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Kultur

Volkslieder Japga

#Musik verbindet l 2021-09-01

Musik verbindet

Volkslieder Japga

Im alten Korea lag für gewöhnlich ein Bauerndorf am Fuße eines Berges. Und vor dem Dorf breiteten sich weitflächige Reisfelder aus, zu denen dicht bewachsene Wasserläufe führten. Wenn es regnete, zog es die Dorfbewohner oft zu diesen fließenden Gewässern, um dort auf Fischfang zu gehen. Denn der Regen kühlte das von der Sommersonne aufgehitzte Wasser ab und reicherte es zusätzlich mit Sauerstoff an, was die Fische im Wasser aktiver werden ließ. Für die Leute bedeutete das wiederum einen leichteren Fang und somit gute Aussichten auf eine Mahlzeit mit eiweißreichem Fisch. 


Eine solche Situation beschreibt auch das koreanische Lied mit dem Titel „Ein bewölkter Tag im Sommer“. Dort heißt es, dass an einem verregneten Sommertag ein Dorfbewohner an einem Fluss vorbeikommt und sieht, wie sich im Wasser viele Fische tummeln. Doch er hat nichts, womit er die Fische fangen könnte. Da sieht er einen Jungen, der einen Ochsen vor sich hertreibt. Der Mann fragt den Jungen, ob er ihm einen Korb leihen könnte, um damit die Fische zu fangen. Zusätzlich bittet er den Jungen, den Fischfang seiner Frau zu übergeben und ihr auszurichten, sie solle daraus eine feine Fischsuppe mit viel Gemüse zubereiten. Der Junge ist allerdings nicht auf dem Kopf gefallen und zeigt sich zunächst widerwillig, der Bittte des Mannes einfach so nachzukommen. Schließlich ist der Junge es bereits gewohnt, Botengänge für andere zu verrichten, und weiß, wie er durch geschicktes Verhandeln als Gegenleistung einen kleinen Anteil an dem Fischfang für sich herausschlagen kann.


Das Lied „Ein bewölkter Tag im Sommer“ wird der Gruppe der Hwimori Japga휘모리잡가 zugeordnet, die überwiegend von Sängern aus Seoul und der Region Gyeonggi gesungen wurden. Während es sich bei den Jeongga정가 um auf Gedichte basierende Lieder für die Ober- und Mittelschicht handelte, dienten die Japga-Lieder der Unterhaltung des einfachen Volkes. Die Japga-Volkslieder wurden jedoch im Gegensatz zu den Minyo-Volksliedern in der Regel von professionellen Sängern vorgetragen und innerhalb dieser Gruppe weitergegeben. Es gab einmal eine Gruppe von Japga-Sängern mit dem Namen „Sagyechuk“사계축. Sie bestand hauptsächlich aus Kleinunternehmern, die nebenbei als Sänger auftraten. Für ihre Musikzwecke sollen sie auch alte Lagerhallen umgebaut haben, um dort zusammen zu singen oder mit anderen Sängern kleine Konzerte zu veranstalten. Wenn sie auftraten, begannen sie zunächst mit Jeongga-Stücken, auf die einige lange Japga-Lieder folgten. Dann schlossen sie ihre musikalischen Treffen mit den Hwimori-Japga ab. 


Die Hwimori-Japga haben im Vergleich zu den langen Japga-Liedern einen schnelleren Rhythmus, und viele Hwimori-Japga weisen zudem oftmals einen humoristischen oder satiririschen Inhalt auf. Ein Beispiel für solche Hwimori-Japga ist das „Krötenlied“. Das handelt, wie der Name schon anklingen lässt, von Kröten, die in einem Holzschuh den Fluss Cheonggyecheon청계천 hinunterschwimmen. Das Lied kann als Satire auf das elendige Leben der Menschen am Fluss Cheonggyecheon unter der japanischen Kolonialregierung verstanden werden. So gehören zu den Bootsinsassen unter anderem eine mehrfach verwitwete Kröte sowie eine andere Kröte, die der Festnahme durch die Polizei entkommen ist. Die Hwimori-Japga zeichnen sich demnach durch zügig voranschreitende Handlungen und Melodien aus. Deshalb sind sie auch insgesamt leichter zu verstehen als die langen und langsam vorgetragenen Jeongga-Lieder oder andere Japga-Lieder. 


Einen humoristischen Ton schlägt das Japga „Lied der Felsen“ an. Darin wird beschrieben, wie jemand gekochten Reis isst, der vorher nicht gründlich gewaschen wurde, und so beim Essen auf kleine Steine beisst. Die Person hätte natürlich den Reisbissen einfach ausspucken können und die Sache wäre gegessen gewesen. Stattdessen wird das Ganze als Anlass genommen, um ein Lied zu komponieren, in dem der Fund der Steinchen im Reis scherzhaft auf die Spitze getrieben wird. So werden im Lied erstmal verschiedene bekannte Felsen und Findlinge aufgezählt, die in und um Seoul zu finden sind, wie beispielsweise den Bettlerfelsen am Westtor der Hauptstadt und den Felsen vor dem Tor Jahamun. Nach der Auflistung aller Felsen wird im Lied weiter beschrieben, wie der Deckel eines eisernen Reistopfes angehoben wird, um im Topfinneren unerwarteterweise zwei tigerähnliche Fabelwesen aus Stein vorzufinden. Diese als Haetae해태 bezeichneten Geschöpfe nehmen sodann schnell die Chance wahr, um ihrem eisernen Gefängnis zu entkommen, und klettern geschwind aus dem offenen Reistopf. Wie aus einer Banalität etwas Einfallsreiches und Unterhaltsames entstehen kann, zeigt überaus anschaulich dieses „Lied der Felsen“. 


Musik

  1. „Ein bewölkter Tag im Sommer“, gesungen von Lee Hui-mun und begleitet von Prelude
  2. „Krötenlied“, gesungen von Lee Chun-hui
  3. „Lied der Felsen“, gesungen von Pak Sang-ok 

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