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Hintergrund

Anti-Mobbing-Gesetz tritt in Kraft

2019-07-16

Nachrichten

ⓒKBS News

Beim Anti-Mobbing-Gesetz handelt es sich um Änderungen des Arbeitsstandardgesetzes. Ziel ist, Mobbing am Arbeitsplatz aufgrund einer überlegenen Stellung zu verhindern.


Direkter Anlass für die Einführung entsprechender Bestimmungen war die Praxis namens „Taeum“ unter Krankenschwestern. Gemeint ist, dass sie bis zur Selbstaufgabe arbeiten und daher verbrennen und zu Asche werden. Der Grund ist, dass erfahrene Krankenschwestern Neulingen praktisch alles anordnen und Fehler mit Nichtbeachtung und Rufschädigung bestrafen dürfen.


Diese „Taeum“-Kultur kann jedoch für die Betroffenen zu einer unerträglichen Schikane werden. Sie rückte in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit, nachdem mehrere Krankenschwestern nacheinander Selbstmord begangen hatten. In einigen Abschiedsbriefen wurde „Taeum“ als Grund für ihre extreme Entscheidung genannt.


Beobachter meinen, dass schlimme Arbeitsbedingungen der Krankenschwestern die grundlegende Ursache für die Ausartung der Taeum-Kultur seien. In der Krankenpflege können selbst kleinste Fehler tödliche Folgen haben. Krankenschwestern leiden jedoch unter extremen Arbeitsbedingungen. Es herrscht ein Personalmangel, sie sind überlastet. Diese Situation führe dazu, dass die „Taeum“-Praktik radikaler als nötig angewandt wurde und in Mobbing ausarte, heißt es. Bei einer Umfrage des Koreanischen Krankenschwesterverbands antworteten 40,9 Prozent der befragten Krankenschwestern, dass sie in den letzten zwölf Monaten Mobbing erfahren hätten. Krankenschwestern arbeiteten im Schnitt 5,4 Jahre an einem Arbeitsplatz. 33,9 Prozent der Neulinge wechselten innerhalb eines Jahres ihren Arbeitsplatz. Dafür sei neben schlimmen Arbeitsbedingungen auch die Taeum-Kultur ein wichtiger Faktor gewesen, heißt es.


Die Taeum-Angelegenheit unter Krankenschwestern weitete sich zur Frage von Mobbing am Arbeitsplatz aus. In politischen Kreisen wurden entsprechende Gesetzesänderungen für das Verbot von Mobbing eingeleitet, die Ende letzten Jahres im Parlament verabschiedet wurden. In dem geänderten Arbeitsstandardgesetz sind drei Bedingungen genannt, um von Mobbing ausgehen zu können. Dazu zählen die Nutzung einer überlegenen Stellung oder der Beziehungen durch Arbeitgeber oder Arbeitnehmer am Arbeitsplatz und das Überschreiten eines angemessenen Bereichs in Hinsicht auf die Arbeit. Eine weitere Bedingung sind Handlungen, die andere Arbeitnehmern physische, psychische und emotionale Schmerzen zufügen oder deren Arbeitsumfeld verschlechtern. Sollten all diese drei Bedingungen erfüllt sein, liegt Mobbing vor. In dem Gesetz sind Pflichten von Betrieben genannt, darunter Maßnahmen gegenüber Opfern und Tätern. Jedoch ist die Bestrafung von Tätern nicht direkt geregelt. Das heißt, dass das Gesetz eher dazu dient, Betriebe anzuleiten, um von sich aus Mobbing zu verhindern und in einem Mobbingfall angemessen vorzugehen.


Das Anti-Mobbing-Gesetz kann kein Allheilmittel für die Ausrottung von Mobbing am Arbeitsplatz werden. Dank eines Erkenntniswandels der Gesellschaft anlässlich dessen Inkrafttretens könnte die Mobbing auslösende Kultur am Arbeitsplatz doch noch verändert werden, meinen Beobachter. Trotz gesetzlicher Bestimmungen zu Mobbing gibt es viele vage Fälle. Es bestehe die Gefahr, dass ein Vorgesetzter wegen unabsichtlicher Äußerungen als Täter abgestempelt werden könne, heißt es. Trotzdem wird erwartet, dass das Gesetz das Bewusstsein über Mobbing am Arbeitsplatz verstärken wird.


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