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Geschichte

Der Aufstieg Koreas zu einer führenden Sportnation

2015-11-24

Der Aufstieg Koreas zu einer führenden Sportnation
Die Sportarena Pacific Coliseum war der Austragungsort für die Eiskunstlauf-Wettbewerbe bei den Olympischen Winterspielen 2010 in Vancouver, Kanada. In einem strahlend blauen Kleid glitt Kim Yuna aus Südkorea in ihrer Kür über das Eis. Ihre anmutigen Bewegungen, das selbstbewusste Auftreten und eine meisterhafte Leistung fesselten das Publikum. Leicht wie eine Feder schwebte Kim über das Eis und zeigte unbeeindruckt von den Gesetzen der Schwerkraft eine unnachahmliche Kombination aus dreifachem Lutz und dreifachem Toeloop. Das Publikum belohnte diese Leistung mit einem ohrenbetäubenden Jubel. An jenem Tag stand Kim Yuna alle ihre sieben Sprünge perfekt und erreichte am Ende 228,56 Punkte, die höchste Punktzahl in der Geschichte des Frauen-Einzelwettkampfs. Ihre brillante Leistung in Vancouver machte sie zur Königin des Eiskunstlaufs. Mit ihrer unvergleichlichen Sprungkraft und unvergesslichen künstlerischen Ausdruckskraft hatte Kim Yuna die erste Goldmedaille Koreas im Eiskunstlauf mehr als verdient. Das Erklingen der koreanischen Nationalhymne auf der Eisbahn machte deutlich, wie einzigartig und bedeutsam dieser wunderbare Moment in der koreanischen Sportgeschichte war.

Koreas Sportleben war während des Koreakrieges fast ausgelöscht worden. Im Jahr 1963 wurde die Sporthalle Jangchung in Seoul errichtet, um den Hallensport in Korea zu fördern, und zwei Jahre später, im Jahr 1965, öffnete das Athletendorf Taeneung, das Ausbildungszentrum für die Mitglieder verschiedener Nationalmannschaften, seine Türen zur Förderung des Spitzensports. In dieser Zeit begannen koreanische Sportler damit, an internationalen Wettkämpfen teilzunehmen und bei ausländischen Mannschaften mitzuspielen. Der Sportjournalist Kim Dong-hoon von der Tageszeitung Hankyoreh erzählt uns mehr über die frühen Jahre des koreanischen Sports.

Es gab 1962 einen Baseballspieler namens Baek In-cheon. Mit nur 19 Jahren ging er nach Japan, um dort in der professionellen Baseball-Liga zu spielen. Er war bereits in der Zeit als Spieler für seine Kyungdong-Oberschule ein berühmter Schlagmann gewesen. Nach dem Abitur kam er zur Landwirtschaftsbank, dem Vorgänger der heutigen Nonghyup-Bank, doch er spielte dort nur eine kurze Zeit lang, bevor er für 20 Jahre als Spieler nach Japan ging.

Die zwei beliebtesten Sportarten der damaligen Zeit, Boxen und Ringen, brachten den Koreanern große, spannende Unterhaltung und viel Trost. Wenn der koreanische Wrestling-Star Kim Il einen Kampf hatte, quollen die Comic-Läden und Teestuben in der Nachbarschaft über von Leuten, die den Kampf im Fernsehen sehen wollten. Wie um den Erwartungen seiner Fans gerecht zu werden, gewann der Profi-Ringer die Weltmeisterschaft und machte Korea in der Welt bekannt. Im Boxsport war Kang Se-Chul der erste koreanische Boxer, der 1960 Asienmeister wurde. Sein talentierter Nachfolger Kim Ki-soo stand am 25. Juni 1966 gegen den Italiener Nino Benvenuti in der Jangchung-Sporthalle im Ring. Unter den rund 6.500 Zuschauern befand sich auch der koreanische Präsident. Der Sieg machte Kim Ki-soo zum Junior-Weltmeister im Mittelgewicht der WBA (World Boxing Association), er war Koreas erster professioneller Box-Weltmeister.

In den 1970er Jahren tastete sich der koreanische Fußball in internationale Regionen vor. Der erste Fußballspieler in einer ausländischen Mannschaft war Koreas legendärer Stürmer Cha Bum-Kun, der bei Darmstadt 98, Eintracht Frankfurt und Bayer 04 Leverkusen in der Bundesliga spielte. Cha trug ab 1972 als jüngster Spieler der Geschichte das Trikot der koreanischen Nationalmannschaft und erzielte in mehr als 127 Spielen 55 Tore. Auch im Ausland, in der westdeutschen Bundesliga, war er Leistungsträger und überbrückte so die Kluft zwischen dem koreanischen Fußball und dem Rest der Welt. Hier ist erneut der Sportjournalist Kim Dong-hoon von der Hankyoreh.

