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Kultur

Do Myeong-hak: „Das Spinnennetz der Eisenbahnlinien“

2022-06-21

ⓒ Getty Images Bank

Wir verließen den Bahnhof mit unseren Sachen und versuchten, einen Wagen zu bekommen, das uns nach Taechon bringen würde, konnten aber keinen finden.

Da kam der Wachmann und sagte, wir könnten einen Zug von Pjöngjang nach Cheongsu nehmen, der am nächsten Morgen abfahren würde.

Am nächsten Morgen kam tatsächlich ein Zug nach Cheongsu an. Aber nun gab ein anderes Problem. Nachdem sie von den Spiegeln erfahren hatten, versuchten auch andere Bahnangestellte, sogar der Zugbegleiter, uns auszutricksen.

Ich war wütend. Die Eisenbahnstrecken, die die Blutgefäße der Nation sein sollten, waren in Wirklichkeit Netze von Spinnen, die sich vom Blut der Menschen ernährten.



Es war noch nicht lange her, dass der Preis für Schminktische auf dem Anju-Markt so gefallen war. Wie wir befürchtet hatten, hatten die Großhändler in Haesan, während wir unterwegs unsere Zeit verschwendet hatten, Wind davon bekommen, wie teuer Schminktische mit drei Spiegeln waren. Anstatt wie wir die Kriechzüge zu benutzen, transportierten sie die Waren schnell auf Lastwagen und verkauften sie billig. Kein Wunder, dass kleine Händler wie wir dabei auf der Strecke blieben.

Ich beschloss, die Schminktische an einen Großhändler zu verkaufen und mich von diesem Geschäft zu verabschieden, aber mein Freund hatte eine andere Idee.

„Ich denke, wir sollten nicht mit leeren Händen nach Hause gehen“, sagte er.

Er füllte fünf große Plastikbehälter mit Fisch und nun reisten wir auf demselben zermürbenden Weg per Eisenbahn nach Haesan.


Am nächsten Morgen erregte eine Frau mit einem erstaunlichen neuen Produkt Aufmerksamkeit auf dem Markt von Haesan. Sie hatte ein Schild aufgestellt mit der Aufschrift „Fischsauce zu verkaufen. 5.000 Won für ein Kilo.“ Sie behauptete, die Fischsauce sei ganz großartig geeignet zum Würzen von Kürbissuppe, Salzkartoffeln und vielen anderen Gerichten.

Es war meine Frau, die eingeschritten war, um unsere Verluste wiedergutzumachen. Und in Anbetracht meiner erstaunlichen Leistung, Geld in Fischbrei zu verwandeln, gab sie mir einen neuen Spitznamen. Hatte sie mich bisher mit „Der Herr Konsumbeautragte“ angeredet, so hieß ich ab heute nur noch „Hundchen“




Do Myeong-hak (*1965): „Das Spinnennetz der Eisenbahnlinien“ (2021)

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