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Kultur

Koreanische Unabhängigkeit

#Musik verbindet l 2021-08-11

Musik verbindet

Koreanische Unabhängigkeit

Letztes Jahr war das Lied mit dem Titel „Der Tiger kommt“ von der Gruppe Leenalchi vor allem unter den jungen Koreanern sehr beliebt. Dargeboten wurde diese moderne Version eines Liedes aus dem Pansori „Sugungga“ zusammen mit ungewöhnlichen Tanzbewegungen und Kostümen der Ambiguous Dance Company. Die einfallsreiche Verbindung von Tradition und Moderne weckte auch das internationale Interesse für das neue koreanische Selbstverständnis. 


Eine weitere traditionelle Gruppe, die ebenso wie Leenalchi auf sich aufmerksam machen konnte, ist Akdan Gwangchil. Ihr erstes Album präsentiert moderne Interpretationen von Liedern aus der Region Hwanghae. Im zweiten Album singen sie über das Leben der jungen Leute von heute, wie beispielsweise in ihrem Lied mit dem Titel „Das Leben gleicht einer Blume“. Besonders an ihrer Musik ist, dass nur traditionelle Instrumente eingesetzt werden. Und ihr Anliegen, die koreanischen Traditionen zu bewahren, spiegelt sich bereits in dem Namen der Gruppe wider. Dieser drückt nämlich den Wunsch der Gruppe aus, neben den Traditionen die Unabhängigkeit stets hoch in Ehren zu halten. Gegründet wurde Akdan Gwangchil 2015, als Korea das 70-jährige Jubiläum seiner Unabhängigkeit von der japanischen Kolonialherrschaft feierte. Auf die 70er-Jahre bezieht sich die Gruppe auch mit einem Lied über ein repräsentatives Kleidungsstück aus dieser Zeit. Der koreanische Liedtitel lautet „Napalbaji“ und bedeutet übersetzt „Schlaghose“. 


Nach Erlangung der Unabhängigkeit von der japanischen Kolonialherrschaft im Jahr 1945 konnten die Koreaner selbst über ihr Handeln frei entscheiden. Überaus populär in der koreanischen Bevölkerung war das um diese Zeit neu entstandene Pansori-Stück „Yeolsaga“열사가 bzw. „Lied von den patriotischen Märtyrern“. Wie der Liedtitel bereits ankündigt, besingt dieses Pansori die Leben bekannter koreanischer Freiheitskämpfer wie Lee Jun이준, Ahn Jung-geun안중근, Yun Bong-gil윤봉길 und Yu Gwan-sun유관순. Man nimmt an, dass Park Dong-sil die Melodie komponiert hat, während der Text von einer anderen Person stammt. Aufgeführt wurde das Lied vor dem Ende der japanischen Kolonialherrschaft zunächst im Geheimen. Erst nach der Wiedererlangung der koreanischen Unabhängigkeit wurde das nun in aller Öffentlichkeit aufgeführte Stück auch einem breiteren Publikum bekannt. Auf dem Höhepunkt der anti-japanischen Stimmung jubelten die Zuhörer den Sängern zu, wenn sie das „Yeolsaga“ zum Besten gaben, und schwenkten dabei die koreanische Fahne. So beliebt wurde das Lied, dass die Koreaner es sogar mitsingen konnten


Beim Komponieren von „Yeolsaga“ soll Park Dong-sil viel Unterstützung von der Pansori-Sängerin Jang Woljungseon장월중선 erhalten haben. Damals war es nicht üblich, dass traditionelle Sänger ihre Musik in Noten niederschrieben. Und Aufnahmegeräte waren eine Rarität, was es nicht einfacher machte, den Fortbestand der Lieder zu sichern. Park Dong-sil bat wohl auch aus diesem Grund die Sängerin darum, sich das Lied für ihn ins Gedächtnis einzuprägen. Schließlich war sie bekannt für ihr ausgezeichnetes Erinnerungsvermögen. Und so merkte sie sich gewissenhaft alle Musiknoten und spielte damit eine bedeutende Rolle bei der Vollendung des Stückes. 


Bis Mitte der 1940er-Jahre konnte sich das „Yeolsaga“ noch großer Beliebtheit erfreuen, nach Erlangung der koreanischen Unabhängigkeit begann das Lied jedoch langsam aus dem kollektiven Gedächtnis zu verschwinden. Denn nur wenige Jahre später warf der Koreakrieg seine düsteren Schatten auf das Leben der Koreaner, und die kurzzeitige Freude über die Unabhängigkeit des Landes wurde von zunehmenden existenziellen Sorgen abgelöst. Von den Ereignissen jener Zeit blieben auch die Künstler nicht unberührt. Sie waren in zwei Lager gespalten und viele von ihnen bekannten sich ganz offen entweder zum Süden oder zum Norden des Landes. Park Dong-sil selbst war während des Koreakriegs nach Nordkorea übergelaufen. Und sein Name und Schaffen wurden, wie bei vielen anderen Künstlern, die sich nach Nordkorea abgesetzt hatten, in Südkorea lange Zeit für tabu erklärt. Als in den 1990er-Jahren allerdings Süd- und Nordkorea wieder Gespräche aufnahmen, holte man diese in Vergessenheit geratenen Künstler und ihre Musik aus der Versenkung zurück. Und in dem Zuge schaffte es auch das „Yeolsaga“ zurück ins Rampenlicht auf die südkoreanischen Bühnen. 


Musik

  1. „Schlaghose“, gesungen von Akdan Gwangchil 
  2. „Yu Gwan-sun Yeolsaga“, gesungen von Jeong Sun-im 
  3. „Erstes Leuchtfeuer“, dargeboten von der Geumgangsan-Theatertruppe 

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