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Kultur

Lieder der Arbeiterinnen

#Musik verbindet l 2020-08-26

Musik verbindet


Auf der Insel Jeju sind, so sagt man, drei Dinge reichlich vorzufinden: Wind, Steine und Frauen. In der Vergangenheit verloren viele Jeju-Männer ihr Leben auf dem Meer, was dazu führte, dass es damals mehr Frauen als Männer gab. Das scheint aber nicht nur Jeju betroffen zu haben, sondern galt für die meisten Küstendörfer. Aber warum wurde vor allem die Insel Jeju für ihre Überzahl an Frauen bekannt? Das liegt womöglich daran, dass viele Frauen in einer Zeit wirtschaftlich aktiv waren, in der es ihnen eigentlich nicht erlaubt war, außerhalb des Hauses zu arbeiten. Haenyeo해녀, so heißen die Taucherinnen von Jeju, die im Meer Abalonen und Seegurken ernteten und diese auf dem Markt verkauften, um ihre Familien finanziell zu unterstützen. Die Jahrhunderte alte Haenyeo-Kultur der Insel Jeju wurde 2016 in die Liste des immateriellen Weltkulturerbes der UNESCO aufgenommen. Das bekannte Jeju-Volkslied „Ieodo Sana”이어도 사나 wurde von den Taucherinnen gesungen, wenn sie mit dem Boot auf das Meer hinausfuhren. Sie glaubten, auf dem Meer, direkt unter dem Boot, liege das Jenseits. Und so sangen sie an der Schwelle zwischen Leben und Tod dieses Lied, um sich Mut zuzusprechen und für eine sichere Heimkehr zu bitten. 


Im alten Korea herrschte eine strikte Geschlechtertrennung, die auch eine Arbeitsteilung mit Aufgaben speziell nur für Männer und Frauen vorsah. Selbst beim Spielen wurden Jungen und Mädchen voneinander getrennt. Aus der Region Jelloa stammt das Lied „Dungdangae Taryeong”둥당애타령, das von den Frauen beim Spiel auf dem Muljanggu물장구oder Hwalbanggu활방구 gesungen wurde. Für Muljanggu, oder auf Deutsch übersetzt „Wassertrommel“, wird eine große Schüssel mit Wasser gefüllt und darauf eine harte, ausgehöhlte Kürbisschalenhälfte mit der Wölbung nach oben gelegt. Darauf schlägt man dann wie bei einer Trommel mit den Händen oder Stöckchen. Mit den Händen wird ein voller, weicher Klang erzeugt, während das Schlagen mit Stöckchen einen schärferen Klang produziert. Das Hwalbanggu ähnelt dem Muljanggu, nur wird auf die Kürbisschale mit einem bogenähnlichen Bambuswerkzeug geschlagen, das beim Trennen der Baumwollfasern von den Samen benutzt wurde. Die Frauen setzten gern solche Arbeitsgeräte oder auch Nähwerkzeuge als Musikinstrumente ein und unterbrachen die monotone Arbeit für ein wenig Spaß. Der Refrain in dem Lied „Dungdangae Taryeong” imitiert die Klänge vom Muljanggu und Hwalbanggu: So heißt es dort lautmalerisch „dungdangaedeong“둥당애덩Die Frauen wechselten sich beim Singen der einzelnen Zeilen ab und sangen anschließend gemeinsam den Refrain. Im Liedtext geht es in der Regel um die strenge Schwiegerfamilie oder ihre Sehnsucht nach einem freieren und angenehmeren Leben. Nachdem die Frauen ausgiebig gesungen und gelacht haben, waren sie wieder mit neuer Energie erfüllt, um ihre Arbeit fortzusetzen. 


Ein weiteres Frauenlied ist das „Nanani Taryeong”나나니타령 aus der Region Incheon. Die Frauen aus den Fischerdörfern scheinen ein härteres Leben als die in den landwirtschaftlichen Gemeinden geführt zu haben. Denn neben der Arbeit im Haus und auf den Feldern gingen sie auch auf das Watt hinaus. Dort suchten sie nach Austern oder anderen Muscheln, um mit dem Zuverdienst die Haushaltskasse aufzubessern. Hinzu kam die Sorge um ihre Ehemänner und die stetig bange Frage, ob diese nach dem Fischfang wieder sicher heimkehrten. Der dadurch verursachte Stress war sicher nicht gering, und das Lied „Nanani Taryeong” eignete sich wohl hervorragend dafür, um Stress abzubauen, während sie im Wasser arbeiteten. Wie bei anderen Arbeitsliedern der Frauen handelt der Text von den Schwierigkeiten im Eheleben und allglemein in Liebesbeziehungen. Probleme des Alltags wurde so nicht nur besprochen, sondern auch besungen. Kein schlechter Weg, um Dampf abzulassen. 


Musik

  1. „Ieodo Sana“, gesungen von Souleum 이어도 사나 / 노래 소름
  2. „Dungdangae Taryeong“, gesungen von Park Gye-sin und anderen 둥당애타령 / 소리 박계신 외
  3. „Nanani Taryeong“, gesungen von Cha Yong-nyu und anderen 나나니타령 / 소리 차영녀 외

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