ein zustimmendes Nicken oder hört emotionale Zwischenrufe von Zuhörern, die dem Liedtext aufmerksam folgen. Das Lied „Noraetgarak“노랫가락 rührt gleichfalls von einem schamanistischen Ritual aus Gyeonggi her. Dieses wurde zu Ehren einer hochrangigen Gottheit aufgeführt. Der Rhythmus ist ein wenig anders, doch die Melodie entwickelt sich ähnlich wie das „Changbutaryeong“. Man nimmt an, dass Ende der Joseon-Zeit die Schamanenpriesterinnen das „Changbutaryeong“ abwandelten, um es zu verfeinern und so auch in den Königspalästen aufführen zu können. Im Liedtext heißt es dort: „Am Königshof versammeln sich viele treue Untertanen und in jedem Haushalt gibt es aufopfernde Söhne und Töchter. Unter den Geschwistern herrscht Harmonie und die Familien sind mit Glück gesegnet. Die Freunde vertrauen einander und unter dem Schutz guter Herrscher erlebt das Volk über Generationen hinweg Frieden und Wohlstand.“ 


Mit dem Ritual „Daegamnori“대감놀이 wurde den Daegam geehrt. Als „Daegam“ wurden die hochrangigen Beamte der Joseon-Zeit bezeichnet. Allerdings gibt es auch die Meinung, dass die Silbe „gam“ von dem alten koreanischen Wort „geom“검 mit der Bedeutung „Gottheit“ abstammt. Deshalb sei unter „Daegam“ eigentlich „große Gottheit“ oder „hochrangige Gottheit“ zu verstehen. Dafür spricht, dass im Lied „Daegamgeori“ mehrere Gottheiten erwähnt werden, wie Teojudaegam터주대감, die Schutzgottheit des Hauses, oder Dodangdaegam도당대감, die Schutzgottheit des Dorfes. Man glaubte, diese Schutzgötter seien überaus großzügig und leicht zu überzeugen, weshalb die Dorfbewohner ihnen während des Rituals viel Essen und Unterhaltung darbrachten, damit diese sich mit viel Glück und Reichtum revanchierten. Die professionellen Sänger konzentrierten sich später noch mehr auf diese Gesangs- und Theaterelemente, worauf sich ihre Darbietungen mit der Zeit schließlich zu einem eigenen Genre der traditionellen darstellenden Künste entwickeln konnten. 


Musik

1. „Changbutaryeong“, gesungen von Ji Yeon-hwa 창부타령 / 소리 지연화

2. „Noraetgarak“, gesungen von Lee Hui-wan 노랫가락 / 소리 이희완

3. „Daegamgeori“, gesungen von Kim Hye-ran 대감놀이 중 대감거리 / 소리 김혜란

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