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Kultur

Kwon Jeong-saeng: „Die Sternschnuppe“ (1978)

2022-05-24

ⓒ Getty Images Bank

Ein gelber Schmetterling, der sich auf der sonnenbeschienenen Wand niedergelassen hatte, flatterte auf. Unterhalb der Steinmauer, genau wie dieser Schmetterling, wirbelten Aprikosenblütenblätter.

Gap-sun sammelte die rosafarbenen Aprikosenblüten vom Boden und reihte sie auf einem Faden auf. Gap-dol schüttete eine Handvoll Blütenblätter, die er gepflückt hatte, auf ihren Rock. Während Gap-dol ein Ende des Baumwollfadens hochhielt, reihte Gap-sun schnell die Blütenblätter aneinander. Nun nam sie beide Enden des Fadens und machte einen Knoten. Gap-dol hängte Gap-sun die Blumenkette um den Hals.



Seit diesem Tag gingen Gap-dol und Gap-sun jeden Sonntag Hand in Hand durch die Straßen am Hafen.

Die Sterne, die sie in ihrem Heimatdorf gesehen hatten, funkelten am schwarzen Nachthimmel über dem Meer.

Eine Sternschnuppe fiel auf das dunkle Meer und zeichnete einen flammend roten Streifen am Himmel. Aber die Sternschnuppe fiel nicht ins Meer. Ihr Licht erlosch mitten am Himmel.

„Dol, die Sternschnuppe wollte nicht ins Meer fallen“, sagte Gap-sun.

Und Gap-dol antwortete: „Sie hatte Angst. Das Meer ist ziemlich tief.“

Gap-sun erinnerte sich an die Sternschnuppen, die hinter dem Dalmaji-Berg in den Teich gefallen waren.

„Sind die Sternschnuppen, die in den Teich gefallen sind, gestorben?“, fragte sie.

„Ja das sind sie. Sie starben im Teich, weil es ihr Zuhause war, aber im Meer gibt es kein Zuhause,“ sagte Gap-Dol.


Sun, in unser Heimatdorf ist es mittlerweile wohl ein silbriges Wunderland. Ich schreibe dir einfach, weil ich meine verschneite Heimat so sehr vermisse.

Dies ist ein südliches Land voller Palmen. Kanonen dröhnen laut und arme Soldaten mit Helmen auf dem Kopf sterben in den Flammen.

Erinnerst du dich an die Sternschnuppen am Nachthimmel, die wir zusammen in unserem Heimatdorf beobachtet haben?

Sun, heute Nacht werde ich wahrscheinlich zu dieser Sternschnuppe, die in den Teich jenseits des Berges gefallen ist. Ich werde dann ein Vogel. Wenn im Frühling in unserer Heimat die Aprikosenblüte blüht, werde ich zu einem Vogel, der auf einem blühenden Zweig des Aprikosenbaumes sitzt und ein schönes Lied singt.




Kwon Jeong-saeng: „Die Sternschnuppe“ (1978)

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