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Kultur

Na Do-hyang: „Die Wassermühle“ (1925)

2023-03-28

ⓒ Getty Images Bank

Wenn das Wasser tosend in die Wasserschleuse floss und sich dann über das schwere Wasserrad ergoss, um es mit dumpfem Schlag anzuheben, hörte man aus dem Inneren der Mühle, wo sich in Schichten die weiße Spreu ablagerte, das näselnde Klagen der Arbeiter. 

Ein Schwappen, ein Murmeln, silberne Funken, und dann streckte sich das Wasser aus wie Bambushalme, bevor es sich mit einem Knall in blau-weiße Drachen verwandelte, die sich zehn Li lang die Ecke eines Berges umrundeten. Dann kehrte das Wasser zurück und floss fünf Li lang mitten durch die Felder, bevor es an Bang-wons Dorf vorbeikam, wo sich die Wassermühle befand.



„Komm schon“, sagte Shin. „Ich meine es ernst. Du weißt, dass ich das tue, weil ich keinen Sohn habe. Warum bringst du mir nicht einen zur Welt? Würde dann nicht alles, was mir gehört, dir gehören? Komm schon, warum sagst du nicht ja? Dann werfe ich Bang-Won schon morgen hinaus und nehme dich zu mir.“

„Wie wollt Ihr ihn denn hinauswerfen?“, fragte Bang-Wons Frau.

„Das wird so schwer nicht sein. Was kann er schon tun, wenn ich ihm sage, er soll gehen?“



„Warum laufen wir nicht weit, weit weg, so wie früher? Ich bringe es nicht über mich, dich mit meinen eigenen Händen zu töten.“

„Nein, lieber werde ich sterben, als mit dir zu gehen. Ich will nie wieder so ein erbärmliches, niedriges Leben führen!“, sagte sie.

„Wie kannst du so etwas sagen? Wegen dir habe ich alles verloren, was ich hatte, und du hast mich sogar ins Gefängnis gebracht. Es war die Hölle auf Erden! Und trotzdem weigerst du dich, meinen letzten Wunsch zu hören?“ 

„Ich wusste immer, dass ich durch deine Hand sterben würde. Ich werde sowieso sterben, also warum tötest du mich nicht einfach jetzt?“ 

„Meinst du das ernst? Wahrhaftig?" 

„Ja, das tue ich.“

Bang-Won stieß sein Messer tief in die Seite der jungen Frau. Blut floss über seine zitternde Hand, die immer noch das Messer hielt. Er zog das Messer heraus, stürzte auf sie, stach sich in die eigene Brust und beendete sein eigenes Leben.




Na Do-hyang (1902-1927): „Die Wassermühle“ (1925)

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