Cha Bum-kun kam im Jahre 1978 nach Deutschland. Seine Leistung war bemerkenswert, denn die deutsche Profiliga zählte zu der Zeit zu den besten Fußballligen der Welt. Cha spielte mehr als 10 Jahre lang in 308 Spielen und erzielte fast 100 Tore, also ungefähr alle drei Spiele eins. Er war beliebt bei Fans und Journalisten, die ihm den Spitznamen „Tscha-Bumm“ verliehen.

Die erfolgreiche Ausrichtung der Asien-Spiele 1986 und der Olympischen Sommerspiele 1988 in Seoul ebnete Korea in den 1990er Jahren den Weg in den internationalen Spitzensport. Der Sportjournalist Kim Dong-hoon erklärt es uns.

Viele koreanische Sportler gingen in den 1990er Jahren ins Ausland. Es gab zwei Gründe für den Sportler-Export. Dank der soliden Sportausbildung wurden die koreanischen Sportler immer leistungsfähiger. So wurde Korea Vierter im Medaillenspiegel der Olympischen Spiele in Seoul. Das sportliche Leistungsniveau in Korea erlebte in den späten 1980er und 1990er Jahren einen Wachstumsschub. Der zweite Grund war der, dass seit den 1990er Jahren Auslandsreisen uneingeschränkt durchgeführt werden konnten. Das bedeutete, dass Athleten für ausländische Teams spielen oder im Ausland trainieren konnten, ohne mit den Reisebeschränkungen in Konflikt zu geraten. Das machte sich auch im internationalen Sportverkehr bemerkbar. Früher gab es eine Reihe von Einschränkungen, wenn koreanische Spieler das Land für internationale Wettkämpfe verließen, aber jetzt konnten sie frei ins Ausland reisen und von ihren ausländischen Kollegen lernen.

In den 1990er Jahren wurde Korea führend im Shorttrack-Eislaufen. Der Boom begann mit dem Gesamtsieg des Skaters Lee Joon-ho bei den Shorttrack-Weltmeisterschaften in Amsterdam am 19. März 1990. Von den Olympischen Winterspielen 1992 in Albertville bis zu den Olympischen Winterspielen 2014 in Sotschi gewannen die koreanischen Shorttrack-Eisläufer insgesamt 42 Medaillen, darunter 21 Goldmedaillen. Bei den Olympischen Sommerspielen 1992 in Barcelona lief der Marathonläufer Hwang Young-jo als erster ins Ziel, und Lee Eun-Chul und Yeo Gap-soon gewannen Goldmedaillen im Schießen. Korea wurde in immer mehr Sportarten weltklasse, eine Reihe von talentierten Sportlern machte sich in den 1990er Jahren in verschiedenen Bereichen international einen Namen.

Doch die zwei prominentesten Sportler waren keine anderen als Baseballstar Park Chan-ho und die professionelle Golfspielerin Pak Se-ri, die den Koreanern in der Zeit der Finanzkrise von 1998 große Freude bereiteten. Der Werfer Park kam 1994 zu den LA Dodgers und wurde der erste koreanische Baseballspieler in der MLB (Major League Baseball) in Amerika. Im Jahr 2010 wurde Park zum erfolgreichsten asiatischen Werfer der MLB ernannt. Die Golferin Pak Se-ri war etwa zur gleichen Zeit in die Vereinigten Staaten gegangen. Sie holte sich ihren ersten Sieg im professionellen US-Golf gleich in der ersten Saison 1998 mit dem Gewinn der McDonald‘s LPGA Championship. Seitdem sammelte sie fleißig Meistertitel, darunter die US Open der Damen ein paar Wochen später, und wurde im Jahr 2007 schließlich in die LPGA World Golf Hall of Fame aufgenommen. Der Sportjournalist Kim Dong-hoon erzählt uns mehr über Pak Se-ri.

Ihre Aufnahme in die Golf Hall of Fame ist wirklich bemerkenswert. Die Hall of Fame ist nur den größten Spielerinnen und Spielern vorbehalten. Seit ihrem Eintritt in die LPGA Tour im Jahr 1998 hat Pak als erste asiatische Golfspielerin 25 Titel gewonnen. Nur eine Handvoll Golfspieler und –spielerinnen aller Nationalitäten haben in der LPGA jemals 25 Turniere gewonnen. Mit ihren Leistungen hat sie sich den Platz in der Hall of Fame redlich verdient.

