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Kultur

Lied „Changbutaryeong“

#Musik verbindet l 2021-11-03

Musik verbindet

Lied „Changbutaryeong“

In der traditionellen koreanischen Musik gibt es zahlreiche Musiker mit vielseitigem Talent. So spielen sie nicht nur meisterlich auf ihren Instrumenten, sondern demonstrieren ebenfalls Geschick im Singen und Tanzen. Zuweilen genießen diese Künstler sogar außerhalb ihrer Spezialgebiete einen noch größeren Bekanntheitsgrad. Zu ihnen zählte der Meistermusiker Jeon Tae-yong전태용. Jeon wurde Anfang der 1920er-Jahre in Yeongjong in der Provinz Gyeonggi geboren und er begann sich mit 15 Jahren ernsthaft mit der Musik zu beschäftigen. Einen Namen errang er sich vor allem als Meister der Schamanenmusik sowie für sein Spiel auf dem Streichinstrument Haegeum. Gelegentlich sprang er allerdings auch für andere Musiker ein, um auf der Piri-Flöte, der Daegeum-Flöte oder dem Gong zu spielen. Er galt als Alleskönner, am bekanntesten aber wurde er für das Lied „Changbutaryeong“창부타령. 


Anfangs wussten nur wenige von seinem Gesangstalent, da er mit Liedern nicht öffentlich aufgetreten war. Er ließ nämlich seine Gesangsmuskeln erst dann spielen, wenn wie gewohnt am Ende eines schamanistischen Rituals die Mitwirkenden Lieder sangen und sich gemeinsam vergnügten. Bei einer solchen Gelegenheit wurde Jeon Tae-yong aufgefordert, ein Lied zum Besten zu geben, woraufhin er das „Changbutaryeong“ wählte. Seine Gesangsstimme versetzte alle Anwesenden in großes Erstaunen und einige Zeit später veröffentlichte er schließlich Tonaufnahmen mit von ihm eingesungenen Liedern, darunter das „Changbutaryeong“, welches ihm den Ruf als Meistersänger einbrachte. 


Im alten Korea kam oft das gesamte Dorf zusammen, um Feste wie Geburtstage für die Dorfältesten, Hochzeiten oder Begräbnisse gemeinsam zu begehen. Alle Dorfbewohner nahmen daran teil, denn schließlich ging es dabei um Angelegenheiten der Dorfgemeinschaft. Es war üblich, in der Küche der Nachbarn auszuhelfen und das Essen für das Fest miteinander zu teilen. Floss der Alkohol reichlich, war es kein seltener Anblick, Männer, insbesondere die Älteren unter ihnen, im trunkenen Rausch ausgelassen singen und tanzen zu sehen. Der Gesang dieser angeheiterten Musikamateure zeugte wohl nicht von höchster Kunstfertigkeit, aber ganz sicher empfanden sie dabei viel Vergnügen und Freude. Diese Lebensfreude drückt sich auch in dem „Changbutaryeong“ von Jeon Tae-yong aus. 


Das Lied entwickelte sich zu einem der repräsentativen Volkslieder der Provinz Gyeonggi. Ursprünglich wurde es jedoch während eines schamanistischen Rituals dargeboten, um damit das Wohlwollen der Schutzgottheit der Changbu zu erringen. Als „Changbu“ wurden die Männer bezeichnet, die in den schamanistischen Ritualen, die von den Schamanenpriesterinnen vollzogen wurden, für die musikalische Begleitung zuständig waren. Vielleicht kommt es daher nicht von ungefähr, dass Jeong Tae-yong als einstiger Changbu das Lied „Changbutaryeong“ so meisterlich zu singen verstand. Dieses ehemals nur in schamanistischen Ritualen dargebotene Lied wurde später von professionellen Sängern für ein öffentliches Publikum neu arrangiert und ist bis heute als Gyeonggi-Volkslied „Changbutaryeong“ erhalten geblieben. Eine Jazz-Version von „Changbutaryeong“ bietet Lee Hui-mun in Begleitung des Fusion-Gugak-Quartetts Prelude.


Als eine weitere Version von „Changbutaryeong“ gilt das nächste Stück. Dabei handelt es sich um ein Gedicht mit dem Titel „Ipsanga“입산가, das mit der Melodie von „Changbutaryeong“ verbunden wurde. Das Gedicht stammt von dem buddhistischen Mönch Gyeongheo경허 aus der späten Joseon-Zeit. Mit neun Jahren hatte er sich den buddhistischen Mönchen angeschlossen und zählte später zu den Großen seiner Zeit. Ein Schlüsselerlebnis hatte der Mönch, als er einmal seinen Mentor in Hanyang, dem heutigen Seoul, besuchen wollte. Auf dem Weg zog ein schweres Unwetter auf, doch konnte er nirgendwo um Zuflucht bitten, da zu jener Zeit eine Seuche im Umlauf war. So verbrachte er zitternd vor Kälte die Nacht unter einem großen Baum. Da soll ihm die Erkenntnis gekommen sein, dass Leben und Tod sich nicht groß voneinander unterscheiden, und er begann intensiv nach Wegen zu suchen, um wahre geistige Erleuchtung zu erlangen. In seinem Gedicht „Ipsanga“ heißt es sinngemäß:


Die Welt ist nicht mehr als ein Traum.

Beim Wandern im Gebirgswald kommt mir diese Erkenntnis.

Sanft zwitschern die Vögel und leise murmelt das Wasser.

Um die hochgewachsene Kiefer winden sich Wein- und Beerenblätter.

Zwischen den Ranken und Bäumen baue ich mir ein kleines Haus

und lade Freunde ein, um Gedichte zu rezitieren und bisweilen ein Räucherstäbchen anzuzünden.


Sein Gedicht verknüpfte Mönch Gyeongheo mit der Melodie von „Changbutaryeong“, woraus wohl geschlossen werden kann, dass er selbst an dem Lied großen Gefallen gefunden hatte. 


Musik

  1. „Changbutaryeong“, gesungen von Jeon Tae-yong 
  2. „Changbutaryeong“, gesungen von Lee Hui-mun und begleitet von Prelude 
  3. „Ipsanga“, gesungen von Kim Yong-u 

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