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Kultur

Volkslieder aus der japanischen Kolonialzeit

#Musik verbindet l 2023-01-12

Musik verbindet

Volkslieder aus der japanischen Kolonialzeit

Während der japanischen Kolonialzeit lebte eine koreanische Tänzerin mit dem Namen Choi Seung-hee최승희. Sie erlangte Berühmtheit dafür, dass sie als erste Koreanerin Tanz im westlichen Stil choreographierte. Ihre Karriere begann damit, dass sie als junges Mädchen eine Aufführung des japanischen modernen Tänzers Ishii Baku sah und nach Japan ging, um unter ihm zu lernen. Nachdem sie eine Weile in Japan getanzt hatte, kehrte sie nach Korea zurück und gründete ein Institut für Tanzkunst, mit dem sie neue und moderne Tänze präsentierte. Doch sie ruhte sich nicht auf ihren Lorbeeren aus. Stattdessen bildete sie sich weiter, lernte verschiedene traditionelle koreanische Tänze wie den Messertanz, den Fächertanz und buddhistische Tänze, und adaptierte sie im modernen Stil. Eine ihrer herausragendsten Choreografien war der sogenannte Bosal-Tanz, der sie weltweit berühmt machte. Sie wurde zur Ikone der koreanischen Tanzszene und wurde 1938 sogar eingeladen, gemeinsam mit anderen Tänzerinnen und Tänzern von Weltrang als Jurorin bei einem internationalen Tanzwettbewerb zu fungieren. Und Choi tanzte nicht nur, sie sang auch. Sie veröffentlichte ein Album mit dem Lied „Ein Garten in Italien“. Dieses Lied war 2017 auch im Soundtrack des Filmes „Anarchist from Colony“ enthalten, der sich um einen koreanischen Unabhängigkeitskämpfer in Japan dreht. 


Als Choi Seung-hee weltweite Berühmtheit erlangte, versuchte die japanische Regierung, sich dies zu Nutze zu machen. Choi Seung-hee war daher durchaus im Auftrag der Kolonialregierung aktiv und trat zum Beispiel für japanische Truppen auf. Enge Vertraute der Tänzerin sagten jedoch, dass dies unter Druck der japanischen Regierung geschah, und dass sie das Geld, das sie dabei verdiente, der koreanischen Unabhängigkeitsbewegung zukommen ließ. Es ist zu lange her, um den Wahrheitsgehalt dieser Aussagen zu überprüfen, aber ihre Verdienste um den Modernen Tanz in Korea können nicht hoch genug geschätzt werden.

 

Es gab während der Kolonialzeit viele Künstlerinnen und Künstler, die versuchten, den Menschen in Korea Trost zu spenden, ohne den japanischen Behörden aufzufallen. Eines ihrer Werke war das Volkslied „Nodeulgangbyeon노들강변“, zu Deutsch „Das Ufer des Nodeul-Flusses“. Auf den ersten Blick ist es ein Lied über eine friedliche Frühlingslandschaft, doch im hinteren Teil des Liedes klagt der Text die traurige Realität der Kolonialherrschaft an und beschreibt die Sorgen und Leiden des koreanischen Volkes. Der Text des Liedes stammt von Shin Bul-chul신불출, der auch für seine Mandam만담 berühmt war, eine Form von komischen Geschichten. Er soll das Lied geschrieben haben, als er an einer Anlegestelle am Han-Fluss auf ein Boot wartete und zutiefst beeindruckt wurde von der wunderschönen Flusslandschaft. Als die Sängerin Park Bu-yong박부용 das Lied 1934 als Teil eines Albums veröffentlichte, wurde es ein großer Hit und entwickelte sich zu einem der beliebtesten Volkslieder.

 

Gerade unter den Volksliedern aus der Gyeonggi-Provinz gibt es viele, die unter der japanischen Kolonialherrschaft veröffentlicht wurden. Ein Beispiel ist das Lied „Taepyeongga태평가“, zu Deutsch „Friedenslied“. Es beginnt mit den folgenden Zeilen: „Was bringt es, genervt zu sein? Was bringt es, sich aufzuregen?“ Als es 1935 erstmals veröffentlicht wurde, hieß das Lied „Taepyeongyeon태평연“. Bekannt machte es die Sängerin Seonu Il-seon, einer der größten Stars ihrer Zeit. Es handelte sich dabei um eine Variante des Gyeonggi-Volksliedes „Changbu Taryeong창부타령“, das durch einen Walzerrhythmus ein völlig neues Leben erhielt. Dass das Lied auch heute noch so beliebt ist, ist Lee Eun-ju이은주 zu verdanken. Während des Koreakrieges floh sie nach Daegu, doch das Leben als Flüchtling war hart für diese bekannte Sängerin. Dann bekam sie eines Tages die Möglichkeit zu einem Bühnenauftritt. Als Ausdruck ihrer Hoffnung auf baldigen Frieden arrangierte sie „Taepyeongyeon“ neu in einem mittleren Tempo und begeisterte damit das Publikum. Hören wir heute als letztes Lied noch Song So-hee mit „Taepyeongga“, begleitet von The Second Moon.  


Musik

  1. „Itaeli-eui Jeongwon“, gesungen von Lee Jeong-pyo
  2. „Nodeulgangbyeon“, gesungen von Kim Yong-woo
  3. „Taepyeongga“, gesungen von Song So-hee, gespielt von The Second Moon

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