Park Se-ri war nur der Beginn einer ganzen Welle von koreanischen Golferinnen, die LPGA-Titel einsammelten. Allein bei der LPGA Tour von 2015 gewannen koreanische Spielerinnen fünf Major Championships. Die neueste Star-Golferin ist Park In-bee, die 2015 drei Majors gewann und damit einen Karriere-Grand-Slam erreichte. In die Fußstapfen Tscha-Bumms waren inzwischen Fußballspieler wie Huh Jung-moo, Kim Seong-joo und Hwang Sun-hong getreten Dann kam die Fußballweltmeisterschaft 2002 in Korea und Japan, die ein neuer Auslöser für die Rekrutierung von koreanischen Spitzenfußballern wurde. Dazu der Journalist Kim:

Die Schlüsselspieler der Fußballweltmeisterschaft 2002 wurden von ausländischen Vereinen engagiert. Der Mittelfeldspieler Park Ji-sung wechselte dabei erst zum PSV Eindhoven und später in die englische Premier League, und zwar zu keinem anderen als Manchester United. Er nahm an mehr als 200 Spielen teil und spielte auch in der Champions League. Er errang viele Titel mit Manchester United, was seinen Aufenthalt in England zu einem monumentalen Meilenstein in der koreanischen Fußball-Geschichte macht. Es sollte angemerkt werden, dass weniger als 20 Spieler bei Manchester United überhaupt mehr als 200 Spiele gespielt haben. Park Ji-sungs Leistungen sind daher wirklich bemerkenswert.

Bekannt für seine unermüdliche körperliche Fitness, seine Einsatzfreudigkeit und sein Fair Play überwand Park Ji-sung mit stählerner mentaler Stärke den Nachteil von Plattfüßen und kleiner Körpergröße. Eigentlich ein Offensivspieler hatte Park auch hervorragende defensive Fähigkeiten, die zur Prägung des Begriffs „defensiver Flügelspieler“ führten und den koreanischen Fußball weiter voranbrachten.

Die Aufmerksamkeit der ganzen Nation wandte sich dann Kim Yuna zu, die seit ihrem Debüt im Jahr 2005 zahlreiche Rekorde im Eiskunstlauf der Frauen aufgestellt hat. Als die meisten Koreaner noch nicht vertraut mit Eiskunstlaufwettkämpfen waren, träumte sie bereits davon, Weltmeisterin zu werden und trainierte unerbittlich, um diesen Traum wahr werden zu lassen. Der Journalist Kim erklärt:

Kim Yuna gewann 2009 die Vier-Kontinente-Meisterschaften und das Grand-Prix-Finale im Eiskunstlauf. Sie war die erste Eiskunstläuferin, die den Grand Slam der vier großen Wettbewerbe gewann: die Eiskunstlauf-Weltmeisterschaften, die Vier-Kontinente-Meisterschaften, das Grand-Prix-Finale und die Olympischen Winterspiele. Das ist ein sehr seltener Rekord, da die Olympischen Winterspiele nur einmal alle vier Jahre stattfinden, sodass es sehr schwierig für eine Eiskunstläuferin ist, den Grand Slam zu erreichen. Sie errang bei den Weltmeisterschaften 2009 insgesamt 207,71 Punkte und war die erste Eiskunstläuferin, die mehr als 200 Punkte erreichte. Ich bin sicher, dass jeder inzwischen weiß, dass sie bei den Olympischen Winterspielen 2010 in Vancouver mit 228,56 Gesamtpunkten einen Weltrekord aufgestellt hat, der im Guinnessbuch der Rekorde steht und bisher noch nicht wieder gebrochen wurde.

Nach der Unabhängigkeit im Jahre 1945 schickte Korea Sportler zu den Olympischen Sommerspielen 1948 in London, jedoch nur zu sieben Wettbewerben. Seit seinen Anfängen als Sport-Entwicklungsland erhob sich das Land auf Augenhöhe mit den führenden Sportnationen der ganzen Welt. Mittlerweile haben koreanische Sportlerinnen und Sportler unauslöschliche Spuren bei einer breiten Palette von Sportarten wie Fußball, Eiskunstlauf, Golf und auch Rhythmische Sportgymnastik hinterlassen. Hier ist noch einmal der Sportjournalist Kim Dong-hoon.

Koreas Sportgeschichte ist zwar sehr jung, machte in dieser sehr kurzen Zeit aber unglaubliche Fortschritte. Das Land entwickelte sich zusammen mit seinem Sportleben und dem öffentlichen Interesse am Sport exponentiell. Die volle Unterstützung von zentralen und lokalen Behörden förderte eine Menge vielversprechender Sporttalente. Es gibt nicht so viele Länder, die Medaillen in einer derart großen Bandbreite von Veranstaltungen gewinnen wie Korea, mit Ausnahme von Ländern wie die USA und China, die mehr als 100 Medaillen gewinnen. Koreanische Sportler und Sportlerinnen gewinnen Medaillen in Ballspielen, im Kampfsport, Fechten, Bogenschießen und vieles mehr, ein deutliches Zeichen des gestiegenen Ansehens und der umfangreichen Unterstützung für den Sport in Korea.

Korea hat bisher drei der vier größten Sportereignisse durchgeführt: die Olympischen Sommerspiele im Jahr 1988, die Fußballweltmeisterschaft im Jahr 2002 und die Leichtathletik-Weltmeisterschaften im Jahr 2011. Jetzt bereitet sich das Land auf die 23. Olympischen Winterspiele in Pyeongchang im Februar 2018 vor, um diese besondere Grand-Slam-Liste als das erst sechste Land auf der Welt zu vervollständigen.

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